Nach mehreren Jahren und vielen Verzögerungen ist die Bahnlärmstudie in Klagenfurt fertiggestellt. Sie bestätigt, was jeder Klagenfurter mit Hausverstand ohnehin seit Jahrzehnten weiß: Die Bahn ist in Klagenfurt-West viel zu laut, die alten Lärmschutzwände sind wertlos und die Eisenbahnbrücke Villacher Straße ist eine Lärm-Katastrophe, die alle Anrainer*innen die ganze Nacht terrorisiert und quält.
Diese unhaltbaren Zustände stellen für unseren Umwelt-Stadtrat Frank Frey, der in Waidmannsdorf aufgewachsen ist, kein großes Problem dar. Ein paar alte Lärmschutzwände um einen Meter erhöhen und ein paar Gummieinlagen für die Eisenbahnbrücke Villacher Straße einbauen – das reicht seiner Meinung nach aus! Außerdem verkündet er und die ÖBB, dass die Güterzüge in 5 Jahren nur mehr halb so laut sein werden, was garantiert falsch ist. Er spielt Lobbyist für die untätige ÖBB – die tägliche, extreme Gesundheitsbelastung der Anrainer*innen scheint ihm egal zu sein.
Die Klagenfurter*innen können Herrn Frey bei der kommenden Gemeinderatswahl beweisen, dass Anrainer-Gesundheitsschutz wichtiger ist als Pseudo-Umweltschutz.
Wir fordern neue Hochleistungs-Lärmschutzwände an der gesamten Bahnstrecke, eine völlig neue Eisenbahnbrücke in der Villacher Straße, als Sofortmaßnahme Tempo 50 km/h und eine 1 km lange Containerwand, auf der leer stehenden Autobahnauffahrt, wie auf deutschen Großbaustellen. Langfristig fordern wir eine Tieferlegung und komplette Einhausung der Bahn. Anders kann man die Hochhäuser nicht schützen und die WHO Grenzwerte von 44 dB nicht einhalten. Wir fordern keine weitere Verzögerungstaktik seitens der Landespolitik und harte Verhandlungen mit den ÖBB.
Wir haben oft genug darauf hingewiesen, dass die Bahn viel zu laut ist, dass die sogenannten „leisen“ Güterzüge in Deutschland noch immer über 90 dB laut sind, und damit die Grenzwerte der WHO von 44 dB in der Nacht um das Vielfache überschritten werden (10 dB plus bedeutet eine Verdoppelung!).
In Österreich wird noch immer ein Grenzwert von 70 dB (Durchschnittswert) für Bestandsstrecken erlaubt, anstatt die viel niedrigeren WHO-Grenzwerte. In Deutschland dagegen wurden der Auslöse-Grenzwert für die Sanierungspflicht von Bestandsstrecken auf 55 dB abgesenkt, der Schienenbonus von 5 dB gestrichen, die extrem lauten Güterwagons verboten, 19 Lärm-Messstellen in Betrieb genommen, und die Anforderungen für Bestandsstrecken an die Neubaustrecken angeglichen.
Obwohl ca. 1 Million Österreicher vom Lärm betroffen sind und Lärm laut EU das zweitgrößte Gesundheitsproblem ist, wird das Bahnlärmproblem von der Politik ignoriert. Trotz Bahn-Milliardeninvestitionen will man in den Lärmschutz fast nichts investieren. So, wie wir jahrzehntelang mit völlig verunreinigten Flüssen gelebt haben, so leben wir seit Jahrzehnten mit extremem, nächtlichem Bahnlärm. Die Flüsse sind saniert – beim Bahnlärmschutz sind wir noch immer in der Steinzeit.
Die ÖBB meint, ein Recht darauf zu haben, mit 100 km/h und mit 90 dB lauten Güterzügen durch die Wohngebiete zu rasen und beansprucht einen km-breiten Bahnlärm-Streifen und das mitten im Stadtgebiet! Das Parlament unterstützt dies und passt die Bahnlärm-Gesetze nicht an. Jetzt will die grüne Verkehrsministerin 50% mehr nächtliche Güterzüge trotz fehlendem Lärmschutz. Das ist entschlossene Verkehrspolitik gegen die Bürger*innen. Jede Fledermaus ist anscheinend den Politikern mehr wert als ein Bahn-Anrainer.
Laut einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs ist es ein Vergehen des österreichischen Gesetzgebers, dass die Bahnlärm-Grenzwerte Jahrzehnte lang nicht an den Stand der Technik und an die Erkenntnisse der Wissenschaft angepasst wurden. Laut Alpenkonvention verpflichtet sich Österreich zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung. Die WHO Bahnlärm-Richtlinie 2018 liegt auf dem Tisch. Mit unserer aktuellen Petitionen wollen wird das im Parlament endlich durchsetzen.
Weitere Infos: www.bahnlärm.at