Kärntens Tumorregister ermöglicht umfassenden Einblick in die Entwicklungen der letzten Jahre – Lungenkrebs mit der höchsten Mortalität – Rauchen als häufigste Ursache
Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner präsentierte heute, Mittwoch, gemeinsam mit den Abteilungsvorständen des Klinikums Klagenfurt Primarius Wolfgang Eisterer, Institut für Innere Medizin, und Primarius Wolfgang Raunik, Institut für Strahlentherapie/Radioonkologie, sowie mit Primarius Manfred Freimüller, Vorsitzender des Fachbeirates, die Ergebnisse des Kärntner Tumorregisterberichts aus dem Diagnosejahr 2017.
„Dem Land ist es nicht nur ein Anliegen, höchste Qualität in der Patientenversorgung und Behandlung sicherzustellen, sondern auch wissenschaftlich fundierte Vergleichsdaten zu erheben,“ wie die Gesundheitsreferentin im Rahmen der Presskonferenz betonte. „Um diese Daten zu erhalten, sind umfassende Analysen notwendig, die Zeit und Expertise brauchen, und wir stellen dafür die Ressourcen zur Verfügung. Erst dadurch wird ein internationaler Vergleich möglich gemacht, den es sonst in dieser Form nicht geben könnte,“ so Prettner weiter.
Manfred Freimüller wies auf die Strukturierung der onkologischen Versorgung hin und darauf, dass das Klinikum Klagenfurt als onkologisches Zentrum eng mit den beiden onkologischen Schwerpunkten St. Veit und Villach kooperiere. Die onkologische Versorgung findet auch abgestuft in den assoziierten Krankenanstalten Spittal und Wolfsberg statt. Ziel ist, die bestehende Versorgungsqualität zu sichern und stetig zu verbessern.
Wolfgang Eisterer bot Einblicke in den genauen Behandlungsablauf: „Zentrales Anliegen der Tumorboards ist die bestmögliche sowie qualitativ hochwertigste Therapie nach aktuellem Stand der Forschung. Wir sichern einen standardisierten Ablauf für alle Patientinnen und Patienten und der Beschluss des Tumorboards hinsichtlich der Behandlungsempfehlung geht in Echtzeit in die Krankenakte über.“
„Bereits seit 40 Jahren werden die Zahlen für die Tumorregisterberichte erhoben,“ unterstrich Wolfgang Raunik. „Der aktuelle Bericht enthält Zahlen aus dem Jahr 2017, die enorme Datenqualität ist der Grund für die zeitliche Differenz und dennoch sind wir schneller bei der Veröffentlichung als vergleichbare EU Länder,“ so Raunik weiter. Neu hinzu komme nun die Erweiterung für ein klinisches Register, das noch tiefer in die Analyse gehe und noch differenziertere Einblicke bieten würde wie etwa: Wie geht es den Patientinnen und Patienten nach der Behandlung, welche konkreten Behandlungen gab es in weiterer Folge, wie lange waren sie krebsfrei und mehr. Natürlich gebe es auch aktuelle Daten, die zwar bereits präsentiert wurden, vor einer Veröffentlichung im Tumorregisterbericht aber zunächst noch im bewährten Modus geprüft werden müssten, unterstrich Raunik.
Zentral für die hohe Behandlungsqualität sei es laut Prettner außerdem, dass die handelnden Fachleute laufend an Fortbildungen teilnehmen und sich international vernetzen würden. Manfred Freimüller verwies auch darauf, dass neue Medikamente in Österreich rasch verfügbar seien und eingesetzt werden könnten. Dies sei einer der Vorzüge unseres Gesundheitswesens und der dahinterstehenden Finanzierung.
Prettner hob hervor: „Bezogen auf die Pandemie kam es in den letzten Jahren in der onkologischen Versorgung zu keinen Engpässen und der laufende Betrieb konnte stets gewährleistet werden.“ Freimüller unterstrich dies anhand der gemeldeten Krebserkrankungen in den vergangenen Jahren. So gab es zu Pandemiebeginn während der Lockdowns zwar einen kleinen Rückgang bei den Meldungen, jedoch konnte dies in den folgenden Monaten wieder aufgeholt werden. Hervorzuheben sei laut Prettner auch, dass Kärnten bezogen auf Inzidenz und Mortalität, bei Frauen wie Männern, weit besser liege, als der EU-Durchschnitt.
Zur Information: Kärnten ist neben Tirol, Salzburg und Vorarlberg eines von vier Bundesländern in Österreich, die diese Datenqualität bieten können. 2017 litten insgesamt 3.379 Menschen (1.531 Frauen und 1.848. Männer) an einer Krebserkrankung. 1.534 Personen verstarben an einer Krebserkrankung (665 Frauen und 869 Männer). Im Mittel betrug das Erkrankungsalter bei Frauen 68 und Männern 69 Jahre, 13% der erkrankten Frauen und 7% der Männer waren jünger als 50 Jahre. 2017 lebten in Kärnten rund 29.571 Menschen mit einer Krebserkrankung (15.243 Frauen und 14.328 Männer). Die häufigste Krebserkrankung bei Frauen ist das Mammakarzinom, bei Männern das Prostatakarzinom. Die häufigste Krebstodesursache bei beiden Geschlechtern ist das Lungenkarzinom. Die Inzidenzrate bei den Frauen war in den letzten Jahren konstant, bei den Männern leicht abnehmend (inkl. Prostatakarzinom -0,9% bzw. exkl. -1,4% jährlich).
Für alle Karzinome ist die Überlebensrate in Kärnten für beide Geschlechter beinahe identisch mit Vergleichsdaten aus den USA. Häufigste Erkrankungen und Fünfjahres-Überlebensrate: Mammakarzinom 88%, Prostatakarzinom 90,5%, Lungenkarzinom Frauen 20,5%, Lungenkarzinom Männer 14%, kolorektales Karzinom bei Frauen 63%, bei Männern 69%. Im EU-Vergleich lagen bei beiden Geschlechtern die Inzidenzraten für „Alle Karzinome außer NMSC“ fast identisch mit dem EU-Durchschnitt und die Mortalitätsraten unter dem EU-Durchschnitt. Deutlich über dem EU-Durchschnitt lagen die Inzidenzraten für das Magen-, Nieren- und Lungenkarzinom bei den Frauen, sowie das Schilddrüsenkarzinom bei beiden Geschlechtern.