Im Mittelpunkt steht die Frage, wie historische Umbrüche das Zusammenleben und die Identität Kärntens bis in die Gegenwart beeinflusst haben. Die Sendung wird am Mittwoch, dem 14. Mai, um 22.30 Uhr in ORF 2 ausgestrahlt.
Die Dokumentation beleuchtet die bewegende Geschichte Kärntens seit Ende des Zweiten Weltkrieges und zeigt entscheidende Ereignisse auf, die das Land nachhaltig geprägt haben. Im Mittelpunkt steht dabei das Leben der slowenisch-sprachigen Zwillingsschwestern Rosi Polesnig und Maria Wautsche, die kurz nach dem 2. Weltkrieg in Rinkenberg bei Bleiburg geboren wurden.
Zu Kriegsende im Mai 1945 forderten die Vertreter der Parteien aus der Ersten Republik Gauleiter Friedrich Rainer zum Rücktritt auf. Tatsächlich kam es noch vor dem Eintreffen der Alliierten zur Machtübergabe – ein Sonderfall in der österreichischen Geschichte, wie Historiker Hellwig Valentin erläutert.
Der Staatsvertrag von 1955 brachte die volle Souveränität des Landes und regelte die Rechte der slowenischen Minderheit, wie zum Beispiel die zweisprachigen Ortstafeln. Abseits der Politik begann der wirtschaftliche Aufschwung, mit Investitionen in den Tourismus und in die Infrastruktur.
Das Jahr 1972 brachte Kärnten an den Rand bürgerkriegsähnlicher Zustände, sagt Historiker Valentin mit Hinweis auf den Ortstafelsturm. Hundertschaften national gesinnter Kärntner haben die aufgestellten zweisprachigen Tafeln abmontiert und damit das Zusammenleben zwischen der deutschsprachigen Mehrheitsgesellschaft und der slowenischen Volksgruppe belastet.
Nach dem Zerfall Jugoslawiens 1991 erfuhr die slowenische Sprache mit dem neuen Nachbarn Slowenien eine stärkere Bedeutung, die Anmeldezahlen zum zweisprachigen Unterricht stiegen an und nach dem EU Beitritt beider Länder zur Europäischen Union fand man in Kärnten nach jahrelangem Ringen auch eine Lösung in der Ortstafelfrage – als Voraussetzung für das friedliche Zusammenleben am Schnittpunkt der drei großen europäischen Kulturkreise, dem Slawischen, dem Romanischen und dem Germanischen.
Landesdirektorin Karin Bernhard: „Diese Dokumentation leistet einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit der Geschichte Kärntens und den prägenden Ereignissen in der Zweiten Republik. Sie bietet Einblicke in die Herausforderungen und Veränderungen, die das Zusammenleben und die Identität unserer Region bis heute beeinflussen. Als ORF Kärnten freuen wir uns, diese Inhalte im Rahmen des ORF Programmschwerpunkts‚ „80 Jahre Zweite Republik“ einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Es ist uns ein Anliegen, historische Entwicklungen verständlich und nachvollziehbar für alle Generationen aufzubereiten.“
Foto: ORF/Dieter Arbeiter