Die katholische Kirche Kärnten mit Diözesanbischof Josef Marketz lud am Freitag zu einem Festtag und Symposium über die Geschichte der Zweisprachigkeit in Kärnten vom 18. Jahrhundert bis heute ein.
Seitens der Kärntner Landesregierung nahmen Landeshauptmann Peter Kaiser und LHStv. Martin Gruber teil, von der Bundesregierung Ministerin Claudia Plakolm. Der Tag stand unter dem Motto „Das gemeinsame Kärnten (er)leben. Geschichte, Kunst und Kultur. (Do)živeti skupno Koroško. Zgodovina, umetnost in kultura“.
Unter Moderation von Marija Wakounig von der Universität Wien und des früheren Diözesanarchivars Peter G. Tropper referierten tagsüber mehrere Fachleute. Am Nachmittag wurde in der bischöflichen Residenz in Klagenfurt die Kunstinstallation von Medienkünstlerin Nataša Siencnik und Jazzmusiker Wolfgang Puschnig präsentiert. Sie erinnert an das Wirken von Ernst Waldstein-Wartenberg und Valentin Inzko senior. Beide hatten insbesondere im Rahmen der Kärntner Diözesansynode 1970-1972 viel für die Verständigung zwischen den beiden Volksgruppen in Kärnten geleistet.
Kaiser dankte der Kirche für diesen Festtag als wichtigen Beitrag im heurigen Gedenkjahr: „Er unterstreicht auch das Bemühen Kärntens, das Trennende der Vergangenheit zu überwinden, gemeinsam neue Wege zu gehen und den Vorteil zweier Landessprachen in sich aufzunehmen.“ Kärnten habe sich zu einem europaweiten Vorzeigeland entwickelt und da würden viele „Menschen mit dem Mut zum aufrechten Gang“ dahinterstehen. In Anbetracht der neuen Kunstinstallation sprach Kaiser auch an, dass Kunst und Kultur sehr gute Brückenbauer seien. „Der gemeinsame Blick auf unser gemeinsames Kärnten in einer gemeinsamen Zukunft ist ein positiver“, resümierte der Landeshauptmann.
Ministerin Plakolm ging ebenfalls auf das Jubiläumsjahr ein. 80 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg würden für 80 Jahre Frieden im Land stehen. Durch den Staatsvertrag sei Österreich seit 70 Jahren ein freies, souveränes Land. 30 Jahre EU-Mitgliedschaft würden für Wohlstand im Herzen Europas stehen. Besonders hob sie als zuständige Ministerin den Artikel 7 des Staatsvertrages hervor, der den autochthonen Volksgruppen umfassende Rechte zuspreche: „Nach 70 Jahren sind wir aber noch nicht dort, wo wir hinwollen“, stellte sie offen klar. Die neue Bundesregierung bekenne sich jedenfalls zu den sechs autochthonen Volksgruppen in Österreich. Sie würden für die Vielfalt und Identität Österreichs stehen.
Bischof Marketz erklärte, dass die katholische Kirche im heurigen Erinnerungsjahr auch das 60-Jahr-Jubiläum des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) feiere. Ganz besonders denke man in Kärnten auch auf die darauffolgende Diözesansynode. Sie habe als Reformprozess der katholischen Kirche auch einen großen Beitrag zur Verständigung zwischen den Volksgruppen geleistet. Zweisprachigkeit bezeichnete der Bischof als bereichernde Vielfalt. Er rief alle dazu auf, sich mit aller Kraft für Verständigung und Frieden einzusetzen.
Auch der evangelische Superintendent Manfred Sauer sagte, dass sprachliche, religiöse und kulturelle Vielfalt als Chance anzusehen seien. „Möge sich etwas Gutes, Erfüllendes aus der Gemeinschaft entwickeln“, betonte er.
Die neue Kunstinstallation stellten Igor Pucker, Nataša Siencnik und Wolfgang Puschnig vor. Sie trägt den Titel „einklang : sozvocje“. Im 2,5 Meter großen Kubus sind von zwei Richtungen je 72 bunte PVC-Schnüre wie Saiten gespannt. Zu hören sind die Melodien eines deutsch- („Is schon still uman See“) und eines slowenischsprachigen Volksliedes („Nmav criez jizaro“). Puschnig nannte sie die „zwei heimlichen Kärntner Landeshymnen“. Sie werden in der Art eines Spielwerks zu einer neuen, dritten Komposition arrangiert.
Zu Wort kamen auch die Enkel von Ernst Waldstein-Wartenberg und Valentin Inzko senior. Valentina Inzko Fink sagte, dass ihr Großvater ein Mann mit großem Herzen war, der ein bedeutendes politisches Vermächtnis hinterlassen hat. Maximilian Waldstein-Wartenberg erinnerte sich an seinen Großvater als einen Mann mit Prinzipien, Klugheit, Humor und Haltung. Er habe immer gesagt, dass uns Respekt weiter bringe als Rechthaberei.
Unter den zahlreichen Gästen des Festtages waren unter anderem die slowenische Generalkonsulin Maja Balant Slobodjanac, Österreichs Botschafter in Slowenien Konrad Bühler, Domprobst Engelbert Guggenberger und Generalvikar Johann Sedlmaier.
Weitere Infos: www.kath-kirche-kaernten.at
Foto: LPD Kärnten/Kuess