Die Caritas empfiehlt, mit Kindern und Jugendlichen über den Krieg in der Ukraine zu sprechen und bietet in ihren sechs Lebensberatungsstellen in Kärnten gezielt Unterstützung für Eltern und junge Menschen an.
Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist nicht nur die Welt für uns Erwachsene eine andere. Auch Kinder und Jugendliche spüren die wachsende Unsicherheit und Angst, die mit dem Thema Krieg einhergehen. Krieg in Europa, im zweitgrößten Land Europas, das nicht mehr als 425 Kilometer von Wien entfernt ist.
Die Nachrichten und alle Social Media-Kanäle sind voll damit: Sirenen schlagen Alarm, Raketen schlagen ein, die Ukraine steht unter Beschuss, Menschen müssen ihr Leben lassen. Häuser sind zerstört, Bankfilialen haben geschlossen, die Schlangen vor Supermärkten und an den Tankstellen werden länger. Eine absolut dramatische und unübersichtliche Situation, die für Kinder und Jugendliche noch schwerer einzuordnen ist als für Erwachsene. Das bestätigt auch Ursula Luschnig, Menschen in Krisen- Bereichsleiterin der Caritas Kärnten und selbst Familienberaterin und Psychotherapeutin: „Viele Kinder und Jugendliche haben Angst. Die Situation verunsichert und bedrückt nicht nur uns Erwachsene zutiefst. Seit zwei Jahren leben wir mit der Pandemie. Damit verbunden ist es in vielen Familien zu Überforderung, Schul- und Ausbildungsdruck, Depressionen und eben Ängsten gekommen. Dazu kommt jetzt noch der Krieg in unserer unmittelbaren Nähe. Das ist schon enorm viel für junge Menschen. Umso wichtiger ist es gerade jetzt, dass Eltern, Großeltern, aber auch Lehrer*innen für sie da sind, mit ihnen sprechen, sie ernst nehmen, unterstützen und begleiten.“
Kinder im Kindergarten und Volksschulalter brauchen besonders kindgerechte Antworten auf ihre Fragen. Hier ist es ratsam, genau darauf zu achten, was die Kinder konsumieren und bei Bedarf gemeinsam Sendungen anzusehen, die für kleinere Kinder geeignet sind und kindgerecht über den Krieg berichten. Diese können eine wirklich gute Grundlage bieten, um danach darüber zu sprechen und sich bewusst Zeit für Fragen zu nehmen.
Ansonsten ist es auch jetzt wichtig, den Alltag weiterhin gut zu gestalten und bei Bedarf gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen Handlungen zu setzen, um dem Gefühl der Ohnmacht entgegenzuwirken, wie ein Gebet für die Menschen in der Ukraine zu sprechen, eine Kerze anzuzünden, Taschengeld zu spenden oder gemeinsam zu überlegen, wie man den Menschen auf der Flucht sinnvoll helfen könnte.
Jugendliche beziehen ihre Informationen vor allem aus den sozialen Medien, sie sehen zum Beispiel TIKTOK Videos von jungen Menschen aus der Ukraine und Bilder, die sie sich kaum vorstellen können und die sie enorm belasten.
Dazu rät Petra Pöschl-Lubei, Familienberaterin und Elternbildnerin in der Lebensberatungsstelle der Caritas in Klagenfurt: „Jugendliche sollten mit ihrem Medienkonsum nicht alleine gelassen werden. Es ist hilfreich, gemeinsam Videos anzuschauen und vor allem danach darüber zu sprechen. Wie auch für uns Erwachsene sollten wir auf die Menge unseres Medienkonsums achten. Wir alle können zu viele Informationen nicht mehr verarbeiten.“ Jugendliche könnten sich, wenn so viele schlimme Ereignisse auf sie einströmen oft nicht mehr auf die Schule konzentrieren. „Viele Jugendliche haben in den letzten zwei Jahren ihre innere Orientierung verloren. Sie leiden vermehrt unter Ängsten, Depressionen, aber auch Essstörungen und kommen mit dem Schulstress schwerer zurecht. Hier brauchen Kinder und Jugendliche vermehrt unsere Unterstützung!“
5 Tipps, wie man mit Kindern und Jugendlichen über den Krieg spricht:
Die Caritas Kärnten bietet speziell für Eltern und Jugendliche zwei ganz konkrete Initiativen an, die hier ebenfalls unterstützen können:
Beratung für Jugendliche, junge Erwachsene und Eltern
In allen sechs Lebensberatungsstellen in ganz Kärnten erhalten Jugendliche, junge Erwachsene und Eltern Unterstützung – kostenlos. Rufen Sie an, denn Reden hilft! Das gilt auch für die TelefonSeelsorge, die rund um die Uhr unter der Rufnummer 142 zum Nulltarif erreichbar ist. Alle Infos: https://caritas-kaernten.at/menschen-in-krisen
Elterntelefon
Petra Pöschl-Lubei ist montags von 8 bis 12 Uhr am Elterntelefon unter der Nummer 0664-80 64 88 343 erreichbar. Sie berät und gibt Orientierungshilfe bei Erziehungsfragen und allen familienbezogenen Themen und Problemen vom Klein- und Schulkind bis hin zur Pubertät.
youngCaritas: Soziale Themen für junge Menschen verständlich und erlebbar machen
Die Aufgabe der youngCaritas ist es, komplexe Zusammenhänge für Kinder und Jugendliche erfahr- und begreifbar zu machen. Im Rahmen von altersgerechten und kostenlosen Workshops wird jungen Menschen im Alter von 6 bis 25 Jahren die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen sozialen Themenbereichen ermöglicht. Besonders der Workshop „Spiel des (Über-)Lebens“ schafft Raum, um für das Thema Flucht zu sensibilisieren und wichtige Fragen zu beantworten.
Darüber hinaus haben junge Menschen die Chance, selbst sozial aktiv zu werden und sich für Menschen in Not einzusetzen – aus aktuellem Anlass stehen die Jugendaktionen, wie LaufWunder und LeseWunder oder auch die „Aktion Kilo“ ganz im Zeichen der humanitären Hilfe für die Ukraine. Zusätzlich hilft die youngCaritas bei individuellen Spendenaktionen, die Jugendliche zum guten Zweck durchführen wollen.
Mehr Infos zu den Aktivitäten der youngCaritas: https://ktn.youngcaritas.at
Foto: Daniel Gollner/Caritas