Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte Gesundheitslandesrätin Beate Prettner gemeinsam mit dem Leitungsteam der Psychiatrischen Therapiezentren Kärnten (PTZ) heute, Montag, eine eindrucksvolle Zwischenbilanz und die nächsten Weiterentwicklungen. Seit 1. Jänner 2025 haben die Zentren, es gibt jeweils eines für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche in Klagenfurt und in Villach, offiziell den Status von Psychiatrischen Ambulatorien erhalten, wofür jahrelang gekämpft wurde.
„Unsere Ambulatorien der KABEG gemeinnützigen Dienstleistungs-GmbH stehen allen Menschen offen, die unter psychischen Erkrankungen oder Krisen leiden, und das kostenlos“, betont Prettner. Denn der Bedarf ist hoch: 25 bis 30 Prozent der Bevölkerung sind im Laufe des Lebens betroffen, psychische Erkrankungen verursachen heute über zehn Prozent aller Krankenstand-Tage. Auch Angehörige erhalten in den PTZ niederschwellige Beratung und Begleitung durch ein multiprofessionelles Team aus den Bereichen Psychologie, Psychiatrie, Psychotherapie, Sozialarbeit, Ergotherapie, Musiktherapie und Pflege. Ziel sei es, frühzeitig zu helfen und stationäre Aufnahmen zu vermeiden. „Wir möchten begleiten, bevor kleinere Probleme groß werden“, so Prettner.
Die Nachfrage ist hoch: 2022, als allein das PTZ in Villach ab Mitte des Jahres in Betrieb war, wurden rund 380 Patientinnen und Patienten versorgt. Im ersten Jahr des „Vollbetriebs“ beider Standorte 2024 waren es bereits knapp 2.300. Für heuer wird mit 2.600 Patientinnen und Patienten gerechnet. Thomas Eminger, Geschäftsführer der KABEG gemeinnützigen Dienstleistungs-GmbH, dazu: „Der starke Zulauf bekräftigt uns in unserer Überzeugung, mutig und innovativ weiterzugehen, mit offener Kooperation und vernetzter Versorgung.“
Ein großer Fortschritt ist die neue Möglichkeit der fachärztlichen Behandlung. „Mit der Anerkennung als Ambulatorien dürfen nun auch Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie tätig sein, das erweitert das Leistungsspektrum bzw. Angebot erheblich.“ Trotz Widerständen der Ärztekammer im Genehmigungsverfahren konnte also letztendlich und auf Basis des Regionalen Strukturplanes Gesundheit für Kärnten eine positive Entscheidung erwirkt werden. Das Leistungsspektrum reicht von vielfältigen Einzel- und Gruppenangeboten über klinisch-psychologische Diagnostik bis hin zu fallführendem Case Management, abgestimmt auf akute, chronische oder übergangsbedingte Belastungen. Besonders im Kinder- und Jugendbereich zeigt sich die hohe Nachfrage in der Altersgruppe sieben bis 14 Jahre, bei Erwachsenen sind die 40- bis 59-Jährigen am stärksten vertreten. „Unsere Patientinnen und Patienten sind so vielfältig wie das Leben selbst“, so Eminger.
„Im Kinder- und Jugendbereich stehen aktuell Störungsbilder wie ADHS, Konzentrationsstörungen, schulische Schwierigkeiten sowie emotionale Belastungen wie depressive Störungen und vor allem Angststörungen im Vordergrund. Es ist uns ein Anliegen, das Lebensumfeld der Kinder und Jugendlichen – das schulische und familiäre Umfeld – bei der Therapie bestmöglich miteinzubeziehen“, informiert Eva-Maria Trapp, Ärztliche Leiterin der Ambulatorien für Kinder und Jugendliche.
Christa Rados, Ärztliche Leiterin der Ambulatorien für Erwachsene, schildert den Therapieprozess: „Am Beginn stehen ausführliche Clearing-Gespräche, um den individuellen Behandlungsbedarf zu erheben, und eine erste klinische Diagnose wird gestellt. Es wird ein gemeinsames Behandlungsziel formuliert und ein individueller Therapieplan, meist modulartig, erstellt. Die Therapien setzen sich im Allgemeinen aus Gruppen- und Einzeltherapien zusammen und umfassen ärztliche, psychologische und soziotherapeutische Maßnahmen.“
Bis Ende 2025 erfolgt die Finanzierung der PTZ noch über Strukturmittel des Kärntner Gesundheitsfonds (KGF). Prettner kündigt an: „Unser Ziel ist die Regelfinanzierung ab 2026. Es gibt das Bekenntnis aller Beteiligten – KGF, Land Kärnten und Sozialversicherung – zu einer gemeinschaftlichen Finanzierung, die Gespräche laufen.“ Der Finanzbedarf wird 2026 bei etwa 5,5 Millionen Euro jährlich liegen.
Abschließend hält Prettner fest: „Psychische Gesundheit ist uns in Kärnten ein zentrales Anliegen. Die Psychiatrischen Ambulatorien sind ein Meilenstein auf dem Weg zu einer modernen, menschlichen und zugänglichen Versorgung.“
Weitere Infos: www.ptz-kaernten.at
Foto: Büro Prettner