Morgen, Samstag, findet der Höhepunkt des Pride Monats in Kärnten statt. Um 14:00 Uhr startet die diesjährige Regenbogenparade in Klagenfurt den Umzug unter dem Motto „United in Pride“.
Die Veranstalter*innen Queer Klagenfurt/ Celovec setzen damit die unruhigen Zeiten für homo-, bi-, trans- oder intersexuelle Personen und Menschen, die sich als queer bezeichnen (LGBTIQ*-Personen), in den Mittelpunkt. Den Ehrenschutz für die Parade übernimmt auch heuer Landeshauptmann Peter Kaiser. Schon heute, Freitag, wurde vom Landeshauptmann gemeinsam mit Gesellschaftsreferentin Sara Schaar und Klagenfurts Stadträtin Corinna Smrecnik vor dem Amt der Kärntner Landesregierung die Regenbogenfahne gehisst.
„Kärnten ist bunt und lebt Vielfalt in jeder Hinsicht. Egal ob sprachlich oder kulturell, unser Bundesland hat sich in den letzten Jahren konsequent weiterentwickelt zu einer in Europa und international viel beachteten Region, in der Offenheit, Toleranz, Respekt und Miteinander das Fundament einer solidarischen Gemeinschaft bilden“, so Kaiser. Gleiches müsse auch in der Frage der Gleichbehandlung, der Geschlechterfestlegung und der sexuellen Orientierung gelten. „Im 21. Jahrhundert sollte es in einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft langsam normal sein, dass jede*r lieben kann, wen er*sie will“, macht Kaiser deutlich. Er stehe für Nulltoleranz bei jeglicher Art von Diskriminierung.
Denn die Gegenbewegungen zu den Gleichbehandlungsbestrebungen nahmen in den letzten Jahren, sowohl auf europäischer Ebene als auch innerhalb Österreichs zu. In Polen und Ungarn wurden LGBTIQ*-freie Zonen errichtet, in Österreich und auch in Klagenfurt wurden Regenbogen-Bänke zerstört und Hassbotschaften auf Wände nach der Regenbogenparade geschmiert. Einer Studie der EU-Grundrechteagentur von 2020 zufolge vermeidet eine Mehrheit der LGBTIQ*-Personen in der Öffentlichkeit das Händchen halten. 40% gaben an, dass sie in den letzten 12 Monaten aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert wurden, sei es bei der Bewerbung, im Beruf, bei der Wohnungssuche oder in der Schule.
„Bis tatsächliche alle Diskriminierungen und Vorurteile abgebaut sind ist es noch ein langer Weg“, so Gesellschaftsreferentin LRin Sara Schaar. 1970 war es noch für einen homosexuellen Mann* im Bundesstaat Connecticut verboten, einen Führerschein zu machen. Die Begründung war, dass er* aufgrund seiner Sexualität für andere Autofahrende gefährlich werden könnte. Erst seit heuer mit September wird es auch in Österreich für homo- und bisexuelle Personen möglich ihr Blut zu spenden. „Der Diskriminierungsschutz in Österreich hat noch zu viele Lücken“, betont LRin Sara Schaar. „Ein Kellner* kann in einem Lokal ein schwules Paar als ‚schwule Sau‘ beschimpfen oder ein lesbisches Paar wegen zu intensiver Küsse vom Kaffeehaus verweisen. In diesen Fällen kann die Gleichbehandlungsanwaltschaft nichts unternehmen. Diese Fälle sind nicht durch das Gleichbehandlungsrecht geschützt. Es ist daher dringend notwendig, dass die Bundesregierung den Nationalen Aktionsplan für Menschenrechte in Angriff nimmt.“
Stadträtin Corinna Smrecnik pflichtet Schaar bei und erklärt, gerade als Juristin zeichneten sich für sie die gesellschaftspolitischen Problematiken, die aus der gesetzlichen Ungleichbehandlung resultierten, für stagnierenden Fortschritt verantwortlich: „Wie bei den zahlreichen Diskussionen rund ums Gendern geht es um die Sichtbarmachung aller Menschen. Nur wer sichtbar ist, kann auch wahrgenommen werden. Gerade als Jugendreferentin werde ich regelmäßig mit veralteten Stereotypen, wie sich Mädchen* und Buben* zu verhalten haben, konfrontiert, welche Interessen sie verfolgen müssen und welche Berufe sie erlernen dürfen. Wenn hier nicht konsequent angesetzt und kindergerecht für alle Lebensweisen die gleichen rechtlichen Bedingungen geschaffen werden, verpassen wir die Zukunft und zerstören Leben. Gerade als familienfreundliche Region ist es besonders wichtig, auch auf Bundesebene die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, damit Kärnten sein volles Potenzial ausschöpfen kann.“
„Die Gleichbehandlungsstelle des Landes und die Gleichbehandlungsanwaltschaft setzen sich für eine Gesellschaft frei von Diskriminierung ein. Ihre Aufgabe ist es, nicht nur den Betroffenen zu helfen, sondern auch präventiv dafür zu sorgen, dass Diskriminierung gar nicht erst stattfindet und wenn doch, dass Betroffene vom Gesetz geschützt werden“, erklärt Susanne Ebner, Leiterin der Gleichbehandlungsstelle des Landes Kärnten.
„Die Regenbogenparade im „Pride-Month“ Juni soll ein Zeichen für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung und Ausgrenzung sein. Kein Mensch darf wegen ihrer*seiner sexuellen Identität benachteiligt oder diskriminiert werden. Love is love“, schließen LH Peter Kaiser und LRin Sara Schaar.
Foto: LPD Kärnten/Didi Wajand