In Kärnten wurden 2020 im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger Delikte zur Anzeige gebracht. Zeitgleich konnte die Aufklärungsquote auf erstmals über 60 Prozent gesteigert werden. Der Zehn-Jahres-Trend bleibt damit weiterhin rückläufig. Suchtmittelkriminalität und Cybercrime bleiben die Herausforderungen.
Gesamtkriminalität
Die Zahl der Anzeigen ist 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 13,6 Prozent auf 20.986 Anzeigen gesunken (2019: 24.286). Im Zehnjahresvergleich ist ein deutlicher Rückgang zu erkennen. Die Rückgänge sind vor allem auf die Abnahme der Anzeigen bei den „Strafbaren Handlungen gegen Leib und Leben“ (minus 673 Anzeigen) und „Strafbare Handlungen gegen fremdes Vermögen“ (minus 2.066 Anzeigen) zurückzuführen.
Die Aufklärungsquote ist 2020 um 2,6 Prozentpunkte auf 61,8 Prozent angestiegen.
Rückgänge:
Gewaltkriminalität
3.217 Gewaltdelikte wurden 2020 angezeigt, das entspricht einem Minus von 11,8 %. Vor 10 Jahren wurden noch 4.119 Gewaltdelikte zur Anzeige gebracht. Bei 61,3 Prozent der begangenen Taten gab es eine Beziehung zwischen Täter und Opfer (2.278 Täter- Opfer-Beziehungen). 2020 war, wie in den Jahren zuvor, das Haupttatmittel die Stichwaffe. Sie kam bei 83 Delikten zum Einsatz. 2020 wurden vier vollendete Morddelikte erfasst, bei denen drei Frauen getötet wurden (2019: 4).
2020 wurden im Deliktfeld „Gewalt in der Privatsphäre“ 795 Delikte angezeigt. Für diesen Bereich werden Delikte wie Mord, Körperverletzung, Freiheitsentziehung, gefährliche Drohung bis hin zu sexuellem Missbrauch ausgewertet. Bei diesen Delikten bestehen nahezu immer Bekanntschaftsverhältnisse, wodurch die Aufklärungsquote naturgemäß hoch (99,6 Prozent) ist. Im Vergleich zum Vorjahr (792) stieg dieses Deliktsfeld nur sehr gering.
Eigentumskriminalität
Die Eigentumskriminalität insgesamt ist in Kärnten 2020 um 27,8 % auf 4.826 Anzeigen gesunken (2019: 6.686 Anzeigen). 2020 wurden der Polizei in Kärnten 286 Anzeigen wegen Einbruchs in einen Wohnraum (Wohnhaus oder Wohnung) gemeldet (2019: 368). Das entspricht einem Rückgang von 22,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Vergleich dazu gab es im Jahre 2011 noch 562 Wohnraumeinbrüche.
Der Diebstahl von Kfz ist 2020 mit 47 angezeigten Delikten stark gesunken (2019: 88). Dies gilt auch für die Anzahl der Taschen- und Trickdiebstähle. 2020 wurden lediglich 148 Anzeigen gestellt, was somit den Tiefststand der letzten zehn Jahre darstellt. 2011 waren es noch 1.319 Anzeigen.
Suchtmittelkriminalität
2020 wurden 2.525 Delikte nach dem Suchtmittelgesetz zur Anzeige gebracht, ein Minus von 11,4 % (2019: 2.849).
Die Zahl der Suchtmitteltoten sank von 16 Toten im Jahr 2019 auf 5 Todesfälle im Jahr 2020.
Phänomene und Entwicklungen im Bereich der Suchtmittelkriminalität:
Der Trend sich im benachbarten Slowenien mit illegalen Suchtgiften zu versorgen ist nach wie vor ungebrochen hoch. Die Hauptschmuggelrouten sind nach wie vor der Karawankentunnel und der Loiblpass. Bei Fahrzeugkontrollen wurden immer wieder geschmuggelte Suchtgifte sichergestellt.
Cannabiskraut ist nach wie vor die Leitdroge. Wie in den vergangenen Jahren bereits erkennbar war und sich in Zeiten des Corona Lockdowns noch verstärkt hat, verlagert sich der Suchgiftkonsum in den privaten Bereich. Eine zunehmende Experimentierfreudigkeit (Mischen von Substanzen, insbesondere Medikamente mit illegalen Drogen etc.) bei jugendlichen Konsumenten ist feststellbar.
Bedenklich erscheint der Umstand, dass in Kärnten nach wie vor der Bedarf an Heroin auf einem relativ hohen Level liegt. Ein Teilaspekt dieses Phänomens ist sicherlich in der leichten und vor allem leistbaren Verfügbarkeit im Nachbarland Slowenien zu suchen. Ausfälle im Zuge des Lockdowns wurden via Internetbestellungen teilweise kompensiert. Dies gilt auch für den Bereich von Kokain.
Um die komplexen Sachverhalte zu bearbeiten wurden Im Jahr 2020 mehrere Arbeitsgemeinschaften gegründet. Somit gelang es 2020 insgesamt 97 Drogendealer festzunehmen und unzählige Suchtgiftabnehmer zur Anzeige zu bringen.
