Kommt der Krampus oder kommt er nicht? Das fragen sich in den Wochen vor dem 5. Dezember alle Kinder, die kleinen wie die großen und die ganz großen, die im inneren noch Kind geblieben sind. Aktuell lautet die Krampusprognose so: In Ossiach kommt er nicht, in Klagenfurt aber sehr wohl. Im Internet waren Gerüchte herumgeschwirrt, wonach der Klagenfurter Krampusumzug wegen der Flüchtlinge abgesagt worden sei. „Stimmt nicht“, stellt der Kärntner Brauchtumsverband klar. Am 28. November werden die Krampusse ab 19 Uhr den Klagenfurtern das wohlige Gruseln lehren. Wie jedes Jahr. Und der Verein „Moorteufel Steinbach“ sagt auf seiner Facebookseite, dass nicht die Flüchtlinge Schuld an der Absage des Krampuslaufs in Ossiach seien, sondern die Angst vor einer aufgeheizten Stimmung GEGEN die Flüchtlinge.
Schon seit Jahren kursieren in den Wochen vor Nikolo und Krampustag die wildesten Gerüchte. Immer wieder behaupten welche, sie hätten gehört, dass im Kindergarten XY der Nikolaus und der Krampus nicht mehr kommen dürften, weil man die religiösen Gefühle muslimischer Kinder nicht verletzen wolle. Und jedes Mal, wenn man dann im Kindergarten XY nachfragt, kommt heraus, dass das Blödsinn ist. Es stimmt tatsächlich, dass der Krampus nicht mehr in den Kindergarten kommt, aber dort hat eine Furcht erregende Figur mit Ruten und Ketten und Teufelsmaske auch nichts verloren. Kleine Kinder in Angst und Schrecken zu versetzen, ist pädagogisch falsch. Das gilt nicht nur für den Krampus, sondern auch für den Nikolaus. Die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch daran, wie das war, als ein herrisch wirkender Mann mit langem Bart kam, der einem drohte, der schreckliche Kerl mit den Hörnern werde einen mitnehmen oder wenigstens schlagen, falls man nicht brav gewesen sei. Heute weiß man, dass man Kindern nicht mit mit Entführung und Gewalt drohen soll, da dies zu Traumatisierungen führen kann. DESWEGEN kommt der Krampus nicht mehr zu den Kleinsten, und wenn der Nikolaus kommt, dann wird der von einer Kindergärtnerin oder einem Kindergärtner gespielt, der den Kleinen nicht droht und ihnen keine Angst macht. Der echte Nikolaus, das nur am Rande, war übrigens ein Türke, ein Bischof, der in der Nähe des heutigen Antalya lebte und wirkte. Der könnte heute gar keine Kindergärten bei uns mehr besuchen, da er sofort abgeschoben würde, denn die Türkei ist bekanntlich ein „sicheres Drittland“.
Wozu es führen kann, wenn Menschen mit Angst und Drohungen aufwachsen, zeigen die teilweise ungeheuer erschreckenden Gewaltfantasien, die Menschen beim Flüchtlingsthema entwickeln. Da taucht nämlich bei vielen die kindliche Angst vor dem „Schwarzen Mann“ oder eben vor dem Krampus wieder auf und äußert sich als Fremdenhass, der eigentlich Fremdenangst ist. Und man verstehe den „Klage“ bitte nicht falsch: Nicht jede Kritik an der Flüchtlingspolitik oder auch an Flüchtlingen selber ist gleich rassistisch und böse. Hier ist die Rede von Wortmeldungen wie „alle erschießen“ und ähnlich grausigen Fantasien.
Gewaltfantasien haben viele Menschen, das ist ganz normal. Es kommt darauf an, wie man damit umgeht. Eine alte Methode sind Rituale. Rituale wie ein Krampuslauf. Die einen verkleiden sich als Teufel und lassen den inneren Satan raus, die anderen beobachten das Spektakel und tratzen die wilden Gestalten ein bisschen. Manchmal geht das zu weit und es kommt zu Übergriffen, aber meistens sind sich alle Beteiligten bewusst, dass das nur ein Brauchtum ist, ein Ritual. Kleinkinder begreifen das aber noch nicht, und deswegen sollte man die weder zu Krampusumzügen mitnehmen noch die Krampusse in die Kindergärten schicken. Mit Religion oder Ausländern hat das alles nichts zu tun.
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