Die technische Ausstattung ist das "Grand Finale" der 130 km langen Koralmbahn. Sie sorgt dafür, dass Züge überhaupt unterwegs sein können. Beim Koralmtunnel werden demnächst bereits Schienen verlegt.
In 45 Minuten von Graz nach Klagenfurt - schnell, umweltfreundlich und bequem. Dazu braucht es nicht nur Tunnel, Brücken und Bahnhöfe, sondern auch jede Menge Technik und vor allem Gleise. Beim 33 km langen Koralmtunnel laufen die Vorbereitungen dazu auf Hochtouren. Im September werden, von steirischer Seite aus, die ersten Schienen verlegt. Eine logistische Herausforderung: Denn über nur zwei Zugangspunkte müssen in Summe ca. 13.000 sogenannte Gleistragplatten verbaut werden. Jede einzelne ist mehr als fünf Meter lang, bis zu 2,4 Meter breit und wiegt mehr als fünf Tonnen. Darauf werden die jeweils 120 Meter langen Schienenstücke befestigt. Damit dieser „Baukasten“ perfekt passt, wurde beim künftigen Bf. Weststeiermark ein eigenes, rd. 100 Meter langes „Probegleis“ errichtet. Auf diese Weise können der optimale Arbeitsablauf und die perfekte Zusammensetzung für den Spezialbeton gefunden werden, mit dem die Platten später im Tunnel unterfüllt werden. Das Probegleis hat aber noch eine weitere Funktion: Nach der Inbetriebnahme des Tunnels, können hier Instandhaltungsfahrzeuge und auch der Rettungszug abgestellt werden.
Intelligentes Bahnsystem
Neben der Energieversorgung und dem Gleiskörper besteht die technische Ausstattung aus einer ganzen Reihe weiterer Anlagen – für den Erschütterungsschutz, den Lärmschutz, die Tunnelsicherheit, die Kommunikationseinrichtungen, die Signalisierung, elektronische Stellwerke und Technikgebäude. Dazu werden verschiedenste Leitungen, Beleuchtungen, Kabelkanäle, Schaltkästen und Trafos montiert. Parallel werden die Belüftungsanlagen aufgebaut. Zum Schluss kommt die Oberleitung mit innovativer Deckenstromschiene. Sie sorgt dafür, dass Züge umweltfreundlich per Bahnstrom mit bis zu 250 km/h unterwegs sein können – auch im Tunnel.
Sicherheit hat Vorrang
Ein Kernstück dabei ist das Zugsicherungssystem. An der gesamten Koralmbahn kommt durchgehend das „European Train Control System“ (ETCS Level 2) zum Einsatz. Es kontrolliert unter anderem die Zuggeschwindigkeit, die Gleisbelegung, die Zugabstände und ist europaweit einheitlich. Das System überwacht neben der Fahrtstrecke auch die Zugeigenschaften und die Einhaltung von Vorschriften. Die Daten werden kontinuierlich über ein digitales Mobilfunksystem (Global System for Mobile Communications – Rail(way) / GSM-R) übertragen. Bei Bedarf kann das System den Zug auch automatisch abbremsen.
24/7 im Einsatz
Insgesamt werden in Spitzenzeiten bis zu 400 Menschen alleine beim Koralmtunnel für die technische Ausstattung im Einsatz sein. Zwei Drittel werden dabei von steirischer Seite aus umgesetzt. Der Rest vom Kärntner Lavanttal aus. Bis zu zehn Lokomotiven bringen die Mannschaften und das Material täglich in den Tunnel - sieben Tage die Woche im Mehrschichtbetrieb. In Wettmannstätten und im Lavanttal werden zusätzlich eigene Betonwerke eingerichtet. Auf diese Weise können viele Transportwege eingespart werden. Zusätzlich werden die Gleistragplatten zu einem Großteil von der Produktionsstätte in Niederösterreich direkt per Bahn zum Koralmtunnel transportiert.
Die Koralmbahn im Überblick
130 Kilometer neue Strecke, davon 47 Tunnelkilometer, über 100 Brücken sowie 23 moderne Bahnhöfe und Haltestellen: Die Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt ist Teil der neuen Südstrecke und eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte Europas. Ihr Herzstück ist der 33 Kilometer lange Koralmtunnel. Nach der Fertigstellung verkürzt sich die schnellste Verbindung zwischen den Landeshauptstädten auf nur 45 Minuten.
Foto: ÖBB/3D-Schmiede