Presseaussendung von: Grüne Wirtschaft Kärnten
Matthias Köchl: Was hilft eine Befragung der Mitglieder, wenn das System selbst den Wurm drinnen hat?
Für Matthias Köchl, Sprecher der Grünen Wirtschaft Kärnten ist klar, dass sich Einnahmen und Ausgaben der Sozialversicherungsanstalt der gewerbliche Wirtschaft (SVA) die Waage halten müssen. Er kritisiert aber die vorhandene soziale Schieflage: „Derzeit werden Geringverdiener im Vergleich zu Spitzenverdienern überproportional hoch belastet. 50 Prozent der SVA-Versicherten haben Einkünfte unterhalb der Beitragsgrundlage und müssen oft ein Drittel ihres Einkommens und mehr für die SVA aufwenden. 10 Prozent der SVA-Versicherten werden mit Exekution bedroht und fünf Prozent exekutiert. Hier gibt es eine Fehlentwicklung die so nicht akzeptabel und auch wirtschaftlich nicht sinnvoll ist.“
Die Benachteiligungen von Selbständigen, besonders der Ein-Personen-UnternehmenInnen, gegenüber Unselbständigen reicht von einem 20-prozentigen Selbstbehalt, geringerem Wochengeld bei Schwangerschaft bei gleichzeitiger voller Versicherungspflicht und höheren Pensionsversicherungsbeiträgen. Besonders gravierend ist für Köchl auch, dass krankheitsausfälle nach wie vor für viele UnternehmerInnen existenzbedrohend sind, da Unternehmer kein gesetzliches Krankengeld beanspruchen können. „Ich höre immer, dass unser Land mehr UnternehmerInnen benötigt. Bei diesen Rahmenbedingungen wundert es mich, dass es überhaupt welche gibt. Das sind Menschen, die unsere Wirtschaft am Laufen halten und Arbeitsplätze schaffen und im Gegenzug lässt sie das Sozialsystem im Stich.“, so Köchl weiter.
Die Ungleichbehandlung von Selbständigen und Unselbständigen lässt sich laut Matthias Köchl mit ganz einfachen Beispielen zeigen: „Eine Unternehmerin mit einem Verdienst von 3.000 Euro muss für die acht Wochen vor und nach der Entbindung mehr Sozialversicherungsbeiträge entrichten als sie an Wochengeld erhält. Gleichzeitig hat sie in der Regel weder Einkünfte aus ihrem Betrieb, noch erhält sie finanzielle Unterstützung aus dem Familienlasten-Ausgleichsfond. Der Unterschied zu ihrer unselbständigen Kollegin bei gleichem Einkommen beträgt somit 11.486,99 Euro.“
Das Resümee von Matthias Köchl lautet: „Das österreichische Sozialversicherungssystem ist ein über 100 Jahren gewachsener Moloch, der unlogisch, unübersichtlich, ungerecht und mit 19 Sozialversicherungsträgern zunehmend unfinanzierbar geworden ist. Es ist Zeit, daran etwas zu ändern.“
Foto: Grüne Wirtschaft Kärnten