Presseaussendung von: Grüne Kärnten
Vorwürfe zu Natura-2000-Gutachten des Landes entbehren jeglicher Grundlage
Klagenfurt. (15.04.2016) - „Gut für die Natur, dass es die Grünen gibt. Denn Naturschutz ist für die meisten anderen Parteien in Kärnten ein Feindbild, wenn man den heutigen Wortmeldungen glauben darf“, kommentiert Landtagsabgeordneter Michael Johann den heutigen Shitstorm von FPÖ, ÖVP, Team Stronach und BZÖ gegen das Natura-2000-Netzwerk.
„Wenn der frühere blau-orange Landesrat Uwe Scheuch seinen Job gemacht hätte, dann hätten wir jetzt kein EU-Mahnverfahren wegen Natura 2000 am Hals. Der Vorwurf, die Ausweisung erfolge überfallsartig und die Grundeigentümer würden nicht informiert, geht völlig ins Leere. Denn es ergingen Anschreiben an alle betroffenen Grundeigentümer, es fanden Informationsveranstaltungen statt, es werden Medien informiert, und es gibt unzählige Einzelgespräche“, so Johann.
„Das heute zu Unrecht kritisierte Fachgutachten der Naturschutzabteilung hatte die Aufgabe festzustellen, wo die von der EU-Kommission im Rahmen des gegen Österreich anhängigen Mahnverfahrens eingeforderten Schutzgüter liegen und dafür geeignete Schutzgebiete vorzuschlagen. Dafür wurden Fundstellen aus wissenschaftlichen Untersuchungen sowie eigens beauftragte Studien verwendet“, erklärt Johann. Studien und Stellungnahmen sind auch auf der Homepage des Landes Kärnten unter www.schutzgebiete.ktn.gv.at veröffentlicht. Darunter ist unter anderem auch eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2015 zum heute medial breitgetretenen Dreimännigen Zwerglungenmoos einsehbar.
Die jetzt kritisierten Beschreibungen von Lebensräumen, Tier- und Pflanzenarten im Fachgutachten haben keinen gutachtlichen, sondern einen rein erläuternden Charakter. In anderen Fällen wird zu Recht kritisiert, dass es der Behörde nicht gelingt, komplexe EU-Rechtsmaterien und Fachfragen einfach begreiflich zu machen. „Hier hat ein Sachverständiger in wohlmeinender Absicht versucht, die Schutzgüter für den Leser zu beschreiben (quasi eine Fleißaufgabe, weil das nicht Aufgabe des Gutachtens war). Er hat hierbei unter anderem auf Wikipedia-Artikel zurückgegriffen, die fachlich korrekt, aber allgemein verständlicher als eine wissenschaftliche Beschreibung einer Quelljungfer sind. Ihn dafür abzuqualifizieren, ist letztklassig, noch dazu, wo keiner der Politiker, die sich heute dazu zu Wort gemeldet haben, das Gutachten überhaupt gelesen hat“, meint Johann.
Die Landwirtschaftskammer wurde bereits im Herbst des Vorjahres über die aktuellen Ausweisungen informiert. Die Kammer hat bei einem serbischen Professor (ein österreichischer ließ sich dafür wohl nicht breitschlagen!) ein Gegengutachten erstellen lassen, das behauptet, dass nur 10 bis 20% der Buchenwälder südlich der Drau illyrischen Charakter haben. Dieses Landwirtschaftskammer-Gutachten spottet aber jeglicher wissenschaftlicher Methodik: Nur zehn willkürlich ausgesuchte Probepunkte wurden aufgenommen, diese aber auf ganz Kärnten hochgerechnet. Zum Vergleich: Dem Fachgutachten des Landes liegen über 1.000 in der Literatur verfügbare Vegetationsbeschreibungen zugrunde!
Der serbische Professor hat für die Landwirtschaftskammer nicht einmal die Bodenpflanzen analysiert, was eine unbedingte Voraussetzung für die Beurteilung von Waldlebensräumen ist. „Das ist so, als würde ein Arzt Blut analysieren, ohne jemals ein Blut abgenommen zu haben“, zieht Johann einen Vergleich. „Ich kann den Kammerpräsident gerne persönlich im geplanten Natura-2000-Gebiet Kleinobir die illyrischen Florenelemente wie Hopfenbuche, Dreiblatt-Windröschen, Schneerose und weiße Pestwurz zeigen, dann wird er nicht mehr behaupten können, es gebe keinen illyrischen Buchenwald!“
Foto: Grüne Kärnten