AK-Goach/ Heitzer: Bis 2030 gehen 2.500 Pflegekräfte in Pension, kein ausreichender Nachwuchs
Erstmals wurde bei der Registrierung der Gesundheitsberufe die Zahl der Angehörigen der Berufsgruppe für Kärnten und Österreich erhoben. Diese präsentierten AK-Präsident Goach und Vizepräsidentin Heitzer. Sie fordern mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen und Unterstützung für pflegende Angehörige. Die Arbeiterkammer setzt mit dem Referat Gesundheit und Pflege einen Schwerpunkt auf Pflege: für die Berufsgruppe, Arbeitnehmer mit Pflegeverpflichtungen und Pflegebedürftige. Goach und Heitzer: „Die vorliegenden Zahlen machen eine nachhaltige Planung möglich. Nun ist rasches Handeln gefragt“
Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierten am Montag Kärntens Arbeiterkammer Präsident Günther Goach und Vizepräsidentin Ursula Heitzer die Erkenntnisse des ersten Arbeitsjahres des Referates Gesundheit und Pflege. Dieses hat bis Ende Juni 2019 die Erstregistrierung der Beschäftigten in den Gesundheitsberufen in Kärnten durchgeführt und baut, unter der Leitung von Referatsleiterin Monika Hundsbichler und Abteilungsleiterin Susanne Kisslinger, aktuell die interessenpolitische Vertretung der Berufsgruppe aus. „11.500 Menschen haben sich registrieren lassen, davon 10.000 aus der Pflege. Ein Viertel davon ist über 50 Jahre alt, die Hälfte dieses Viertels über 55. Das bedeutet: In den nächsten 10 Jahren werden 2.500 Pflegekräfte in Pension gehen“, berichtete Goach und erläuterte: „Die Absolventinnen und Absolventen in den Gesundheitsberufen halten sich in Grenzen: es sind 300 im Jahr, Tendenz gleichbleibend bis leicht rückläufig. Demgegenüber stehen die Prognosen der Bevölkerungsentwicklung: Bis 2030 werden um 6,4 Prozent mehr Menschen über 65 Jahren in Kärnten leben, die Anzahl der Erwerbstätigen zwischen 15 und 65 Jahren wird um 6,3 Prozent zurückgehen. Die Fakten zeigen: Rasches und überlegtes Handeln ist gefragt“
Mehr Personal
Erschwerend prognostizieren Studien nicht nur eine Zunahme der pflegebedürftigen Personen, sondern auch einen Rückgang von familiären Betreuungsressourcen. „Wir brauchen mehr Personal – kurzfristig vor allem im extramuralen Bereich, langfristig aber definitiv in allen Bereichen“, forderte Goach. Aktiv werden müsse die Bundesregierung, um eine einheitliche gesetzliche Basis für den Personalbedarf zu schaffen: „Nur mit genügend Personal können die Pflegebeschäftigten ihre Anforderungen erfüllen. Die Personalbedarfsberechnung muss sofort aktualisiert und vereinheitlicht werden. Besonders dringlich aus unserer Sicht: Nachtdienste dürfen nicht mehr alleine gemacht werden“.
AK-Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen
Die Arbeiterkammer engagiere sich im Zukunftsthema Pflege massiv, da es AK-Mitglieder in mehrfacher Hinsicht betrifft, erklärten Heitzer und Goach: „Wir brauchen beste Arbeitsbedingungen für die Berufsangehörigen, Unterstützung für die pflegenden Angehörigen und beste Qualität für die Pflegebedürftigen. Hier schließt sich der Kreis: Beste Möglichkeiten sind nur mit guten Arbeitsbedingungen zu bewerkstelligen“. Wichtig, skizzierten Goach und Heitzer, seien verbindliche Dienstpläne, um die bessere Vereinbarkeit von Beruf, Regenerationszeit und Familie zu ermöglichen und alternative Arbeitszeitmodelle, um intelligente Arbeitszeitverkürzungen zur Erleichterung der herausfordernden Tätigkeit anzubieten. „Pflege muss im Gesetz als Schwerarbeit anerkannt werden – in allen Bereichen für alle Beschäftigten der Berufsgruppe“, forderten Heitzer und Goach. Bestätigt werden die AK-Forderungen auch von der im November 2019 veröffentlichten Studie des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, führte Monika Hunds-bichler, AK-Expertin für Gesundheitsberufe, aus: „Die Pflegebedarfsstudie empfiehlt Maßnahmen, um die Attraktivität der Pflege- und Betreuungsberufe zu steigern und Berufsausstiege zu vermeiden“. Dies sei „untrennbar mit fairer Bezahlung, Planbarkeit, Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit und allgemein guten Arbeitsbedingungen“ verbunden, ergänzte Goach.
