Presseaussendung von: LH Kaiser
BP Fischer als Festredner in Klagenfurt – LH Kaiser verwies auf Chancen und Perspektiven durch EU-Mitgliedschaft
Klagenfurt (LPD). Das Europahaus Klagenfurt gibt es seit 50 Jahren und Österreich und damit Kärnten sind seit 20 Jahren Mitglied der EU. Diese beiden Jubiläen wurden heute, Freitag, mit einem Festakt im Großen Wappensaal des Kärntner Landhauses begangen. Die Festrede hielt Bundespräsident Heinz Fischer, Landeshauptmann Peter Kaiser strich die Chancen und Perspektiven Kärntens durch das gemeinsame Europa hervor. Unter den zahlreichen Ehrengästen waren auch Vertreterinnen und Vertreter aus den Nachbarländern Slowenien, Kroatien und Italien.
„In einem Europahaus wird es immer lebendig zugehen“, meinte der Bundespräsident. Er verwies auch auf die beiden Jubiläen 70 Jahre Zweite Republik und 60 Jahre Staatsvertrag. Es gebe im heurigen Jahr viele Gründe, über Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft nachzudenken. Mit dem Staatsvertrag 1955 sei man ein Stück näher in Richtung europäische Integration gekommen, damals sei Europa aber noch in Ost und West geteilt gewesen. Mit der Europahausgründung 1965 seien dann starke Zeichen und Signale der Zusammengehörigkeit und friedlichen Kooperation ausgesendet worden. 1989 mit dem Fall des Eisernen Vorhangs habe eine Zeitenwende bedeutet, in diesem Jahr habe Österreich sein Beitrittsansuchen an die Europäische Union beschlossen. Die Verhandlungen seien nach vier Jahren erfolgreich gewesen, dann sei es zur Volksabstimmung gekommen. „Und diese Entscheidung war richtig, hat sich bewährt und hat Bestand vor der Geschichte“, betonte der Bundespräsident. Er verwies auf die Weltmarktstärke des Friedensprojektes EU, verhehlte aber auch nicht, dass es in Europa wirtschaftliche, politische und „Zieldefinitionsprobleme“ gebe. So sei man noch weit davon entfernt, zu wissen, wie Europa künftig aussehen solle. Wichtig sei es, Lösungen für die Flüchtlingsproblematik und im Nahen Osten zu finden. Nicht unterschätzt dürfe der Konflikt in der Ukraine werden.
Kaiser sagte, dass er sich noch gut an die Wochen vor der Volksabstimmung 1994 erinnere. Es habe damals Zuversicht und Skepsis gegeben, es sei eine Aufbruchsstimmung zu spüren gewesen, man habe ein gemeinsames, einendes Ziel verfolgt. „Das Europahaus Klagenfurt hat damals wie andere Institutionen mitgeholfen, dass dieses Land einen breiteren Horizont bekommt“, so Kaiser. Das Ergebnis der Volksabstimmung habe überrascht, in Kärnten sei die Zustimmung noch höher ausgefallen als in Gesamtösterreich. „Ich hatte damals Tränen in den Augen“, gestand Kaiser, der dabei die Chance für seine Generation sah, etwas von Anfang an mitzugestalten. „Wir wissen, dass diese Entscheidung richtig war und wir wollen mehr daraus machen. Dieses Mehr ist erreichbar, lebbar, erarbeitbar“, so der Landeshauptmann.
Als EU-Referent verwies der Landeshauptmann auf die vielen gemeinsamen Projekte Kärntens mit seinen Nachbarländern und –regionen, sagte, dass man hier Europa lebe. Heute Vormittag habe er an einem Tunnelanschlag im Zuge des Koralmbahnbaus teilgenommen, der eine Metapher für 20 Jahre Österreich in der EU darstelle. Hier baue man Verkehrsschienen, die eine Verbindung von Wirtschaftsräumen und Menschen seien. Kaiser verwies darauf, dass in diesen 20 Jahren über zwei Milliarden Euro von Brüssel nach Kärnten geflossen seien. Kärnten sei das europäische Arbeiten viel wert und es ziehe daraus auch viele Werte und Vorteile. „Kärnten ist ein aktives Bundesland, es ist Teil Europas wie es untrennbarer Teil Österreichs ist. Es versucht seinen Pflichten nachzukommen und verlangt gleichzeitig auf Augenhöhe Unterstützung, wen es darauf ankommt“, so Kaiser.
