Der Klagenfurter Stadtrat Wolfgang Germ wurde vorige Woche beschuldigt, trotz seines recht ansehnlichen Salärs von 8.900 Euro brutto in einer Sozialwohnung zu leben. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die angebliche Sozialwohnung eine Eigentumswohnung im einem ehemaligen Genossenschaftsbau ist. Die „Kleine Zeitung“ musste ihren entsprechenden Artikel kleinlaut zurückziehen. Es ist egal, ob man Germ und seine Partei mag oder nicht. Schlecht recherchierter Journalismus für eine wuchtige Schlagzeile nützt niemandem und schadet allen. Germ kann sich durch seine Verbindungen und sein Geld gut wehren, andere können sich keine teuren Anwälte leisten und sind auf den journalistischen Ethos der jeweiligen Redakteure angewiesen, wenn über sie etwas Unwahres in der Zeitung erscheint. Falschmeldungen oder Artikel voller Halbwahrheiten kommen auch deswegen immer häufiger vor, weil die Branche einen strikten Sparkurs fährt und mit immer weniger Personal immer mehr Content generieren will. Weniger und schlechter bezahlte Journalistinnen machen dann auch mehr Fehler, da sie oft gar nicht mehr die Zeit haben, vor einer Veröffentlichung alle Fakten zu überprüfen.
Im bosnischen Srebrenica gedenken dieser Tage viele dem 20. Jahrestag des Massakers, das dort im Juli 1995 verübt wurde. Fast 10.000 bosnische Männer und Jungen wurden von serbischen Milizen während eines „Todesmarsches“ ermordet. Sie wollten aus einer Schutzzone der UNO flüchten, die zuvor von serbischen Einheiten überrannt worden war, doch von rund 15.000 überlebten nur 5.000 den Marsch, und die waren komplett traumatisiert von dem, was sie mitangesehen hatten. Eine aus niederländischen Soldaten bestehende Blauhelmtruppe sah dem Genozid tatenlos zu, da sowohl die UNO als auch Holland keine direkte militärische Konfrontation riskieren wollten. Und so entstand aus der Mordlust serbischer Freischärler und der Feigheit der Internationalen Staatengemeinschaft ein Schandfleck auf dem Gewissen Europas und der Welt. Schon ein Jahr zuvor hatte die UNO in Ruanda völlig versagt und einfach dabei zugesehen, wie eine Million Menschen binnen weniger Wochen abgeschlachtet wurden wie Vieh. Und haben wir daraus was gelernt? Nein, haben wir nicht. Im derzeit wütenden syrischen Bürgerkrieg kamen bereits 200.000 Menschen ums Leben, unter den Augen einer erschrockenen, aber tatenlosen Weltöffentlichkeit. Der „Islamische Staat“ hat in den Wirren dieser Verhältnisse ein „Kalifat“ errichtet, eine Terrorherrschaft, die jeden umbringt, versklavt oder vertreibt, der sich der verrückt-extremistischen Islamauslegung nicht unterwirft. Wir tun dagegen fast nichts, aber wir regen uns furchtbar auf, wenn Menschen aus dieser Hölle flüchten und bei uns um Schutz ansuchen.
In Villach war vorigen Mittwoch ein bisschen Weltuntergang. Ein Unwetter machte aus dem Hauptplatz einen reißenden Bach, setzte etliche Unterführungen und Keller unter Wasser und beschädigte mit Hagel Dächer von Häusern und Autos. Klagenfurt hat sowas ein Jahr zuvor erlebt. An solchen Tagen wird man daran erinnert, wie wichtig funktionierende Feuerwehren und Rettungsdienste sind. Daran sollte die Politik denken bevor sie meint, auch hier den Rotstift ansetzen zu müssen.
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