Im ersten Lockdown war die Welt noch in Ordnung. Die Österreicher hielten durch und zusammen. Gemeinsam, so das Credo, meistern wir die Krise. Die Bundesregierung suggerierte, wenn wir uns ein paar Wochen und dann noch einmal bis nach Ostern anstrengen, dann ist der Albtraum vorbei. Horrorprognosen von 100.000 Toten, von denen jeder einen kennen wird, taten das Ihre. Die Menschen nahmen die Situation ernst und hielten sich an die Maßnahmen.
Fenster-Sänger versprühten in einer Zeit voller Angst, Unsicherheit und Isolation so etwas wie Zuversicht und Zusammenhalt. Es wurde gemeinsam der Musik gelauscht, mitgesungen und gemeinsam applaudiert. Die Polizei fuhr durch Klagenfurter Siedlungen und spielte über die Lautsprecher der Polizeiautos "I am from Austria". Hoffnung, wurde auf unterschiedlichsten Wegen vermittelt. Die Leute machten mit, weil sie überzeugt waren, egal was kommt, es bleibt keiner zurück, koste es was es wolle.
Jetzt, ein Jahr und mehrere Lockdowns später, schaut die Sache ganz anders aus. Niemand singt mehr aus dem Fenster. Aus den Lautsprechern der Polizeiautos erschallt es nicht mehr "I am from Austria". Die Hoffnung ist verschwunden, die Stimmung ist gekippt. Es herrscht eine Lockdown-Müdigkeit. Politikern, Behörden, Medien und Wissenschaftern wird immer weniger Glauben geschenkt, was bei all den widersprüchlichen Aussagen im Laufe der Pandemie auch nicht wirklich verwundert. Kurzum: Mittlerweile kennt jeder jemanden, der sich nicht mehr auskennt. Und jeder kennt jemanden, der pleite oder arbeitslos ist oder vor dem Ruin steht.
Zunahme von Verzweiflungstaten
In den letzten Tagen häuften sich die Meldungen über geöffnete Lokale, Fitnessscenter, Gaststätten etc. Nicht alle sind Corona-Leugner, Rechtsextreme oder Verschwörungstheoretiker. Viele stehen schlicht vor den Trümmern ihres Lebens. Finanzielle Hilfen kommen oft nur schleppend, spät, zu spät oder auch gar nicht an. Oft sind illegale Öffnungen nichts anderes als Verzweiflungstaten von Menschen, die sich im Stich gelassen fühlen oder tatsächlich im Stich gelassen werden. Immerhin verkündete zum Jahresanfang die inzwischen ehemalige Arbeitsministerin Aschbacher: "Wir können nicht alle Firmen durch die Krise bringen". Hoffnung und Zuversicht geben sieht wohl anders aus.
Wo ist denn nun die Hoffnung, ohne die es kein gutes Ende nehmen wird?
Möchten wir Zustände wie derzeit in den Niederlanden? Nein! Vor ein paar Tagen, in der ZiB2, forderte Landeshauptmann Peter Kaiser "eine gesamtheitliche Beurteilung der Corona-Maßnahmen". Diese auf den ersten Blick unspektakuläre Aussage könnte aber den Turnaround bringen. Denn "bis jetzt vertraut die Bundesregierung einzig auf die Einschätzungen von Mathematikern, Statistikern und Virologen". Ganz außer Acht gelassen aber seien bisher die Auswirkungen auf anderen Ebenen und da braucht es Psychologen und Sozialwissenschaftler, um ein rundes Bild, ja eine gesamtheitliche Beurteilung der Corona-Maßnahmen zu zeichnen. Beachtet man bei künftigen Entscheidungen die Lebensrealitäten der Menschen, so besteht noch die Möglichkeit, wieder viele zurück ins Boot zu holen. Realistische Hoffnung und Ausblick und für jeden nachvollziehbare Maßnahmen, und die Menschen sind wieder dabei.
Keiner weiß genau, wie lange uns die Pandemie noch in Schach halten wird. Kaum jemand will noch was von "strengen Maßnahmen" hören, die scheinbar nie mehr enden. Jetzt steht der Frühling vor der Tür. Jetzt ist die Zeit, Hoffnung und Perspektiven zu geben, die Menschen und die Wirtschaft aus der Depression zu holen, die gefährdeten Personengruppen zu schützen, die chaotischen Zustände rund ums Impfen EU-weit zu managen und zu beenden - Israel zeigt vor wie es geht - und unser Land wieder in die Normalität zurückzuführen.