Das Kärntner Landesarchiv zeigt alte Ansichtskarten, Fotos und Ölbilder rund um die „Villa Wagner“ in Unterburg. Ausstellungseröffnung mit Künstlerin Dorothea Nahler am Dienstag, 6. Juni, 18.00 Uhr.
Wie war das vor rund 100 Jahren, als man nicht in den Urlaub, sondern in die Sommerfrische fuhr? – In diese vergangene Welt eintauchen kann man bei einer Ausstellung im Kärntner Landesarchiv in Klagenfurt. Zusammengestellt hat sie die in Klagenfurt und Wien lebende Künstlerin Dorothea Nahler. Ausgangspunkt ist die „Villa Wagner“ in Unterburg am Klopeiner See, in der Nahler ihre Kindheit und Jugend verbracht hat. Ausschließlich privates Bildmaterial – darunter vier Ölbilder um 1900/1910 – dokumentiert die touristische Entwicklung rund um den See und die Geschichte des Familienbesitzes. In einem zweiten Ausstellungteil befasst sich Nahler mit der k. u. k.-Sommerfrische im österreichischen Küstenland. Dafür hat sie Ansichtskarten und Fotos zusammengesucht, die seinerzeit nach Hause in die „Villa Wagner“ geschickt wurden.
„Ich begab mich auf Spurensuche in eine Welt, die das Leben meiner Eltern und Großeltern geprägt hat“, erzählt Nahler. Die Fülle an Bilddokumenten im Familienarchiv der „Villa Wagner“ brachte sie auf die Idee, eine Ausstellung zu konzipieren. „Es sind zum Beispiel auch Fotos dabei, die einen Einblick in Vergnügen und Aktivitäten geben, die den internationalen Gästen in der Villa geboten wurden“, so Nahler. Zu sehen sein wird auch das originale Gästebuch des Hauses und man wird in Reiseempfehlungen von Tageszeitungen aus den Jahren 1927 bis 1932 schmökern können. Aufliegen werden auch Tipps für Ausflügler aus einem „Fremdenführer“ von 1922. „Manche der verborgenen Plätze und die Schönheit der Landschaft werden darin genau so beschrieben, wie ich sie in meiner Kindheit und Jugend erlebt habe. Und sie lassen sich sogar heute noch wiederfinden“, sagt die Künstlerin dazu.
Für Landesarchivdirektor Thomas Zeloth liegt der Reiz der Ausstellung im mehrfachen Perspektivenwechsel: „Da das mondäne Küstenland der k. u. k. Monarchie mit seinen Prachtbauten und allen Annehmlichkeiten, dort der naturnahe, noch fast gänzlich unverbaute Klopeiner See, wo die Gäste trotzdem nicht auf einigen Komfort verzichten mussten. Die Erzählung über den kleinen aufstrebenden Fremdenverkehrsort Unterburg an der Wende zum 20. Jahrhundert wird aus einer sehr privaten, intimen Perspektive der eigenen Familiengeschichte zu einer Erzählung über den frühen Tourismus in Kärnten weitergesponnen.“
Dorothea Nahler, geborene Latscher, zeichnete als Kind anfangs Pferde unter Anleitung ihres Großvaters. Der erste Zugang zur Aquarelltechnik erfolgte mit circa zehn Jahren durch ihren Großonkel, den Maler und Architekten, Helmut Wagner-Freynsheim. Der Traum vom Studium an der Kunstakademie blieb unerfüllt, weil sie dem Rat ihres Vaters folgte und eine Ausbildung in Französisch, Englisch und Spanisch machte. Beruf und Familie ließen dann jahrelang wenig Freiraum für künstlerische Aktivitäten. Nahler nutzte aber den Fotoapparat, um die Natur zu entdecken. Später absolvierte sie in der Südsteiermark den Aquarellkurs einer bekannten Malerin und begann sich für die Objektfotografie zu interessieren. Die Künstlerin ist Mitglied der Österreichischen Fotografischen Gesellschaft und nahm an verschiedenen Fotowettbewerben teil.
Informationen zur Ausstellung unter: https://landesarchiv.ktn.gv.at
Homepage der Künstlerin: www.dorothea-nahler.at
Foto: Kärntner Landesarchiv/D. Nahler