Als abwechslungsreich, gesellschaftlich relevant und kooperativ will sich das kärnten.museum auch heuer wieder präsentieren. Die Programmvorstellung für 2025 fand am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz mit Kulturreferent Landeshauptmann Peter Kaiser statt.
Von den acht Ausstellungen wurde im Hinblick auf das Schwerpunktjahr zur Erinnerungskultur besonders „HINSCHAUN! POGLEJMO!“ hervorgehoben, wo es ab 8. Mai – an dem Tag endete 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa – um Kärnten und den Nationalsozialismus gehen wird. Das kärnten.museum bekommt zudem drei Standorte dazu: das „Tor zur Demokratie“ im Landhaus Klagenfurt, das Pilgermuseum Globasnitz/Globasnica mit den Hemmaberg-Ausgrabungen und das Ingeborg Bachmann Haus in Klagenfurt. Im Vorjahr haben das kärnten.museum und seine Außenstellen insgesamt über 115.000 Menschen besucht. Neu ab heuer: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt.
Als modernes Museum sei es auch Basis für Zukunftsfragen. Im heurigen Gedenkjahr (Ende Zweiter Weltkrieg, Staatsvertrag, EU-Beitritt Österreichs) eröffne es mit seinen acht Ausstellungen unterschiedliche Zugangsweisen. „Es ist ganz wesentlich, auch schmerzhafte, die schlimmsten Phasen unserer Landesgeschichte zu betrachten. So können wir auch für gegenwärtige Entwicklungen gewappnet sein“, betonte Kaiser. So werde die Ausstellung am 8. Mai verdrängte Aspekte aufarbeiten und sichtbarmachen. Es gehe um das Sprechen über den Nationalsozialismus, den Holocaust, die Verfolgten und Getöteten. Weiters befasse sich das kärnten.museum mit Menschen, die in der NS-Zeit andere gerettet haben, und um Menschen, die Widerstand geleistet haben. Die „Tür in die Zukunft“ mache das Museum buchstäblich mit dem zweiten Schwerpunktthema Baltisch-Adriatische Achse, Koralmbahn auf. Ein wichtiges Projekt ist für Kaiser zudem das „Tor zur Demokratie“ im Landhaus.
Museumsdirektor Wolfgang Muchitsch sagte, dass 2024 über 300 Veranstaltungen des kärnten.museum stattgefunden haben. Von den über 115.000 Besucherinnen und Besuchern seien rund 30.000 unter 19 Jahren gewesen. „Kinder und Jugendliche verdienen den besten Raum“, betonte er. Daher wandere der Lesesaal der Landesbibliothek zum Depot in der Klagenfurter Liberogasse: „Dort lagern auch alle Bücher“. Die 2024 ins kärnten.museum übernommene wissens.wert.welt bekomme dann den freigewordenen Raum. Dieser wird laut dem Direktor am 18. September eröffnet. Die Eröffnungsausstellung werde sich mit Biodiversität, Klima und Wetter befassen. Muchitsch verwies weiters auf die ORF-Lange Nacht der Museen am 4. Oktober und auf Tage der offenen Tür an allen kärnten.museum-Standorten – jener im Haupthaus findet bereits am 13. Feber statt.
Den freien Eintritt bis 18 Jahre verkündete Caroline Steiner als kaufmännische Geschäftsführerin des kärnten.museum. Sie verwies auch auf die Maßnahmen für Nachhaltigkeit, Klima- und Artenschutz. So bekomme neben dem Haupthaus und Sammlungszentrum heuer auch das Botanikzentrum das österreichische Umweltzeichen als Grünes Museum. Laut Steiner gibt es zudem Projekte für Inklusion, Diversität und Chancengleichheit. Kooperationen des kärnten.museum gebe es mit der Hotellerie und dem Tourismus. Neben der Kärnten Card sei man nun auch mit vier Standorten bei der Wörthersee Plus Card dabei. An Drittmitteln habe das kärnten.museum heuer rund eine Million Euro im Budget.
