Nachfrage nach Online-Testamentsberatung stark gestiegen. Initiative für das gute Testament informiert mit neuem Testamentsrechner und Online-Serviceangeboten. Kärnten und Steiermark im Mittelfeld beim Erstellen von Testamenten.
In der Corona-Zeit verzeichnete „Vergissmeinnicht“ eine starke Steigerung der Nachfrage bei den Informationsangeboten zu Testament und Erbrecht. Derzeit haben nur 30% der Österreicher über 40 mit einem Testament vorgesorgt. 50% bezeichnen sich dazu als wenig bis gar nicht informiert. Anlässlich des heutigen Online-Pressegesprächs für die Steiermark und Kärnten präsentierte „Vergissmeinnicht – Die Initiative für das gute Testament“ neue Online-Serviceangebote, darunter den Testamentsrechner. Dieses digitale Tool gibt in einfacher Sprache Einblick in die gesetzliche Erbfolge je nach persönlichen Verwandtschaftsverhältnissen und zeigt, welche Möglichkeiten ein Testament beim Vererben eröffnet.
Bei der Verbreitung von Testamenten herrschen in den Bundesländern teils große Unterschiede – das zeigt eine Studie des market-Instituts. Demnach sind die Oberösterreicher mit 42% der über 40-Jährigen Spitzenreiter, Tirol mit 16% Schlusslicht hierzulande. Kärnten (29%) und die Steiermark (26%) bewegen sich im Mittelfeld, etwas unter dem Bundesdurchschnitt von 30%. Bei der Bereitschaft, sich beim Thema Testament vom Notar beraten zu lassen, nehmen die beiden Bundesländer hingegen den Spitzenplatz in Österreich ein (61% der Steirer, 60% der Kärntner im Vergleich zu 52% österreichweit).
Stark gestiegener Informationsbedarf in Corona-Zeit
Während der Coronavirus-Krise verzeichnete die Initiative für das gute Testament in ganz Österreich eine stark gestiegene Nachfrage nach online verfügbaren Informationen zu Testament und Erbrecht. „Offensichtlich befassen sich gerade jetzt besonders viele Österreicherinnen und Österreich mit der Thematik.“, so Günther Lutschinger, Initiator von Vergissmeinnicht.
Um den Zugang zu diesem wichtigen Thema möglichst einfach und ortunabhängig zu gestalten, hat Vergissmeinnicht eine Digitalisierungsinitiative gestartet – mit dem Online-Testamentsrechner als Herzstück. Zusätzlich wird mit Online-Notarveranstaltungen, einem Erklärvideo, Notar-Interviews und dem kostenlosen Erbrechtsratgeber informiert. Damit möchte die Initiative dazu beitragen, Schwellenängste vor den Tabuthemen Testament und Vererben abzubauen, und neutrale Information für alle anzubieten, die über eine Testamentsspende nachdenken. „Ein Serviceangebot für alle, die sich kostenlos, neutral und ortsunabhängig informieren möchten!“, betont Lutschinger. Mit dem neuen Testamentsrechner können Interessierte mit einfachen Erklärungen berechnen, wie sich die Aufteilung der eigenen Verlassenschaft angesichts der jeweiligen Verwandtschaftsverhältnisse gestaltet. Außerdem zeigt der Testamentsrechner die Gestaltungsmöglichkeiten der Erbfolge mit einem Testament auf. Die Ergebnisse dienen als Orientierung, sind jedoch kein Ersatz für eine Beratung durch eine Notarin oder einen Notar.
Den Testamentsrechner finden Sie auf www.vergissmeinnicht.at
Testamentsspenden in Österreich
Rund 10% des gesamten Spendenaufkommens in Österreich (700 Mio. Euro) werden mittlerweile über Testamente gespendet. 13% der Österreicher können sich ein Vermächtnis für den guten Zweck vorstellen. Im Bundesländervergleich ist das Interesse in Wien mit 22% und Salzburg mit 21% am größten. In Kärnten können sich 11% der Menschen vorstellen, eine gemeinnützige Organisation zu bedenken. Die Steiermark liegt mit 8% an drittletzter Stelle. In der Steiermark wissen auch nur 71% über die Möglichkeit einer Testamentsspende Bescheid (österreichweit 76%), während die Kärntner mit 80% bereits über dem Durchschnitt liegen.
Was bewegt die Steirer und Kärntner?
54% der Bevölkerung Kärntens könnten sich vorstellen eine gemeinnützige Organisation im Vermächtnis zu berücksichtigen, weil sie einen persönlichen Bezug zu einer bestimmten Organisation haben, 51% weil sie auch nach dem Ableben etwas Gutes tun möchten. Auch für 38% der Steirer ist letzterer Grund ausschlaggebend, während 27% als Beweggrund die Befürchtung angeben, dass ihr Vermögen an den Staat gehen könnte. Weil sie keine Familie haben, geben 16% der Steirer als Motiv für ein gutes Testament an – der höchste Wert in Österreich.
Über die Initiative Vergissmeinnicht
Hinter Vergissmeinnicht steht die gemeinsame Überzeugung der 89 Mitgliederorganisationen, dass man mit einem Vermächtnis für den gemeinnützigen Zweck über das Leben hinaus Gutes tun kann. „Viele Menschen möchten selbst bestimmen, was mit ihrem Vermögen nach ihrem Tod passiert. Sie möchten, dass es jenen gemeinnützigen Zwecken zugutekommt, die ihnen schon zu Lebzeiten wichtig sind, etwa dem Tier- und Umweltschutz oder der Hilfe für bedürftige Menschen.“, so Lutschinger. Liegt kein Testament vor und sind auch keine gesetzlichen Erben vorhanden, fällt die Erbschaft automatisch an den Staat (2012-2015 über 12 Mio. Euro).
Gute Gründe für ein Testament
Wie positiv und nachhaltig sich einzelne Testamentsspenden auf die wichtigen Aufgaben und Projekte gemeinnütziger Organisationen auswirken, führt die Verlassenschaft von Frau Adele H. mit einem Gesamtwert von 3,5 Mio. Euro vor Augen. In ihrem Testament hat Adele H. neben Verwandten und Freundinnen auch mehrere österreichische NPOs bedacht hat – darunter auch Vergissmeinnicht-Mitgliedsorganisationen.
„Testamentsspenden kommen für gemeinnützige Vereine meist unerwartet. Umso wichtiger sind sie als Samen für Neues, Außergewöhnliches, neben laufenden Projekten.“, betont Günther Lutschinger.
„Wenn Ihnen Ihr Haustier große Freude im Leben bereitet hat, oder Ihre Verbundenheit zu Tieren zeitlebens groß war, können Sie mit Ihrem Testament über Ihre Lebenszeit hinaus Gutes tun. Tierliebende Menschen, die den Tierschutzverein Kärnten als Begünstigten in Ihrem Testament bedachten, haben mit dieser Zuwendung bereits sehr vielen Tieren in Not geholfen.
Ein wesentlicher Teil unserer Einnahmen kommt aus Spenden, die im Vermächtnis von Tierfreunden festgesetzt wurden.“, so Dr. Tara Geltner, Präsidentin Landestierschutzverein Kärnten – über die große Bedeutung von Testamentsspenden.