Insektenstiche sind lästig, aber meistens harmlos. In manchen Fällen können sie aber auch sehr gefährlich werden. Oberärztin Dr. Karin Steidl vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan erklärt, was bei einem Insektenstich hilft und wann man eine/n Arzt/Ärztin aufsuchen sollte.
Wer Opfer einer Gelsenattacke wurde, bemerkt das oft erst etwas später. Nach dem Stich juckt die Stelle, ist gerötet und es bildet sich eine Quaddel. Im Gegensatz zu einem Gelsenstich ist der Bienenstich deutlich unangenehmer und wird dadurch auch meist schneller bemerkt: Die Stelle schwillt stark an und ist gerötet. Recht eindeutig von anderen Insektenstichen zu unterscheiden ist der Bienenstich, da häufig der Stachel in der Haut bleibt.
Bei einem Wespen- oder Bienenstich kommt es an der Einstichstelle zu einer Rötung und Schwellung der Haut, das bedeutet aber nicht, dass eine Allergie vorliegt. Als normale Reaktion auf einen Insektenstich bezeichnet man Reaktionen an der Einstichstelle und um das Stichereignis herum, dazu zählen Juckreiz, Schwellungen, Hitzegefühl, Schmerzen. Es gibt auch sogenannte überschießende (hypergene) Insektenstichreaktionen, bei denen die Rötung und Schwellung einen Durchmesser von über zehn Zentimeter einnimmt Diese können länger als 24 Stunden bestehen, werden aber nicht zu den Insektengiftallergien im engeren Sinn gezählt, da es sich nicht um eine systemische Reaktion handelt.
Lokale Kälteanwendung mittels Coolbag lindert den Schmerz an der Einstichstelle. Man kann auch einen dünnen Waschlappen mit kaltem Wasser befeuchten und auf die Einstichstelle für 10 bis 15min auflegen. Kühlen unterbrechen, wenn ein unangenehmes Gefühl auf der Haut entsteht um einen Schaden an der Haut zu vermeiden.
Wenn die Schwellung und der Juckreiz sowie die Rötung nach einem Insektenstich nicht innerhalb weniger Tage abklingt oder sich sogar verschlimmert, kann eine Entzündung vorliegen. Eine Entzündung nach Insektenstich entsteht hauptsächlich dadurch, dass Betroffene die juckende Einstichstelle aufkratzen. Eindringende Bakterien setzen dann Entzündungsprozesse in Gang. Ein entzündeter Insektenstich sollte von einem/einer Arzt/Ärztin behandelt werden, da schwere Verläufe möglich sind.
Im schlimmsten Fall kann ein Stich zu einer Blutvergiftung (Sepsis) führen. Das ist eine komplexe, den ganzen Körper betreffende Entzündungsreaktion, die durch sich im Körper ausbreitende Krankheitserreger verursacht wird. Anzeichen dafür sind unter anderem hohes Fieber (oft mit Schüttelfrost), beschleunigte Atmung, beschleunigter Puls, Verwirrtheit und schlechter Allgemeinzustand.
Das gilt auch bei einer Insektengift-Allergie sowie für im Mund- oder Rachenraum auftretende Insektenstiche. Wespenstiche im Mund und Rachenraum sind auch für nicht-AllergikerInnen lebensgefährlich, da die Schwellung z.B der Zunge, oder des Gaumensegels so stark werden kann das die Atmung behindert wird. Bis zum Eintreffen des Notarztes können das Lutschen von Eiswürfel und kühlende Umschläge eine erste Hilfe sein.
Betroffene reagieren auf bestimmte Stoffe sogenannte Allergene im Bienengift. Nach einem Stich bildet der Körper zuerst Antikörper gegen die Allergene, die sogenannten IgE-Antikörper, diese führen bei einem neuerlichen Stich dann zu einer vermehrten Ausschüttung des Botenstoffs Histamin und dieser wiederum ist verantwortlich für die allergische Reaktion nach einem Bienenstich.
Schwere allergische Reaktionen
Schwere allergische Reaktionen nach einem Bienen- oder Wespenstich treten in der Regel innerhalb von 15 Minuten auf. Wespen sind in Österreich die häufigsten Auslöser für allergische Reaktion nach bereits erfolgtem Wespenstich.
