Laut aktueller KSV1870 Insolvenzhochrechnung waren im ersten Quartal 2022 in Kärnten 49 Unternehmen von einer Insolvenz betroffen – das entspricht einer Verdoppelung gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die im Oktober 2021 eingesetzte Trendumkehr findet damit zu Beginn des neuen Jahres eine Fortsetzung. Parallel dazu haben sich auch die vorläufigen Passiva* mit 14 Mio. Euro fast verdreifacht. Die bis dato größte Firmenpleite betrifft die Hispano Suiza Engineering GmbH, Villach mit Passiva von 4,5 Mio. Euro.
Im ersten Quartal 2022 wurden in Kärnten 24 Insolvenzverfahren über Kärntner Unternehmen eröffnet. Zusätzlich wurden 25 weitere Insolvenzanträge mangels Vermögens der Schuldner abgewiesen. In Summe sind 49 Unternehmen mit Verbindlichkeiten von 14 Millionen Euro in die Insolvenz geraten. Im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres sind mehr als doppelt so viele Firmen (+ 113 %) in die Insolvenz geschlittert. „Der gegen Ende des Jahres 2021 eingesetzte Turnaround im Bereich der Unternehmensinsolvenzen hat sich zu Jahresbeginn fortgesetzt. Es scheint sich das Insolvenzaufkommen ein wenig zu normalisieren und sich allmählich in Richtung ‚Vor-Krisen-Niveau‘ zu entwickeln“, berichtet Mag. Barbara Wiesler-Hofer Leiterin KSV1870 Standort Kärnten.
Passiva fast verdreifacht
Parallel zur Entwicklung der Firmenpleiten fallen auch die vorläufigen Passiva deutlich höher aus als im ersten Quartal 2021. Die Passiva haben sich fast verdreifacht (+ 180 %) und betragen 14 Mio. Euro. Dies lässt sich im Wesentlichen auf zwei Fälle zurückführen: Das Konkursverfahren der Hispano Suiza Engineering GmbH, Villach (Passiva 4,5 Mio. Euro) und das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung der Innerkremser Seilbahnengesellschaft m.b.H. & Co Kommanditgesellschaft, Kremsbrücke (Passiva 3,3 Mio. Euro).
Bundesländer-Vergleich: Kärnten auf Platz fünf im Ranking der Steigerungen
Im österreichweiten Durchschnitt sind die Unternehmensinsolvenzen im 1. Quartal 2022 um rund 110 Prozent gestiegen. Es verzeichnen alle neun Bundesländer deutlich mehr Unternehmensinsolvenzen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Kärnten belegt im Bundesländervergleich mit 49 insolventen Firmen und einem Plus von 113 Prozent nach Tirol (+ 321,1 %), Vorarlberg (+ 287,5 %), Niederösterreich (+ 234,3 %) und Oberösterreich (+ 118,9 %) die fünftgrößte Steigerung.
Ausblick: Internationale Krisen als Unsicherheitsfaktor
In Anbetracht der vielfältigen Krisensituationen auf die heimische Wirtschaft ist derzeit eine seriöse Einschätzung der Insolvenzsituation für die kommenden Monate mit großer Vorsicht zu betrachten. Wie im privaten Bereich haben auch die österreichischen Unternehmen unter anderem mit hohen Energie- und Rohstoffpreisen zu kämpfen, die je nach Branche unterschiedlichste Auswirkungen mit sich bringen können. „Aus heutiger Sicht liegt es jedenfalls im Bereich des Möglichen, erstmals seit Ausbruch der Pandemie ein Jahresergebnis zu erzielen, das auf ‚Vor-Krisen-Niveau‘ liegt“, erklärt Wiesler-Hofer. Für Kärnten wären das rund 300 Unternehmensinsolvenzen – abhängig auch davon, wie sehr sich der weitere Verlauf der Corona-Krise mit aktuell sehr hohen Infektionszahlen als auch der Russland-Ukraine-Konflikt auf die heimische Wirtschaft auswirken. Hinzu kommen weitere Unsicherheitsfaktoren wie etwa die Entwicklung der Inflationsrate und jene der Zinsanpassungen durch die Europäische Zentralbank.
*) Die Passiva für Q1-2022 sind vorläufige Werte und beziehen auf den Stichtag der Hochrechnung, den 16.03.2022. Im Zuge der fortlaufenden Insolvenzverfahren werden sich diese Passiva noch verändern.