In Kärnten breitet sich Griechenlandstimmung aus und das liegt nicht am schönen Wetter. Fördergelder fließen nicht mehr, Straßen werden nicht mehr gebaut, Sozial- und Kulturprojekte zittern um ihre Existenz, kurz: Es ist Ebbe in den öffentlichen Kassen. Neues Geld ist kaum zu bezahlbaren Konditionen zu kriegen, da die Ratingagenturen Kärnten fast auf Ramschniveau abgestuft haben. Die Landesregierung verhandelt fieberhaft mit der Bundesfinanzierungsagentur, doch noch ist nicht abzusehen, ob und mit welchen Auflagen der Bund einspringen und die klaffenden Finanzlöcher füllen wird. Unser Bundesland, das eh nie zu den reicheren gezählt hat, steht mit dem Rücken zur Wand.
Besonders schlimm ist, dass Kärnten nicht über seine Verhältnisse gelebt hat und jetzt halt die Zeche zahlen muss, sondern dass wir alle für den Größenwahn einiger Politiker und Bankmanager gerade zu stehen haben, die aus einer gut funktionierenden Regionalbank unbedingt einen großen Player machen wollten und vor allem auf dem Balkan Geschäfte mit selbst dem windigsten Kriminellen machten. Eine über die Achse Berlin-Klagenfurt-Zagreb verteilte Clique aus Supereichen und Kriminellen machte einen tollen Schnitt mit Hypo-Geschäften und so manche schicke Yacht wurde direkt mit Geldern bezahlt, für die das Land Kärnten haftete. In Kärnten selbst wurde außer einem völlig überdimensionierten Fußballstadion wenig gemacht. Es gab allerlei groteske Förderungen wie zum Beispiel Zuschüsse für den Kauf von Trachten, aber wenige Investitionen, die auch kommenden Generationen zugute kommen. Zwischen 1999 und 2008 wurde eine Art Nonstop-Party gefeiert und selbst diejenigen, die nicht mitfeierten, teilen nun mit den einstigen Partylöwen den Kater.
In Griechenland hat ein Teil der Bevölkerung in den Jahren vor der Krise von einer verschwenderischen Klientelpolitik profitiert. Die Regierungsparteien schufen hunderttausende eigentlich überflüssige Jobs im staatsnahen Bereich, mit denen sie ihre Wähler versorgten. Daher trifft die Griechen zumindest eine Teilschuld an dem Desaster, das danach folgen sollte. Auch hier gibt es Parallelen zu Kärnten. Gut 40 Prozent der Wählerinnen und Wähler unterstützen bei uns eine Hallodri-Politik, der Events wichtiger waren als Nachhaltigkeit und die mit Geld so umging, als würde es am Dach der Hypo-Zentrale auf Bäumen wachsen. Und das hatte nicht nur eine Partei zu verantworten, da machten fast alle brav mit. Es gab in Kärnten ein Versagen der gesamten politischen Klasse und auch der Medien. Letztere verabsäumten es, die Verschwendungspolitik und die schwindeligen Hypo-Geschäfte ordentlich zu hinterfragen. Statt kritische Aufdecker und Beobachter zu sein, hatten sich Kärntens Zeitungen mit den Mächtigen arrangiert und kriegten dafür immer wieder teure Hochglanzinserate spendiert. Auch diejenigen von uns, die damals völlig zu Recht in Totalopposition zu den Kärntner Sitten gingen, müssen sich fragen lassen, ob sie nicht doch immer noch viel zu wenig getan haben, um den Irrsinn zu stoppen. Aber wie auch immer man damals zu den Dingen stand, eines wird heute klar: Mitgefangen, mitgehangen. Auch ohne Schuldzuweisungen muss uns klar sein, dass wir diese Suppe alle zusammen auslöffeln müssen.
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