Pflegende Angehörige brauchen Unterstützung
Unterstützung benötigen auch pflegende Angehörige, daher widme sich die Arbeiterkammer auch dieser Zielgruppe in Zukunft vermehrt. „Pflegeverpflichtungen müssen im Arbeitsrecht verstärkt berücksichtigt werden“. Goach betonte: „Zeiten der Selbst- und Weiterversicherung pflegender Angehöriger müssen für die Anwartschaft in der Pensionsversicherung den Zeiten aus Erwerb gleichgestellt werden.“
Schwerpunkt Pflege: AK investiert jährlich rund 660.000 Euro
Die AK Kärnten hat bereits 2017 mit den Vorbereitungen für das Referat Gesundheitsberufe begonnen, und das Thema Pflege 2018 im AK-Zukunftsprogramm zum ausgewiesenen Schwerpunkt auserkoren, erklärte Goach: „Wir nehmen jährlich 660.000 Euro in die Hand, die wir im Bereich Pflege für Interessenvertretung, Beratung und Weiterbildung widmen. Neben dem umfassenden kostenlosen Ausbildungsprogramm stellen wir in unserer Bibliothek 600 fachspezifische Medien für den Pflege- und Gesundheitsbereich zur Verfügung. 2018 haben wir über 500 Beratungen zu Pflegegeldeinstufungen abgehalten, 360 Pflegegeldklagen erledigt – 229 davon positiv.“ Für die Erstregistrierung wurde eine Million Euro investiert.
AK-Bildungsprogramm: Kostenlose Aus- und Weiterbildung für Gesundheits- und Sozialberufe
Mit zwölf neuen Weiterbildungsangeboten unterstützt die Arbeiterkammer Kärnten die gesetzliche Ausbildungspflicht des Gesundheits- und Krankenpflegepersonals. Kurse sind kostenlos. Wiedereinsteiger aufgepasst: Die AK unterstützt mit dem AK-Bildungsgutschein den Bfi Kärnten Kurs für „Basic Life Support und relevante medizinische Kompetenzen“ im Gesundheits- und Pflegebereich.
Beschäftigte in Gesundheits- und Krankenpflegeberufen müssen sich gesetzlich verpflichtend regelmäßig fortbilden, um auf dem aktuellen Stand der berufsspezifischen Entwicklungen zu sein. Mit dem kostenlosen AK-Bildungsprogramm für Gesundheits- und Sozialberufe‘ bietet die AK Kärnten Arbeitnehmern finanzielle und fachliche Unterstützung. Die Fort- und Weiterbildungskurse dienen dazu, vorhandenes Wissen zu erneuern und weitere Kompetenzen zu erlangen. Die Schwerpunkte liegen dabei sowohl auf der Möglichkeit der beruflichen Weiterbildung, als auch auf Kursen für das eigene Wohlbefinden. „Diese Menschen üben einen Beruf aus, wo täglich Höchstleistungen erbracht und zugleich die Qualität der zu Pflegenden hochgehalten werden muss“, sagte AK-Präsident Günther Goach.
2020 werden insgesamt zwölf Fortbildungskurse angeboten, die zwei bis fünf Mal in Klagenfurt, Villach, St. Veit, Spittal und Wolfsberg stattfinden. Die ersten Kurse beginnen bereits Ende Jänner. Die Durchführung und die Anmeldungen erfolgen über Kärntner Volkshochschulen (VHS) und Bfi Kärnten.
Übersicht zum AK-Bildungsprogramm für Gesundheits- und Sozialberufe 2020
Mehr Infos unter: kaernten.arbeiterkammer.at/bildungsprogramm
Wiedereinstieg leicht gemacht mit dem AK-Bildungsgutschein
Das Bfi Kärnten bietet für ehemalige diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger/-schwestern (DGKS/DGKP), die ihren Beruf wieder ausüben wollen, einen sogenannten ‚Refresher & Fortbildungskurs für Wiedereinsteiger‘ an: Basic Life Support und relevante medizinische Kompetenzen. Der Kurs kann in acht Unterrichtseinheiten absolviert werden und wird für die gesetzlich vorgeschriebene Fortbildungsverpflichtung angerechnet. Der AK-Bildungsgutschein im Wert von 100 Euro/150 Euro kann dafür eingelöst werden.
CAREinthia – Messe für Beschäftigte in Pflege und Betreuung
Am Samstag, den 18. Jänner 2020 ab 9:30 Uhr findet im AK/ÖGB Bildungsforum Bahnhofstraße 44, 9020 Klagenfurt (Zugang über Gabelsbergerstraße) die erste Kärntner Messe für Beschäftigte in den Gesundheitsberufen statt. Angeboten werden unter anderem Fachvorträge aus den Bereichen Berufs- und Arbeitsrecht, Pflege und Betreuung (bei Anmeldung auf www.bfi-kaernten.at können die Vorträge zur Fortbildungsverpflichtung angerechnet werden). Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, sich rund um den Gesundheitsberuf individuell beraten zu lassen. Viele Aussteller aus dem Gesundheits- und Sozialbereich sowie Kollegen und Experten aus der Gesundheitsbranche stehen für Fragen vor Ort zur Verfügung.
Foto: Helge Bauer/AK