Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner fordert von ÖVP und Grünen umgehende Ausbildungsoffensive ein: 35-Stunden-Woche würde zusätzliche Lücke von mehreren Tausend Pflegekräften aufreißen, alleine in Kärnten wären rund 250 Vollzeitkräfte nötig
Nach dem Scheitern der 4. Kollektivvertrags-Verhandlungsrunde in der österreichischen Sozialwirtschaft in Wien hat die Gewerkschaft in ganz Österreich Kundgebungen oder Warnstreiks ausgerufen. Ihre Forderung, die Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich zu verringern, stößt bei der Arbeitgeberseite bekanntlich (noch) auf taube Ohren. „Die Sozial- und Pflegekräfte leisten eine für unsere Gesellschaft unverzichtbare Arbeit. Ihr Beruf ist nicht zuletzt Berufung,“ betont Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner.
„Wir haben uns im Land Kärnten ein ambitioniertes Ziel gesteckt: Bis 2021 möchten wir die Absolventenzahl der Gesundheits- und Krankenpflegeschüler verdoppeln. Das kann nur gelingen, wenn wir motivierte, idealistische und engagierte Menschen für die Ausbildung gewinnen können“, betont Prettner. „Die mögliche Arbeitszeitreduzierung auf 35 Stunden bedeutet allerdings, dass wir unsere Anstrengungen nicht verdoppeln, sondern verdreifachen müssen – und das geht sicher nur mit dem Bund als Zugpferd“, sagt Prettner. Fakt sei nämlich: „Alleine in Kärnten würde die 35-Stunden-Woche einen Mehrbedarf von rund 250 Vollzeitarbeitskräften nach sich ziehen. Diese zusätzlichen Pflegefachkräfte fallen aber nicht vom Himmel“, warnt Prettner. Österreichweit gesehen würde eine zusätzliche Lücke von mehreren Tausend Mitarbeitern entstehen. Sie appelliert daher an ÖVP und Grüne, ihre angekündigten Ausbildungsmaßnahmen „schnellstmöglich umzusetzen“.
Enttäuscht zeigt sich die Kärntner Gesundheitsreferentin über die Ablehnung der Kurz-Partei, an den berufsbildenden höheren Schulen einen Pflegeausbildungszweig zu ermöglichen: „Ich habe im Vorjahr bei der Gesundheitsreferentenkonferenz einen entsprechenden Antrag eingebracht. Dieser wurde von allen Bundesländern einstimmig angenommen. Unverständlicherweise wurde er vom ÖVP-Bildungsministerium abgelehnt“, kann Prettner das Nein nicht nachvollziehen. „Wir haben nur das Okay bekommen, Pilotprojekte an privaten Schulen zu starten – die Kosten sind aber von den Ländern selbst zu tragen“, erklärt die Kärntner Gesundheitsreferentin. „Das ist zwar besser als nichts, aber angesichts der Herausforderungen viel zu wenig. Als die Wirtschaft vor vielen Jahren IT-Zweige gefordert hat, wurde dem Wunsch ruckzuck entsprochen. Es wäre Zeit, auch der „Pflege-Ausbildung“ an BMHS als innovative Lösung stattzugeben. Ich bin überzeugt: Wir können jungen Menschen gar nicht genug Anknüpfungspunkte für eine berufliche Pflegelaufbahn anbieten! Ausschließlich jene Schulen dafür zu bestücken, die Privatschulen sind, ist kurzsichtig und offensichtlich ideologisch motiviert. Genau das ist etwas, was in der Pflegepolitik nichts verloren hat!“, betont Prettner. Sie erwartet sich von der ÖVP-Grünen-Koalition „nicht nur ein wortreiches Bekenntnis zur Pflege, sondern auch konkrete Taten“, fordert die Kärntner Gesundheitsreferentin von der Regierung umgehende Maßnahmen ein.