Ich ging kürzlich mit einem Leihhund spazieren und wollte zum Seeufer, aber dort war das Beachvolleyballgelände immer noch abgesperrt und Schilder schnauzten mich an „Betreten verboten“, „keep off“! Noch bis Ende September heißt es für die Steuerzahler, die die große Party jährlich mit 840.000 Euro finanzieren: „Wir müssen leider draußen bleiben“. Mein Leihhund setzte sich enttäuscht auf seine Hinterpfoten und starrte auf das Seeufer, zu dem er nicht hin durfte, und ich fragte mich, ob es wohl irgendwelchen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen kann, Jahr für Jahr wahre Unsummen an Steuergeld in eine Veranstaltung zu pumpen, die nur wenige Tage dauert, dafür aber die schönsten Teile des Wörthersee-Ostufers monatelang für die Klagenfurter unbenutzbar macht. Nachhaltig scheint mir weniger die große Volleyballsause auf Kosten der öffentlichen Hand zu sein, als viel mehr die jährliche Zerstörung der kostbaren Natur auf diesem Ufergebiet. Nachhaltig falsch und nachhaltig ärgerlich.
Gesperrt ist das Gelände wegen „Rekultivierungsmaßnahmen“. Nun wäre es so, dass man keine Rekultivierungsmaßnahmen bräuchte, würde das Gelände nicht zuvor mit Sand zugeschüttet und dazu noch ordentlich zusammengetrampelt werden, aber zu viele zu einflussreiche Leute verdienen zu gut am ganzen Spektakel, als dass man da mit Hausverstand herangehen dürfte. Und so steht man vor dem Zaun in der Ostbucht und fragt sich, mit welchem Recht das „Beach Team“ jene Kärntner Bürger, die mit ihrem Steuergeld für alles bezahlen, von diesem öffentlichen Grund aussperrt und ob die jährlichen Subventionen und die monatelange Abriegelung einiger der schönsten Teile des Seeufers nicht wesentlich mehr Schaden anrichten als die Veranstaltung der Stadt einträgt.
Wandert man vom See in Richtung Südosten, trifft man auf ein Monument der Dummheit, ein Denkmal für politische Inkompetenz. Es hört auf den Namen Wörthersee-Stadion. Von Weitem wirkt es wie ein notgelandetes UFO, das langsam im Morast dieser ständig nass wirkenden Wiesen in der Gegend versinkt und von seiner Besatzung längst verlassen wurde. Geht man näher ran, erahnt man seine eigentliche Funktion als Fußballstadion, und genau dieser Funktion wird es nicht mehr gerecht werden können. Man hat die oberen Ränge nämlich gebaut, ohne mit den Anrainern eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen, weswegen der Verwaltungsgerichtshof nun 18.000 der ursprünglich 30.0000 Plätze für gesetzeswidrig erklärt hat. Der ÖFB hat prompt reagiert und angekündigt, in Hinkunft keine Länderspiele mehr in Klagenfurt ausrichten zu wollen. Die Agentur SEMTAINMENT hat alle Konzerte und Events für 2016 abgesagt. Traurig und verlassen steht der Bau, der bislang schon über 100 Millionen Euro verschlungen hat und laufend weiter Geld frisst, in der Gegend.
Fast so verlassen wie die Jugendlichen in der Notschlafstelle „Juno“. Die ist vom Zusperren bedroht, weil die Stadt Klagenfurt und das Land Kärnten bereits im Sommer zugesagte 30.000 Euro noch nicht überwiesen haben. Die Jugendstadträtin will zuerst evaluieren lassen, ob „Juno“ auch brav mit dem Jugendamt zusammenarbeitet, also einer Institution, vor der einige der Jugendlichen fliehen. Evaluieren und Arbeitskreise einrichten, das tun Politikerinnen gerne, das kann auch mal länger dauern. Sind ja nur Obdachlose oder von Gewalt bedrohte Kids betroffen und nicht etwa die Veranstalter von Beachvolleyball-Events oder Eigentümer von Baufirmen, die Stadien (um)bauen. Die kriegen ihr Geld immer pünktlich und ohne große Evaluierung.
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