Anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni präsentiert die LK Kärnten Zahlen zur Milchwirtschaft in Kärnten: Im Vorjahr haben wieder 58 Milchviehbetriebe in Kärnten ihre Stalltüren geschlossen. Das ist ein Rückgang von 3,4 % gegenüber 2021. In den letzten 20 Jahren haben damit mehr als 50 % ihre Produktion eingestellt. Für LK-Präsident Siegfried Huber ist die Entwicklung besorgniserregend und zeigt, dass die Bauern nicht zu den Inflationsgewinnern zählen, wie in den vergangenen Wochen mancherorts behauptet wurde. „Der Druck auf den Höfen ist groß. Seit Jahresbeginn sind die Milchbauern trotz hoher Betriebskosten mit sinkenden Milchpreisen konfrontiert“, kritisiert Huber den Umstand, dass die Bauern einen immer geringer werdenden Anteil an der Wertschöpfung erhalten.
Heimische Milchbauern werden ausgetauscht
Dass der Lebensmitteleinzelhandel für die negative Entwicklung eine große Verantwortung hat, zeigt ein unlängst durchgeführter Marktcheck des Vereins „Wirtschaften am Land“. Fast 1000 Eigenmarkenprodukte aus dem Butter- und Käsesortiment heimischer Supermärkte wurden unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Bei rund 40 % der Produkte ist die Herkunft der Milch für Konsumenten nicht eindeutig nachvollziehbar. Das bedeutet, dass für die Erzeugung Milch aus dem Ausland verwendet worden sein könnte – aus Ländern mit Umwelt- und Tierwohlstandards, die wesentlich unter jenen in Österreich liegen. „Die importierte Billigmilch drückt die heimischen Milchbauern an die Wand“, beanstandet der LK-Präsident die Einkaufsstrategie des Handels im Eigenmarkenbereich.
Ehrliche Herkunftskennzeichnung notwendig
Der Anteil dieser Eigenmarkten beträgt laut Agrarmarkt Austria bei Milch- und Käseprodukten bereits 63 % – Tendenz steigend. Vor diesem Hintergrund fordert Huber mehr Transparenz in der Produktkennzeichnung: „Wenn die Konsumenten mit der Lupe nach der Herkunft suchen müssen, werden wir heimischen Bauern ausgetauscht und die Konsumenten an der Nase herumgeführt. Wir brauchen dringend eine ehrliche Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel.“ Zuständig dafür sei die EU-Kommission, die der LK-Präsident in die Pflicht nimmt: „Anstatt die Bauern mit immer neuen Auflagen und bürokratischen Vorgaben zu gängeln, sollen die EU-Beamten endlich einen Vorschlag zur Lebensmittelkennzeichnung auf den Tisch legen, um die heimischen Bauern zu schützen!“, verlangt Huber abschließend.
Fakten zur Milchwirtschaft in Kärnten
Foto: Paul Gruber