Von 8. bis 29 Juni zaubert das Junge Theater Klagenfurt ein hochaktuelles Stück auf die Bretter der Theaterhalle 11, geht es doch in „Jugend ohne Gott“ nichts weniger als um die Freiheit, die Menschenwürde und die Zärtlichkeit. Als Ödön von Horvath Anfang der dreißiger Jahre mit seinem Roman begann, hatte sich der Faschismus schon in die europäische Politik und Gesellschaft gefressen. Hitler, Mussolini, Franco hatten Demokratie und Meinungsfreiheit vernichtet. In Österreich war gerade Engelbert Dollfuß dabei, es seinen faschistischen Vorbildern gleichtun.
Auch heute droht der Faschismus. Erneut breitet er sich aus. In Europa, in Amerika und eigentlich überall. In seiner Unerbittlichkeit und Brutalität hat er aber längst Konkurrenz bekommen. Seit vielen Jahrzehnten wir eine Generation nach der anderen dazu angeleitet, Karriere zu machen, Geld zu verdienen, immer reicher und besser und größer zu sein als alle anderen. Wie geht es heute den SchülerInnen und LehrerInnen mit dem Druck, der von allen Seiten auf sie ausgeübt wird? Mit der Selbstoptimierung, zu der sie verdammt sind? Der ständigen Beurteilung in den sozialen Medien, der sie sich nur unter Aufbietung aller Kräfte entziehen könnten? Alles das erforschen Angie Mautz (Regie) und ihr Team gemeinsam mit Jugendlichen, die an diesem Stück mitwirken. Theater entsteht aus dem Prozess der gegenseitigen Würdigung, der Anerkennung des Gegenübers, der sich gesehen und vielleicht auch verstanden fühlen darf.
„Jugend ohne Gott“ erzählt vom Untergang der Menschlichkeit. Ödön von Horvath führt uns in eine Geschichte, wie sie jedem widerfahren kann. Ein Lehrer rügt einen Schüler, weil der sich rassistisch geäußert hat. Das hat Konsequenzen. Aber nicht für den Schüler. Der Lehrer wird von Eltern und Schülern angegriffen und vom Direktor gerügt. Mit seinem humanistischen Gefasel verderbe er en Mut und die Kraft der Jugend. Die sei nicht da, um Mitleid zu haben. Sie soll hart werden und stark. Das fordert man von jungen Menschen heute auch. Sie sollen sich durchsetzen. Sie sollen Sieger sein. Rücksicht und Mitgefühl stören dabei nur. Wer sich um andere kümmert, der bleibt in dem brutalen Kampf um Macht und Geld und Anerkennung auf der Strecke.
12., 20., 21., 22., 27., 28. und 29. Juni 2024. Beginn jeweils 20 Uhr.
„Ich hab' mal Gott gefragt, was er mit mir vorhat. Er hat es mir aber nicht gesagt, sonst wär ich nämlich nicht mehr da. Er hat mir überhaupt nichts gesagt.“ Ödön von Horvath.
Foto: Günther Jagoutz