Näher informiert wurde in der Pressekonferenz über die drei neuen Standorte. Laut Muchitsch werde das „Tor zur Demokratie“ einen niederschwelligen Zugang zur Demokratie eröffnen. Angesiedelt werde er vor dem Wappensaal im Landhaus sein. Durch die neue Außenstelle Pilgermuseum Globasnitz/Globasnica geht für Bürgermeister Bernhard Sadovnik ein Traum in Erfüllung. Es solle hier auch grenzüberschreitende Projekte mit Slowenien im Rahmen des Geoparks Karawanken geben. Den Museumsvorplatz werde man im Rahmen eines EU-Projektes gestalten und er solle der verstorbenen Archäologin Sabine Ladstätter gewidmet werden. Sadovnik sieht das Pilgermuseum als Symbol für Zweisprachigkeit, Miteinander, Frieden, Alpen-Adria und Europa sowie als Gegenpol zu Nationalismen. Das Ingeborg Bachmann Haus in der Klagenfurter Henselstraße 26 wird laut Kuratorin Katharina Herzmansky am 27. Juni im Zuge des Bachmannpreises eröffnet. Es werde „eine große Geschichte auf kleinem Raum erzählen“. Leben und Werk Bachmanns solle eine informative und erlebnisorientierte Ausstellung darstellen. In Kooperation mit der Österreichischen Nationalbibliothek zeige man bisher unveröffentlichtes Material aus dem Nachlass der Autorin.
Zu den heurigen Ausstellungen im kärnten.museum wurde Folgendes erzählt: „HINSCHAUN! POGLEJMO!“ führt laut Kurator Peter Pirker an die Ränder des Erinnerns sowie an verdrängte Tatorte des Nationalsozialismus. Es werde Diskussionen und Workshops, aber auch Exkursionen geben. Erstmals zeigen werde man ein digitales Archiv der Namen von NS-Opfern in Kärnten. Am 27. Jänner eröffne eine Sonderschau zu Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, am 13. März eine zur österreichischen Polizei im Nationalsozialismus. Ab 7. August gehe es um die Letzten der „Gerechten unter den Völkern“ und ab 2. Oktober um den weiblichen Widerstand in Jugoslawien und Kärnten. Am 15. Mai finde in Kooperation mit dem Stadttheater Klagenfurt die Uraufführung eines Josef Winkler-Stücks statt. Unter dem Titel „Aufbruch! Kärnten & Steiermark“ eröffnet am 11. Dezember die Sonderausstellung zur Koralmbahn. Laut Martin Stermitz ist es eine Kooperation mit dem Museum für Geschichte in Graz des Universalmuseums Joanneum. Mit einem Ticket werde man beide Ausstellungen in Klagenfurt und Graz besuchen können – die beiden Städte verbinde die Koralmbahn dann in 45 Minuten. Stermitz kündigte auch ein Straßenfest an. Laut Muchitsch werde man in der Folge auch die archäologischen Funde zeigen, die beim Bahnbau gemacht wurden.
Kulturabteilungsleiterin Brigitte Winkler-Komar sagte, dass voriges Jahr im kärnten.museum 50 Veranstaltungen in Kooperation mit der freien Szene stattgefunden haben. Das bringe neue Besuchergruppen für beide Seiten. Das kärnten.museum sei „ein lebendiger musealer Ort, der allen gehört“. Winkler-Komar hob zudem die Bedeutung von Raum für Kunst und Kultur hervor, was auch in der Kunst- und Kulturstrategie Kärnten/Koroška behandelt werde.
„Schön, wie sich das Haus beweist und bestätigt“, sagte Igor Pucker als Vorsitzender des Kuratoriums des Landesmuseums für Kärnten. Dieses verstärke die Vernetzung mit Wirtschaft, Wissenschaft, Sponsoren, Partnern und öffentlicher Verwaltung. Pucker würdigte die vielen Verdienste des verstorbenen Kuratoriumsmitglieds Sabine Ladstätter. Ihr folgt die Wirtschaftsexpertin Sandra Venus ins Kuratorium nach.
Infos und Programm unter: kärnten.museum
Foto: Mein Klagenfurt