Gewalt zählt zu den größten Gesundheitsrisiken für Frauen jeden Alters. Dabei geht es nicht nur um akute Verletzungen. Körperliche wie psychische Folgen und Erkrankungen können entstehen und die Gesundheit oft jahrelang beeinträchtigen.
In Kärnten sensibilisieren dafür Gesundheitsreferent LHStv. Peter Kaiser, Frau in der Wirtschaft und das Frauengesundheitszentrum gemeinsam. Die zentrale Botschaft lautet: Jede Frau hat das Recht auf Schutz und Hilfe!
Laut dem 2011 veröffentlichten Österreichischen Frauengesundheitsbericht gibt es kaum gesundheitliche Störungen von Frauen, bei denen Gewalt als Ursache ausgeschlossen werden kann. Bei vielen möglichen Auswirkungen von Gewalt wie chronischen Schmerzen, Harnwegsinfektionen, Eileiter- und Eierstockentzündungen, dauerhaften Magen- oder Darmstörungen, Atembeschwerden, Fehlgeburten, Medikamenten- oder Alkoholmissbrauch ist Gewalt als Auslöser aber oft schwer zu erkennen. Zusätzlich verschweigen viele Frauen, die erlebte Gewalt aus Scham, aus Angst vor einer Gewalteskalation oder aus Sorge um ihre Kinder. Ein neuer Folder wendet sich daher sowohl an Betroffene als auch an das Umfeld, um die Aufmerksamkeit für Zusammenhänge von Gesundheitsproblemen und Gewalt zu schärfen. Adressen und Sicherheitstipps liefern Betroffenen konkrete Unterstützung.
LHStv. Dr. Peter Kaiser, Gesundheitsreferent des Landes Kärnten, erklärt sein Engagement beim Gewaltthema folgendermaßen:“Laut Europarat ist häusliche Gewalt die Hauptursache für den Tod oder die Gesundheitsschädigung bei Frauen zwischen 16 und 44 Jahren. Als Gesundheitsreferent setze ich mich deswegen dafür ein, dass Gewalt als mögliche Ursache von gesundheitlichen Belastungen mehr Beachtung als bisher findet. Wir wissen, dass Gewalterfahrungen zu sogenannten gesundheitsgefährdenden Überlebensstrategien wie Drogenkonsum, Rauchen, Essstörungen oder risikoreichem Sexualverhalten führen können“, stellt Kaiser fest und fordert bereichsübergreifende Präventionsmaßnahmen, um die Gesundheitschancen - vor allem der Jugend – zu stärken.
Erarbeitet wurde der Folder vom Frauengesundheitszentrum (FGZ) Kärnten, weil die Expertinnen regelmäßig mit den Folgen von Gewalt gegen Mädchen und Frauen konfrontiert sind. Regina Steinhauser, Geschäftsführerin des FGZ Kärnten berichtet: „In den anonymen Beratungen kommt oft der Punkt, wo Frauen von Gewalterfahrungen berichten, die häufig zu gesundheitlichen Problemen führen. Auch bei Workshops oder in unserem Onlineforum geht es immer wieder um sexuelle Gewalt, um Erniedrigungen oder andere Formen der psychischen und sozialen Gewalt.“ Ebenso häufig erzählen Mädchen und Frauen nach Gewalterlebnissen aber auch von Schuldzuweisungen, von der fehlenden Unterstützung durch das Umfeld, welches Gewalt oft verharmlost. „Der neue Folder zeigt deswegen kurz und knapp auf, dass Gewalt ganz viele Gesichter haben kann und egal von welcher Form eine Frau bedroht oder betroffen ist, sie hat das Recht auf Schutz und Hilfe“, so Steinhauser.
Sylvia Wostal, Landesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft und Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Kärnten unterstützt die Initiative ebenso: „Frauen, die eine Gewalterfahrung machen, kommen aus allen sozialen Schichten und sie sind nicht selber schuld. Wichtig ist, dass sich betroffene Frauen sofort an passende Anlaufstellen wenden können. Mit dem neuen Folder können wir Frauen die wichtigsten Kärntner Adressen liefern. Jede Unternehmerin, jede Kärntner Firma, die diesen kleinen Folder weitergibt, hilft damit möglicherweise einem Mädchen oder einer Frau, die von Gewalt betroffen ist.“
Der bewusst klein gehaltene Folder kann in Betrieben, Lokalen, Geschäften, Schulen, Gemeindeämtern usw. aufgelegt und unauffällig mitgenommen werden. Er passt in jede Brieftasche und so sind wichtige Telefonnummern auch immer griffbereit. Erhältlich ist der Folder kostenlos im Frauengesundheitszentrum Kärnten. Die Einrichtung organisiert auch immer wieder Selbstverteidigungskurse für Seniorinnen und plant für das Frühjahr solche Kurse für gehörlose Frauen. Die Veranstaltungs- und Beratungstermine finden sich auf www.fgz-kaernten.at. Speziell für Mädchen bietet das Frauengesundheitszentrum Rat und Unterstützung in dem Internetforum: www.fgz-girls.at