Steigerungen:
Internetkriminalität
Die Internetkriminalität ist auch 2020 gestiegen: Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das eine Zunahme von 32,2 Prozent (2019: 1168 Delikte/2020: 1544).
Phänomene und Entwicklungen im Bereich der Internetkriminalität:
Ransomware-Attacken
Unternehmensdaten werden verschlüsselt bzw. beschädigt. Die Infektion der Computersysteme erfolgt dabei entweder durch Übermittlung von E-Mails mit Schadsoftware oder unter Ausnutzung von Schwachstellen der verwendeten Systeme. Auch Infektionen mittels Fernzugriffen via Download von Schadsoftware über einen Link sind dabei zu beobachten. Die Opfer werden im Zuge der Straftat zur Bezahlung von Erpressungsgeld genötigt, um wieder an ihre Daten zu kommen.
Massenerpressungsmails
Mit meist erfundenen Bedrohungslagen werden die Empfänger dieser Emails zur Bezahlung einer Geldsumme verleitetet – andernfalls werden die angeblich sensiblen Inhalte – wie z.B. Nacktbilder des Opfers über soziale Netzwerke geteilt. Auch in diesem Bereich ist eine Zahlung nicht anzuraten, da die angesprochenen Fakten nicht korrekt bzw. frei erfunden sind.
Love Scam
Kontakte werden über soziale Netzwerke hergestellt und letztendlich wird das Opfer zur Zahlung von hohen Geldsummen unter Vorspiegelung einer vermeintlichen Liebebeziehung verleitet.
Sextortion
Zumeist junge Menschen werden über soziale Netzwerke in einen Kontakt verstrickt, welcher sehr schnell auf eine sexuelle Schiene gelenkt wird. Sobald die Täter in den Besitz von geeigneten Bild- oder Videomaterial gekommen sind, erpressen diese wiederrum die Opfer mit der Veröffentlichung im Freundeskreis bzw. auf sozialen Medien.
Wirtschaftskriminalität
Die Wirtschaftskriminalität ist 2020 von 3.015 Anzeigen auf 3.081 Delikte gestiegen, eine Steigerung von 2,2 Prozent und zugleich der höchste Wert der letzten 10 Jahre. Der Großteil der Fälle entfiel auf Betrugsdelikte (2020: 2.105). Im Bereich des Sozialleistungsbetrugs stellte die Polizei 121 Anzeigen, was einer Zunahme um 168,9 % gegenüber dem Vorjahr entspricht (2019: 45).
Verkehr
35 Menschen verloren 2020 ihr Leben im Straßenverkehr. Somit sind gegenüber dem Vorjahr sechs Verkehrstote mehr zu beklagen.
Einer der Schwerpunkte lag wieder in der Bekämpfung des Themenfeldes „Drogen im Straßenverkehr“. Gegenüber dem Vorjahr (2019: 195/2020/200) konnte dabei eine leichte Steigerung erzielt werden. Eine Steigerung von 49 % Laseranzeigen konnte 2020 im Vergleich zu 2019 verzeichnet werden. Alle anderen Verkehrsübertretungen verzeichnen Corona bedingt jedoch ein Minus. Besonders deutlich mach sich das mit einer Abnahme von minus 32 % an Radaranzeigen durch die Lockdowns und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit bemerkbar.
Covid 19
Seit dem Lockdown 1 im März 2020 wurden 2888 Anzeigen wegen Übertretungen nach dem Co-vid-19 – Maßnahmengesetz erstattet. Insgesamt wurden 686 Organmandate nach dem Covid-19 – Maßnahmengesetz und dem Epidemiegesetz erlassen.
Bei 37826 Personen wurden Quarantäne-Überprüfungen nach dem Epidemiegesetz durchgeführt.
Personal
Mit 1. März 2021 hat die Landespolizeidirektion Kärnten einen Gesamtpersonalstand von 2.398 Bediensteten (578 weibl.). Davon versehen 2145 (419 weibl.) Bedienstete exekutiven Dienst, wovon 283 (112 weibl.) in der Grundausbildung stehen.
Im Vergleich zum 1.März 2020: da waren von 2348 Bediensteten 540 weiblich und davon 381 Exekutivbedienstete.
69 ehemalige Post- und Telekombedienstete verrichten in den jeweiligen Bereichen, im Rahmen ihrer Ausbildung und Möglichkeiten, fachspezifische Arbeiten.
Ausbildung
Insgesamt werden derzeit sechs Grundausbildungslehrgänge mit insgesamt 283 Polizeischülern mit Vertragsbediensteten mit Sondervertrag im BZS Kärnten bzw. BZS Wels ausgebildet.
Für das Jahr 2021 sind bis dato 5 weitere Grundausbildungskurse (1 im April, 2 im Juni, 1 im Sept und 1 im Dez) vorgesehen. Am 1. April 2021 startet der Kurs mit 29 Schülern.
Foto: Mein Klagenfurt