Covid-19 und Hunger – die doppelte Not
Die Ausgangsbeschränkungen wegen Covid-19 verschärfen Armut und Hunger in Afrika. Als Caritas lassen wir niemanden zurück – auch über die eigenen Grenzen hinweg.
Die Zahl der Menschen, die akut Hunger leiden, könnte laut Welternährungsprogramm der UNO noch dieses Jahr aufgrund der Folgen von Corona sprunghaft auf 265 Millionen Menschen anwachsen und sich damit verdoppeln. „Die Ärmsten, die im normalen Alltag schon um ihre tägliche Mahlzeit kämpfen müssen, schlittern nun durch steigende Nahrungsmittelpreise noch tiefer in die Armut“, warnt Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich. „Es ist deswegen das Gebot der Stunde, jene Menschen, deren tägliche Mahlzeit schon jetzt nicht gesichert ist, nicht allein zu lassen. Afrika und die ärmsten Länder der Welt nicht zu vergessen.“
Ausgangsbeschränkungen nehmen Lebensgrundlage
Sämtliche Länder Afrikas haben bereits Covid-19-Fälle registriert. Mit Stand 24.Juni gibt es rund 232.000 registrierte Fälle in Afrika. Laut WHO könnten 190.000 Menschen in Afrika am Corona-Virus sterben. Die Gesundheitssysteme der ärmsten Länder Afrikas sind nicht ausreichend auf die Krise vorbereitet und mit der Pandemie überfordert. In Mosambik zum Beispiel gibt es lediglich 30 Beatmungsgeräte. Auf einen Arzt in der Region Marsabit in Kenia kommen 63.285 PatientInnen.
Die drastischen Ausgangsbeschränkungen verhindern zwar eine Verbreitung des Virus, nimmt den Menschen jedoch in vielen Fällen ihre Lebensgrundlage. „Menschen, die von der Hand in den Mund leben, die mit einer kleinen Fahrradwerkstatt, einer Schneiderei oder einem Lebensmittelladen tagsüber das Geld verdienen, das sie am Abend für ihre Mahlzeit brauchen, haben plötzlich kein Einkommen mehr. Zusätzlich steigen die Nahrungsmittelpreise. Und kein Sozialstaat fängt diese Familien auf“, sagt Andreas Knapp, Generalsekretär für Internationale Programme der Caritas Österreich. „Afrika südlich der Sahara ist ohnehin besonders von den Folgen des Klimawandels, von Naturkatastrophen oder Heuschreckenplagen betroffen. Diese Regionen trifft die Virus-Pandemie doppelt und dreifach.“ Schätzungen zufolge werden bis zu 500 Millionen Menschen zusätzlich verarmen.
Fatale Folgen im Senegal
Angesichts der schlechten Infrastruktur, wie zum Beispiel adäquate Wasserversorgung, hat Corona im Senegal bereits jetzt fatale Folgen. Daher sind im Senegal viele Menschen nicht einmal in der Lage, die erlassenen Hygienemaßnahmen umzusetzen. Die Präventionsmaßnahmen erschweren die Lebensbedingungen der Bevölkerung massiv. Tagelöhner, Marktfrauen und Menschen, die bereits vor dem Ausbruch der Pandemie an den Rand der Gesellschaft gedrängt waren, fehlt es jetzt an allem.
In der Region Tambacounda sind viele Menschen akut von den Folgen betroffen. „Es besteht eine sehr unsichere Ernährungssituation für Familien, die ohnehin in prekären Situationen leben und die staatliche Hilfe nicht erreicht. Besonders Frauen stehen unter starkem Stress, dass sich ein Familienmitglied mit dem Virus infiziert oder dass die Familie nicht ernährt werden kann“, sagt Seynabou Diouf, Projektmitarbeiterin Caritas Tambacounda.
Kenia zusätzlich von Heuschreckenplage betroffen
In Kenia ist die Zahl der Covid-19-Fälle in den vergangenen zwei Wochen stark gestiegen. Bis 6. Juli wurde landesweit eine Ausgangssperre verhängt. Ausgewählte Bezirke, die das Epizentrum bilden, sind vollständig abgeriegelt.
Kenia, wo die Caritas Österreich seit 2006 in enger Zusammenarbeit mit der Partnerorganisation PACIDA aktiv ist, befindet sich in einer bespiellosen Ausnahmesituation: Covid-19, Heuschreckenplage, Malaria, Cholera, auf Dürre folgen Fluten. Die Region kommt nicht zur Ruhe.
