Die Landwirtschaftskammer Kärnten zog Bilanz über die Ernte 2016, die sich zusammenfassend in etwa so liest: Gute Ernte, schlechte Preise. Hartes Jahr trotz guter Ernte. Kärntens Ackerbauern suchen Alternativen.
Landwirtschaftskammerpräsident ÖR Ing. Johann Mößler und Dipl.-Ing. Markus Tschischej luden zum Pressegespräch ins Herz der fruchtbaren Kornkammer Kärntens, ins Krappfeld. Genauer in den Gasthof Lindenwirt in Kappel am Krappfeld. Das Interesse der Medienvertreter war recht groß, immerhin geht es ja um Kärntens Bauern, die trotz guter Ernte auf ein eher hartes Jahr zurückblicken.
Da gibt es auf der einen Seite eine weltweite Überproduktion von Getreide, Mais und Reis, zum vierten Mal in Folge, auf der anderen Seite setzt der Klimawandel und seine Auswirkungen unsere heimische Landwirtschaft gehörig unter Druck. Während es in den letzten Jahren mit Hitze, Trockenheit und Dürre zu kämpfen galt, richteten heuer Frost, Hagel und der späte Wintereinbruch im Frühjahr großen Schaden an. Die Landwirtschaftskammer beziffert den Gesamtschaden mit rund 10 Millionen Euro und rund 13.000 Hektar geschädigter Fläche. Betroffen sind alle Kärntner Bezirke, lediglich der Bezirk Hermagor hatte heuer keine Hagelschäden zu verzeichnen, sehr wohl aber Frostschäden.
Der internationale Druck, also weltweite Überproduktion und Fusionswellen in der Pflanzenschutz- und Saatgutindustrie - Stichwort Bayer-Monsanto, als auch lokale und regionale Wetterkapriolen machen unseren Bauern hart zu schaffen. Um den leidgeprüften Bauern Hilfe und Erleichterung zu geben, fordert LK-Präsident Mößler das Risikomanagement auszubauen und Entlastungen bei der Sozialversicherung. So soll die Hagelversicherung zu einer umfassenden Ernteversicherung ausgebaut werden und auch das Ertrags- und Preisrisiko soll damit abgedeckt werden. Denn es gibt bereits internationale Versicherungsmodelle die das können. Bei der Sozialversicherung fordert Mößler, dass das 4. Quartal ausgesetzt wird und durch die Einführung eines Freibetrages bei der Berechnung der Beiträge eine langfristige Entlastung.
Aber unsere Kärntner Bauern wären nicht unsere Bauern, würden sie nicht gerade in harten Zeiten zusammenstehen, in die Zukunft blicken und Alternativen suchen. Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer versuchen sie, durchaus mit Erfolg, in Produktionsalternativen wie Ölkürbis und Rapsvermehrung, Kärntner Braugerste oder Kärntner Mahlweizen bzw. Mahlroggen einzusteigen, um die betriebliche Wertschöpfung zu erhöhen.
Im Anschluss an das Pressegespräch führte Dipl.-Ing. Markus Tschischej, Leiter des Referates Pflanzliche Produktion, die Pressevertreter auf den Acker, um ihnen Einblick in die Krappfelder Mais- und Begrünungsversuche der Landwirtschaftskammer zu geben.
Fotos:Marion Lobitzer
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