Europahaus-Vorsitzender Nikolaus Lanner betonte, dass das Europahaus Klagenfurt vor 50 Jahren „von einigen glühenden Europäern gegründet wurde, lange bevor von einer Zugehörigkeit zur Europäischen Union überhaupt die Rede war“. Dass sich zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher für den vor 20 Jahren erfolgten Beitritt zur EU entschieden haben, hänge für ihn auch mit der engagierten Arbeit der österreichischen Europahäuser zusammen. Lanner, seit mehr als 15 Jahren ehrenamtlicher Vorsitzender des Europahauses Klagenfurt, kündigte bei der Festveranstaltung an, dass er „im Laufe dieses Jahres statutengerecht emeritieren und in der Tradition meiner bäuerlichen Lesachtaler Herkunft für eine geordnete Hofübergabe sorgen“ werde.Der slowenische Staatssekretär Bogdan Benko erinnerte an historisch bedeutende Momente Sloweniens wie die Selbständigkeit 1991, die EU-Mitgliedschaft 2004 oder den Vorsitz im Europarat 2008. Als Land mit zwei Millionen Einwohnern könne Slowenien auf europäischer Ebene mitgestalten. Landtagspräsident Franco Iacop aus Friaul-Julisch Venetien ist wie Landeshauptmann Kaiser Mitglied im Ausschuss der Regionen (AdR) und sieht es als Aufgabe gerade der Regionen, die europäische Idee weiterzubringen. Vor zehn Jahren sei in Brüssel das Haus der Regionen entstanden, dass sich heute Kärnten, Friaul-Julisch Venetien, Istrien und Sarajewo teilen, erinnerte Iacop. Damit habe man ein Zeichen des Zusammenhalts setzen wollen. Der kroatische Botschafter Gordan Bakota dankte Österreich für die Unterstützung am kroatischen Weg in die EU. Genauso unterstütze Kroatien die Staaten Südosteuropas bei ihren Beitrittsvorhaben.
EU-Kommissar Johannes Hahn meldete sich per Video-Botschaft und hob das Engagement des Europahauses Klagenfurt ebenso wie des Hauses der Regionen in Brüssel hervor. „Die Vorteile der EU sind für alle Bürgerinnen und Bürger täglich spürbar“, meinte Hahn. Landtagspräsident Reinhart Rohr sagte, dass ohne Europa und die gemeinsame Arbeit nichts funktionieren könne. Es seien noch viel Bewusstseinsbildung, gemeinsame Anstrengungen und solidarische Aufgaben notwendig. Rohr sprach hier vor allem die Flüchtlingssituation, Arbeitslosigkeit und die Situation in der Ukraine an. Klagenfurts Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz verwies auf die vielen internationalen Partnerschaften der Landeshauptstadt, die erfolgreiche Umsetzung von EU-Programmen sowie die Chancen für die heimische Wirtschaft durch die EU.
Diözesanbischof Alois Schwarz und Superintendent Manfred Sauer appellierten angesichts der Flüchtlingstragödie im Mittelmeer für eine neue europäische Asylpolitik. Schwarz betonte die Wichtigkeit und Notwendigkeit von Entwicklungshilfe, Migration sei vielfach mit Armut und Verzweiflung verbunden. Sauer meinte, dass es der „Herzschlag des Christentums“ sei, in Nächstenliebe füreinander da zu sein. In der Interviewrunde verwies er aber auch auf die im Mai in Fresach stattfindenden Europäischen Toleranzgespräche.
Musikalisch umrahmt wurde die Festveranstaltung von der Militärmusik Kärnten unter Leitung von Oberst Sigismund Seidl sowie vom Kammerchor Klagenfurt-Wörthersee unter Leitung von Christian Liebhauser-Karl. Moderator war ORF-Brüssel-Korrespondent Peter Fritz, dessen Vater Karl Fritz Gründungsmitglied und Vorsitzender des Europahauses Klagenfurt gewesen ist. Unter den Ehrengästen waren u.a. auch Landesrat Rolf Holub, Sloweniens Generalkonsulin Dragica Urtelj, die Europaparlamentarier Elisabeth Köstinger und Eugen Freund sowie Vertreterinnen und Vertreter des öffentlichen Lebens aus Österreich und den Nachbarländern. Europahaus-Vorsitzender Lanner bedankte sich besonders beim anwesenden Gründungsmitglied Johann Felsberger, dem ehemaligen Vorsitzenden der Europäischen Bewegung, Josef Schantl, sowie bei der langjährigen Europahaus-Geschäftsführerin Mathilde Sabitzer und ihrem Nachfolger Manfred Wallner und dem EU-Koordinator in der Kärntner Landesregierung, Johannes Maier.
Das Europahaus Klagenfurt wurde in einem Film des ORF Landesstudios Kärnten vorgestellt. 1965 in der Reitschulgasse gegründet, gehört es der Österreichischen Föderation der Europahäuser (ÖFEH) an. Die mit dem „Europaeus 2014“ ausgezeichnete, überparteiliche Bildungsinstitution will über die Arbeit der europäischen Institutionen objektiv informieren und das vereinte Europa den Bürgerinnen und Bürgern näher bringen. Umgesetzt werden vor allem auch viele Projekte für und mit der Jugend, wie zum Beispiel die „Kärntner EuropaCafés“ in den Schulen.
Foto: LPD/fritzpress