Mit Qualifizierung Zukunft sichern
Rekordarbeitslosigkeit und ein Höchststand an Unternehmen samt Arbeitskräften in Kurzarbeit: Die COVID-19-Krise hat am Arbeitsmarkt 2020 massive Spuren hinterlassen. Mit wirtschaftsnahen Qualifizierungen, Upskillings und Beschäftigungsimpulsen sollen Wege aus der Krise gefunden und künftige Fachkräfte ausgebildet werden.
Das Jahr 2020 hat gut begonnen: Sowohl im Jänner (-1,3%) als auch im Februar (-3,9%) konnte die Zahl der Arbeitslosen und Personen in Schulung gegenüber den Vorjahresmonaten gesenkt werden. Die COVID-19-Pandemie stoppte jäh diese positive Entwicklung am Kärntner Arbeitsmarkt, die ihren Ausgang im April 2016 genommen hat. Mit dem 1. Lockdown (ab 16. März) haben tausende Menschen in Kärnten ihren Job verloren – Frauen wie Männer quer durch alle Altersklassen, Bildungsniveaus, Branchen und Bezirke. Zum (historischen) Höchststand am 31. März 2020 waren 40.032 Personen beim AMS arbeitsuchend gemeldet oder in Schulung (+58,3% / +14.749).
Um Betriebe zu unterstützen und Beschäftigung zu sichern, wurde die COVID-19-Kurzarbeit (KUA) entwickelt und vom AMS umgesetzt. Rund 6.300 Kärntner Betriebe mit rund 75.000 MitarbeiterInnen befanden sich zum Höchststand in KUA. „Somit war zum Höchststand jede zweite Arbeitskraft von Arbeitslosigkeit betroffen oder in Kurzarbeit“, sagt Peter Wedenig, Geschäftsführer des Arbeitsmarktservice Kärnten.
Im Jahresdurchschnitt 2020 waren 26.749 Personen beim AMS Kärnten arbeitsuchend vorgemerkt; das ist eine Zunahme um 28,9% (+6.000 Personen). Im Österreichschnitt ist die Arbeitslosigkeit um 35,9% auf 409.639 Arbeitslose gestiegen (+108.312). Tirol verzeichnet mit +77,4% den höchsten Anstieg, gefolgt von Salzburg mit +58,2%. In beiden Bundesländern ist der Tourismus stark ausgeprägt. Kärnten kommt hier ein breiter Branchenmix zugute: 2020 gab es eine durchaus gute Baukonjunktur, eine positive Auftragslage im produzierenden Gewerbe und in der Industrie. Auch fiel – zumindest im Sommer – die Buchungslage in den Tourismusregionen weitgehend gut aus.
Inklusive SchulungsteilnehmerInnen waren in Kärnten 29.164 Personen beim AMS Kärnten gemeldet. Das ist eine Steigerung um 25% bzw. 5.824. Österreichweit gab es ein Plus von 28,5%.
Nach Rekordbeschäftigung im Jahr 2019, hat der Beschäftigtenstand 2020 um 2,8% auf 209.882 Beschäftigte abgenommen. Die Arbeitslosenquote stieg auf 11,3% an – das ist eine Zunahme um 2,5 Prozentpunkte gegenüber 2019.
Mit einem Plus von 31,9% ist die Arbeitslosigkeit bei Frauen stärker gestiegen als bei Männern (+26,3%). Die prozentuell höchsten Zuwächse gab es in Hermagor (+43,3% / +178) und in Wolfsberg (+36,3% / +502).
Branchenbetroffenheit und Kurzarbeit
Nach Branchen betrachtet hat die Arbeitslosigkeit am stärksten im Fremdenverkehr zugenommen (+58,1% / +1.797), gefolgt vom Handel (+25,4% / +545) und von den Hilfsberufen (+17,3% / +529). Der Handel und (zum Jahresende hin zunehmend) der Tourismus und die Gastronomie waren am stärksten von den coronabedingten Einschränkungen und Lockdowns betroffen. Entsprechend haben in den ersten beiden Kurzarbeitsphasen Unternehmen aus dem Handel am häufigsten KUA in Anspruch genommen und in Phase 3 (ab Oktober) Tourismus- und Gastronomiebetriebe.
