Organisiert von Primarius Wolfgang Wladika vom Klinikum Klagenfurt und seinem Team werden namhafte Persönlichkeiten wie Juristin Irmgard Griss, Jugendforscherin Brigitte Großegger, Armutsforscher Martin Schenk, Psychiater Reinhard Haller referieren.
„Kinder- und Jugendpsychiatrie ist keine Inselwissenschaft, es ist vielmehr ein großes Ganzes aus vielen Themenfeldern; und jedes Themenfeld wiederum ist für sich ein Puzzlestein eines zusammenhängenden Gefüges“, sagte Gesundheitsreferentin LR.in Beate Prettner in ihrer Eröffnungsrede. Aktuell würde es besonders viele Puzzlesteine geben: „Einflüsse und Störfaktoren, die unsere Gesellschaft in Summe herausfordern. Und erst recht junge Seelen“, so Prettner. Bei immer mehr Kindern und Jugendlichen komme die seelische Gesundheit ins Wanken: Psychosoziale Auffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen, Angstzustände nehmen seit Jahren zu. „Wir kennen die Belastungsfaktoren: Sie sind vielfältig und werden immer mehr - Überforderungssituationen der Eltern, brüchiger werdende Beziehungen, Armut und Armutsgefährdung, Leistungsdruck, der Rückzug in digitale Erfahrungswelten, die einerseits isolieren und andererseits junge Menschen herausfordern, mobben, unter Druck setzen“, betonte Prettner.
Kärnten habe vor fünf Jahren, 2018, mit dem Pilotprojekt ‚Kinder und Jugendpsychotherapie‘ ein Bekenntnis dafür abgelegt, dass der Prävention von Störungen und der Behandlung von seelischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. „Seither versuchen wir laufend, neue Anlaufstellen und Therapiemöglichkeiten zu etablieren, wie etwa die Psychosozialen Zentren in Villach, die wir im Sommer 2022 eröffnet habe, und die Psychosozialen Zentren in Klagenfurt, die heuer fertiggestellt werden.“ Die Idee hinter den Psychosozialen Zentren sei, dass „wir Patientinnen und Patienten einen einfachen Zugang bieten möchten, um sie bestmöglich und schnellstmöglich therapeutisch betreuen zu können. Das heißt: Wir möchten Betroffene so früh wie möglich – also bevor sich die noch überschaubaren Probleme zu einem groben Problem auswachsen – begleiten und betreuen. Damit sollen auch die stationären Aufnahmen verringert werden.“
Als eine zentrale Herausforderung bezeichnete Prettner den zunehmenden Mangel an Fachleuten, vor allem an Psychotherapeutinnen und -therapeuten. „Wir laufen sehenden Auges bei vielen Gesundheitsberufen in Engpässe“, so die Gesundheitsreferentin, die seit Jahren vor dieser Entwicklung warnt. Einmal mehr plädierte sie für längst überfällige Änderung der Aufnahmeverfahren zum Medizinstudium – „inklusive ganz gezielter Maßnahmen in den Bereichen, die mittlerweile besonders betroffen sind. Und dazu gehört zweifellos die Kinder- und Jugendpsychiatrie“, betonte die Gesundheitsreferentin. Von den Einzelschicksalen abgesehen, wäre es für die Gesellschaft in Summe fatal, in diesem Bereich Lücken entstehen zu lassen. Das unterstrich auch Primarius Wladika: „Dann ist die Gefahr groß, dass das Problem chronisch wird. Schlecht behandelte Jugendliche haben ein hohes Risiko, als Erwachsene zu erkranken – und zwar chronisch.“
Auch Landesrätin Sara Schaar, Referentin für Kinder- und Jugendhilfe, wohnte dem Kongress, dem bisher größten seiner Art in Österreich, bei. „Neben aktuellen Themen der Kinder- und Jugendpsychiatrie werden in diesen drei Tagen ganz bewusst Schnittstellenthemen zu Sozialarbeit oder Sozialpädagogik beleuchtet. Die Stärkung der psychischen Gesundheit der jungen Generation ist in vielen Professionen ein großes Anliegen und durch einen umfangreichen Wissensaustausch trägt der Kongress dazu bei, neue Wege zu finden, um gemeinsam Herausforderungen in diesem Bereich zu bewältigen“, so Schaar.
Weitere Informationen unter https://oegkjp.at
Foto: Mein Klagenfurt