Die Identitäre Bewegung lud zur Demo gegen „gegen den Asylwahn“ und die Flüchtlingspolitik der Regierung, Grüne Studenten, die Aktion Kritischer Schüler und der ÖH Klagenfurt luden zur Gegendemonstration. Beiden Demonstrationszügen schlossen sich Passanten spontan an.
Laut Polizei nahmen etwa 750 Personen an den beiden Demonstrationen teil, die friedlich verliefen. Die Polizei war mit 140 Mann vor Ort.
Auf der einen Seite forderten die Identitären „die Politiker auszutauschen, bevor diese das Volk austauschen“, auf der anderen Seite gab es klare Statements für „Menschlichkeit statt Nationalstolz“.
Der absurde Gedanke eines „Volksaustauschs“ scheint in rechts orientierten Gruppierungen fest verankert zu sein, und erlebt während der größten humanitären Flüchtlingskatastrophe seit dem 2. Weltkrieg eine neue Blüte. Das derzeitige Massensterben von Menschen durch Bomben und Kriege, die eigentlichen Ursachen für die Flüchtlingskatastrophe, wird weitgehend ignoriert und zum Teil lächerlich gemacht, indem man die vor Krieg, Terror und Bomben Flüchtenden als „Invasoren“ darstellt.
Auf der Facebook-Seite der Identitären Bewegung Österreich ist folgender Auszug über die Demo in Klagenfurt zu lesen: „Wieder einmal wurde betont, dass nicht die Flüchtlinge, sondern unsere eigenen Politiker Schuld an der Krise haben und deshalb ausgetauscht werden müssen, bevor sie das Volk austauschen!“ Gleichzeitig aber wurden bei der Demo die flüchtenden Menschen als „nicht Verfolgte“ und als „Invasoren“ bezeichnet. Diese perfide Doppelzüngigkeit ist bezeichnend und will letztlich Angst schüren. Angst vor den Verfolgten.
Sicher versagt die Politik im Umgang mit der Flüchtlingskatastrophe, sie wirkt völlig überfordert und hilflos und anstatt Lösungen wird nur Kosmetik angeboten, die sogar heftige Kritk seitens des EU-Migrationskommissars Dimitris Avramopoulos nach sich zog. Sicher kommen mit den Flüchtlingen nicht nur Heilige. Sicher birgt der Zustrom von Millionen Menschen auch Gefahren. Sicher können wir nicht alle aufnehmen. Aber Angst- und Panikmache ist wohl das letzte und fieseste Mittel mit den Herausforderungen, die nun mal da sind, umzugehen. Welchen Wert haben denn unsere europäischen- und österreichischen Werte noch, wenn wir Menschen, die um ihr Leben fürchten und sich zu einer waghalsigen Flucht entscheiden, keinen Schutz mehr gewähren wollen? Welche christlichen/menschlichen Werte tragen wir noch in uns, wenn wir gegen Notleidende, auch Kinder, Härte fordern und zeigen? Sind DAS die Werte die es zu wahren und zu verteidigen gilt? Wer dies fordert ist nicht das Volk, egal wie oft und wie laut das gerufen wird.
Auf der Facebook-Seite der Kleinen Zeitung gab es eine Diskussion über eben diese Demo, und ein Herr Winkler brachte mit einem Satz die Absurdität solcher Demos auf den Punkt: „Gegen Flüchtlinge zu demonstrieren ist so, als würde man gegen Verkehrstote demonstrieren anstatt gegen Alkolenker!“
Diesen Satz lassen wir jetzt einfach mal so stehen, vielleicht schnackelts ja bei dem einen oder anderen.
Fotos: Konitsch/Krammer