„Insgesamt konnten durch die Kurzarbeitsbeihilfen im Jahr 2020 rund 97.400 Personen vor Arbeitslosigkeit bewahrt werden und wichtiges KnowHow in den Betrieben erhalten bleiben“, sagt Melanie Jann, stellvertretende Geschäftsführerin des AMS Kärnten. 7.042 Betriebe wurden durch die COVID-19-Kurzarbeit unterstützt, darunter vorwiegend Klein- und Kleinstbetriebe. Eingegangene Verpflichtungen: rund 407 Mio. Euro.
Arbeitslosigkeit nach Personengruppen
Die COVID-19-Krise hat am Arbeitsmarkt alle Altersklassen erreicht: Bei den Jugendlichen bis 25 Jahre ist die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt 2020 um 32% gestiegen (+614). Seitens des AMS Kärnten wurde gleich zu Beginn der Krise ein Schwerpunkt auf diese Zielgruppe gesetzt. „Denn es ist besonders wichtig, junge Menschen am Beginn ihrer Berufskarriere zu unterstützen und allen einen chancengleichen Zugang zu Ausbildung oder Arbeit zu ermöglichen, damit sie für die Zukunft gute Chancen am Arbeitsmarkt haben,“ so Wedenig.
Bei den Über-50-Jährigen nahm die Arbeitslosigkeit um 26% auf 9.335 Arbeitslose zu (+1.925); bei Langzeitarbeitslosen (länger als 6 Monate beim AMS vorgemerkt) stieg sie um 37,1% bzw. 2.333 Personen auf 8.615. Wedenig: „Der Verfestigung von Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken und Langzeitarbeitslose wieder in Beschäftigung zu bringen, wird eine der großen Herausforderungen im Jahr 2021 sein.“
Chancen schaffen – mit Qualifizierung Zukunft sichern
Um die Folgen der Krise am Arbeitsmarkt abzufedern, wurde österreichweit die Corona-Joboffensive ins Leben gerufen. Es handelt sich dabei um ein breit angelegtes Aus- und Weiterbildungsprogramm; der Schwerpunkt liegt auf der Qualifizierung von Fachkräften (Lehrabschluss) und Upskillings. Augenmerk wird auf die Digitalisierung gelegt sowie auf Ausbildungen im Pflegebereich. In Kärnten steht dafür ein Budget von 34,4 Mio. Euro zur Verfügung. Erste Programme befinden sich bereits in der Umsetzung, z.B. wurden die Pflegeassistenzlehrgänge auf fünf Standorte erweitert und das Qualifizierungsangebot im Tourismus von 14 auf 25 Kurse für rund 400 TeilnehmerInnen ausgebaut.
„Wir sind in engem Kontakt mit den Betrieben und kennen daher die Bedarfe der Wirtschaft“, so Wedenig und Jann. Genau daran knüpft das AMS-Qualifizierungsprogramm an: „Wir setzen auf wirtschaftsnahe, nachgefragte Aus- und Weiterbildungen, sodass Arbeitsuchende die Zeit der Jobsuche sinnvoll nutzen und ihre Chancen am Arbeitsmarkt nachhaltig steigern können. Unternehmen wiederum bekommen so die Fachkräfte, die sie brauchen. Gleichzeitig schaffen wir in Zusammenarbeit mit dem Land Kärnten und den Gemeinden aber auch regionale Beschäftigungsmöglichkeiten am 2. Arbeitsmarkt.“
Ausblick
Prognosen für die Entwicklung am Arbeitsmarkt gestalten sich schwierig, da es zahlreiche Unsicherheitsfaktoren gibt, auf die das AMS keinen Einfluss hat. Vieles wird z.B. davon abhängen, wie rasch und in welcher Form Hotellerie und Gastronomie öffnen dürfen; aber auch wie es mit der Impfung weitergeht. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO wird die Wirtschaft 2021 um 4,5% wachsen. Entsprechend dieser Prognose würde der Beschäftigtenstand 2021 in Kärnten leicht sinken auf 203.600 Beschäftigte (-1.200 / -0,6%) und die Zahl der Arbeitslosen mit 27.100 weitgehend gleich bleiben.
Foto: AMS