Wenn folgende Symptome kurz nach dem Wespenstich auftreten sollte ein/e Arzt/Ärztin bzw. der Rettungsdienst verständigt werden: Luftnot, Rötung am ganzen Körper, Schluck- und/oder Sprechbeschwerden, Schwellungen im Gesicht, Hals, Lippen, Zunge, Bewusstlosigkeit, Kaltschweißigkeit, Atem- und Kreislaufstillstand.
Anaphylaxie
Der anaphylaktische Schock ist die schwerstmögliche allergische Reaktion. Der menschliche Organismus reagiert auf das Insektengift in besonders schwerer Form. Es werden große Mengen Histamin freigesetzt, Histamin ist ein Botenstoff der unter anderem eine sofortige Erweiterung der Blutgefäße verursacht, dadurch sinkt der Blutdruck schlagartig ab, das Herz beginnt schneller zu schlagen da es versucht den Blutdruck aufrechtzuerhalten. Der dramatische Blutdruckabfall bei einer Anaphylaxie kann einen Kreislaufzusammenbruch verursachen und in schweren Fällen tödlich enden.
Bei bekannter Bienen- oder Wespengiftallergie tragen Betroffenen häufig bereits ihre Notfallmedikamente mit sich. Das Notfallset besteht aus einer Adrenalinspritze (sogenannter EpiPen) für den lebensbedrohlichen Notfall, Antiallergikum (Antihistaminikum) in Form von Tropfen oder Schmelztabletten und ein Kortisonpräparat.
Nicht unterschätzen: Kortison-Wirkung tritt spät ein
Leichte allergische Symptome nach Stichen sind mit einem Antihistaminikum gut behandelbar. Kortison federt die akute Reaktion des Immunsystems ab und die Schwellungen bilden sich zurück. Bis die Medikamente allerdings ihre Wirkung entfalten vergeht eine Zeit – aus diesem Grund ist es ratsam die Medikamente sofort nach dem Stich einzusetzen.
Bei Menschen die besonders allergisch reagieren kann Adrenalin lebensrettend sein. Adrenalin verengt bei Abfall des Blutdrucks die Gefäße, dadurch kommt es zur Stabilisierung von Kreislauf und Blutdruck, die Atmung wird verbessert, da Adrenalin die Bronchien erweitert.
Allerdings ist für die Verabreichung der Adrenalinspritze (EpiPen) ist eine Einschulung hinsichtlich der Handhabung des/der Betroffenen selbst oder auch von Familienangehörigen notwendig!
Hornissen stechen nur bei Bedrohung zu. Die Haut reagiert nach einem Hornissenstich wie bei einem Bienen- oder Wespenstich. Wenn der Betroffene keine Allergie hat, bilden sich die Beschwerden rasch wieder zurück. Auch bei einer Hornissengiftallergie kann es im schlimmsten Fall zu einem allergischen Schock kommen. Eine Kreuzreaktivität kann auch zwischen Wespengift und Hornissengift auftreten.
Eine Hyposensibilisierung gegen Hornissengift gibt es nicht
Ein schwerer allergischer Schock führt bereits nach wenigen Minuten zur Bewusstlosigkeit oder sogar zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand.
Personen, die an einer Herz-Kreislauferkrankung leiden sind besonders gefährdet, hier besteht eine höhere Gefahr, dass eine allergische Reaktion auf ein Insektengift tödlich endet. Bei ersten Anzeichen für einen allergischen Schock sofort reagieren.
Hauttests (Prick-test oder Intracutantest) geben einen ersten Hinweis ob eine Allergie vorliegt oder nicht. Die langfristige Behandlung von Bienen- und Wespengift-Allergie ist eine Allergie-Immuntherapie (Hyposensibilisierung). Durch die Behandlung mit natürlichen Allergenen ist es möglich gezielt einen körpereigenen Schutz aufzubauen. Die Hyposensibilisierung gegen Insektengift ist eine Allergie-Immuntherapie bei der der Körper behutsam an den auslösenden Giftstoff gewöhnt wird. Durch die Verabreichung von steigenden Mengen des Allergens entwickelt der Körper eine Toleranz, die allergischen Reaktionen nehmen ab.