„Es gibt einen sehr schweren Befall von Heuschrecken, die riesige Landstriche aufgefressen haben. Viehhalter sind auf diese jedoch angewiesen“, schildert Wario Guyo Adhe von PACIDA. „Die Heuschrecken haben die gesamte Ernte zerfressen. Davon ist die gesamte Ernährungssicherheit in Nordkenia und im Norden Afrikas bedroht. Die Menschen leben von Ziegen, Kamelen und Rindern. Wenn sie sterben, sterben auch die Menschen. Der Befall wird sich fortsetzen und der Schaden am Viehfutter und an der Ernte wird sich fortsetzen. Das bedroht die Ernährungssicherheit bis ins nächste Jahr“, fährt er fort.
So hilft die Caritas
Die Caritas Österreich hilft im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus mit Informationskampagnen und der Verteilung von Hygienekits. „Wir helfen außerdem mit Saatgut und Werkzeug und helfen den Menschen dabei, eine nachhaltige Landwirtschaft aufzubauen. Dort wo die Menschen überhaupt keine Einkommensmöglichkeiten mehr haben, unterstützen wir mit Überbrückungshilfen“, so Knapp.
Denn eine Kernforderung der Caritas lautet: Die beste Art und Weise, Hunger zu beenden, ist die Unterstützung kleinbäuerlicher Landwirtschaft. Die Caritas Österreich setzt derzeit weltweit in den ärmsten Ländern 70 Projekte zur Ernährungssicherheit um. Die Caritas arbeitet mit 240.000 Menschen zusammen. Dadurch können Familien mehr Getreide produzieren, Gemüse anbauen und Tiere halten, die ihnen auch in schweren Zeiten Einkommen sichern. Einige Familien sind dadurch unabhängig von externer Hilfe geworden.
„Dank internationaler Hilfe und Spenden konnte bereits Unglaubliches bewirkt werden. Seit 1990 hat sich der weltweite Hunger halbiert. In den letzten Jahren ist Hunger aber wieder gestiegen – ein wichtiger Grund ist der Klimawandel. Und das Corona-Virus droht die bisherigen Erfolge nun zunichte zu machen“, sagt Michael Landau.
„Die großen Aufgaben können nur gemeinsam gelingen“
„Die großen Aufgaben wie die Bekämpfung der Pandemie, der Einsatz gegen Armut und den weltweiten Hunger und gegen die Klima-Krise können nur gemeinsam gelingen“, sagt Landau und appelliert an die österreichische Regierung: „Auch Österreich muss hier seinen Beitrag leisten. In seinem Regierungsprogramm hat sich die österreichische Regierung zu einer Erhöhung der Entwicklungsgelder bekannt. Die unlängst beschlossene Erhöhung der Ausgaben ist ein erster Schritt in die richtige Richtung auf einem Wachstumspfad, der konsequent weitergegangen werden muss.“
Gemeinsam mit anderen Organisationen fordert die Caritas daher ein internationales Covid-19-Rettungspaket. Beinhalten müsste es eine Soforthilfe in Höhe von 100 Millionen Euro im Jahr 2020 für die Länder des Globalen Südens, um die Krise akut zu bekämpfen, und den Ausbau der österreichischen Entwicklungshilfeleistungen ab 2021 wie im Regierungsprogramm vorgesehen, um langfristige Folgen abzufedern.
„Hunger ist – und das möchte ich einmal mehr unterstreichen – kein Naturereignis, sondern ein Skandal. Denn wir können es, wenn wir wollen, schaffen, dass niemand mehr an Hunger sterben muss“, sagt Landau.
Spenden Sie jetzt!
Mit 20 Euro erhält eine Familie in Afrika Nahrungsmittel für einen Monat und wird umfassend über Covid-19 und Hygienemaßnahmen informiert.
20 Euro sichern notwendigen Milchzusatzbrei für drei Monate für ein Kleinkind als erstes überlebenswichtiges Aufpäppeln zum Beispiel bei Komplikationskrankheiten wie Dehydrierung oder Malaria.
40 Euro ermöglichen den Kauf einer Ziege im Rahmen eines Landwirtschaftsprojekts für Kleinbäuerinnen.
Mit 50 Euro sichern Sie 10 Familien ein Hygienepaket mit Seife, Schutzmaske und Desinfektionsmittel.
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Kennwort: Hungerhilfe
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Foto: PACIDA