Heute ist Internationaler Frauentag. Das haben wir mal wieder den Sozialisten zu verdanken. Die hatten 1909 in den USA einen „Kampftag zur Einführung des Frauenwahlrechts“ ausgerufen, Die Idee wurde von anderen Sozialistinnen in aller Welt übernommen. Zuerst wurde an verschiedenen Tagen gefeiert, doch als russische Frauen am 8. März 1917 streikten, um gegen Krieg und Not zu protestieren, und damit die russische Revolution in Gang setzten, setzte sich dieses Datum durch. Die Nazis haben den Frauentag dann verboten und stattdessen den Muttertag zum Feiertag gemacht, denn die Nazis wollten lieber Soldatenmütter statt gleichberechtigter Frauen haben. Nach 1945 wurde der achte März wieder gefeiert und 1975 beschloss die UNO, ihn zum weltweiten Tag „Für Frauenrechte und den Weltfrieden“ zu machen.
Frauenrechte und Weltfrieden - passt das zusammen? Es gehört sogar zusammen. Es waren die Frauen, die während des Ersten Weltkriegs zusehen mussten, wie ihre Männer und Söhne zum Ruhme von König und Vaterland einander abschlachteten. Es waren die Frauen, die fast als einzige dagegen protestierten. Es waren die Frauen, die nach beiden Weltkriegen, die nichts als Tod und Elend gebracht hatten, die Trümmer wegräumten, die die Männer liegengelassen hatten. Und bis heute sind es überall die Frauen, die dafür büßen müssen, weil die Männer das Kämpfen und Morden nicht sein lassen wollen. Es gab und gibt auch kriegerische Frauen, aber es war die Frau Bertha von Suttner, die mit „Die Waffen Nieder!“ den ersten pazifistischen Roman schrieb, und heute führen junge Frauen wie Emma González und Greta Thunberg, den Kampf gegen Schusswaffen und Klimawandel an.
Wie vor über hundert Jahren, als Männer sich gegen das Frauenwahlrecht sträubten und sich über die Frauen, die diese Recht forderten, lustig machten, und diese Frauen mit Verhaftung rechnen mussten, müssen auch heute Frauen damit rechnen, angegriffen, verspottet und bedroht zu werden, wenn sie sich trauen, sichtbar zu werden und eine politische Meinung zu vertreten. Kaum eine politisch engagierte Frau, egal ob links oder rechts oder dazwischen, die nicht attackiert wird. Kaum eine Aktivistin, die keine Drohbriefe und wüste Beschimpfung in den Sozialen Medien erdulden muss. Dank der Kämpfe für Gleichberechtigung, die Frauen und fortschrittliche Männer zusammen führten, haben wir heute in Europa viel erreicht, aber die Neandertaler, die Frauen nicht ernst nehmen und sie am liebsten in der Küche einsperren würden, sind immer noch unter uns. Und nach wie vor werden Frauen nicht nur systematisch benachteiligt, sondern auch zu Opfern direkter Gewalt. Ob es der eifersüchtige Ehemann ist, der seine Frau tot prügelt, oder islamische Staaten, in denen Frauen immer noch offen unterdrückt werden – das Denken dahinter ist dasselbe. Immer noch wimmelt diese Welt vor Männern, die meinen, sie dürften Frauen entrechten, knechten und quälen.
Der Internationale Frauentag ist nach wie vor wichtig, vielleicht sogar so wichtig, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. In immer mehr Ländern kommen Bewegungen an die Macht, die die Frau auf ihre Rolle als Mutter und Hausmädchen reduzieren wollen. Sogar die österreichische Sozialministerin hat vor kurzem gesagt, Frauen seien für Pflegeberufe besser geeignet, weil „die Natur das so vorgesehen“ habe. Diese uralten Vorurteile sind, obwohl längst wissenschaftlich widerlegt, immer noch stark, und wenn wir nicht alle aufpassen, werden die mühsam erkämpften Rechte der Frauen bald wieder verschwinden. Daher sollte nicht nur der 8. März, sondern jeder Tag des Jahres Frauentag sein.