Der Chirurg OA Mag. Dr. med. Jurij Gorjanc vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit und dem Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt reist jedes Jahr ans andere Ende der Erde, um vor Ort zu helfen.
Unter der Schirmherrschaft der internationalen Hilfsorganisation „Hernia International“ hat der Chirurg und Oberarzt Mag. Dr. Jurij Gorjanc bereits OP-Säle auf der ganzen Welt kennengelernt. Vor wenigen Tagen ging es zum bereits 13. Mal los: Mit einem fünfköpfigen Team operierte er in der ostafrikanischen Stadt Malya in Tansania 38 Menschen (der älteste Patient war 90 Jahre alt) mit Leisten- und Bauchwandbrüchen – selbstverständlich unentgeltlich und unter einfachsten Bedingungen. Begleitet wurde OA Mag. Dr. Gorjanc von zwei ChirurgInnen, einer Radiologin sowie einer OP-Pflegekraft und einem Anästhesisten aus Feldkirch, Laibach, Jesenice und der Schweiz.
Jeder fünfte Mann weltweit erkrankt im Laufe seines Lebens an einem Leisten- oder Bauchwandbruch – hierzulande vergleichsweise unproblematische Krankheitsbilder. „In der Regel werden Patienten zeitnah operiert und können das Krankenhaus oft schon am nächsten Tag wieder verlassen“, erklärt der Chirurg der der erste Kärntner Chirurg mit dem Zusatzfach Hernienchirurgie ist und damit verbunden über eine Vielzahl an Titel verfügt. OA Dr. Gorjanc hat als Leiter das Hernienzentrums am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan aufgebaut, wo jährlich mehr als 260 Leisten- und Bauchwandbruch-OPs durchgeführt werden.
Chirurg auf humanitärer Mission
In den ärmeren Ländern der Welt, wie etwa den ländlichen Regionen Afrikas und Lateinamerikas fehlen spezialisierte MedizinerInnen, moderne Technik und auch Material. Zudem sind Operationen für die wenigsten Menschen bezahlbar. Die rund 300 US-Dollar, die eine OP vor Ort kostet, sind für kaum jemanden erschwinglich. Entsprechend tragen viele ihre Brüche über Jahre, teils sogar Jahrzehnte, mit sich herum. Häufige Folgen: Die Hernien werden enorm groß und verursachen erhebliche Schmerzen. „In Entwicklungsländern leben viele Menschen von schwerer körperlicher Arbeit.“ Unbehandelt können Hernien gefährlich werden und unter Umständen sogar zum Tod führen. „Es besteht immer die Gefahr, dass Darm oder anderes Gewebe in die Bruchlücke gezwängt wird, abklemmt und in der Folge die Durchblutung verringert oder unterbunden wird“, schildert der international renommierte Hernien-Experte. Die Hernien-Zentren am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit/Glan sowie am Elisabethinen-Krankenhaus Klagenfurt wurden mit dem Qualitätssiegel der deutschen Herniengesellschaft als Zentren für Hernien-Chirurgie zertifiziert.
Operieren von früh bis spät
Meist dauern die Hernien-Missionen von OA Mag. Dr. Gorjanc und dem Team ein bis zwei Wochen. „Dieses Mal reisten wir mit 205 Kilogramm schwerem OP-Equipment und Medikamenten verteilt auf 12 Koffer an“. Operiert wird rund 13 Stunden pro Tag, meist bis spät abends und das bei rund 37 Grad Celsius. Die meisten Operationen mussten in Lokal- oder Spinalanästhesie durchgeführt werden, da im OP-Saal vor Ort kein Sauerstoff zur Verfügung stand. Bei den PatientInnen handelte es sich überwiegend um Männer (83%). Die Bilanz kann sich sehen lassen: In 4,5 Tagen waren über 46 Operationen und zahlreiche ambulante Behandlungen bei diesem Hilfseinsatz möglich.
Demut und Dankbarkeit
Auf die Frage was ihn antreibt, antwortet der 52-jährige Klagenfurter Arzt, der sich bereits 2008 der Organisation „Hernia international“ anschloss. „Wenn gute Medizin gelingt, ist das ein Grund zur Dankbarkeit und ich kann so etwas Gutes aus ganzem Herzen heraus tun.“ 2011 kam der Facharzt für Chirurgie aus Slowenien ans St. Veiter Krankenhaus. Ab Mai wird er als Chirurgischer Leiter am Elisabethinen-Krankenhaus tätig und ist glücklich und dankbar, dass die Ordenskrankenhäuser seine Tätigkeit für „Hernia international“ unterstützen.
Nachhaltige Weiterbildung
Die ChirurgInnen vor Ort haben kaum Möglichkeiten zur Weiterbildung. Aus diesem Grund ist die Weiterbildung der lokalen ChirurgInnen dem Team der „Hernia Mission“ ein besonderes Anliegen. „Trotz des relativ kurzen Zeitfensters wollen wir die KollegInnen vor Ort bestmöglich schulen, denn Hernien gehören in die Hände von SpezialistInnen. Unter den Voraussetzungen wie in Afrika, ist ein langfristig gutes Ergebnis nur mit einer Operation möglich“ sagt Dr. Gorjanc.
„Man könne zwar in einer Woche keinen chirurgischen Laien zum/zur Hernien-Spezialisten/in machen, aber wir wollen zumindest einen Teil dazu beitragen, dass Brüche künftig vor Ort besser versorgt werden,“ schildert der Arzt seine humanitäre Mission und sein persönliches Anliegen. Die PatientInnen haben auch bei der diesjährigen Mission die Zuwendung der ausländischen ÄrztInnen genossen. Bis diese Arbeit auf breiter Basis umgesetzt ist, wird Jurij Gorjanc weiterhin regelmäßig in die Entwicklungsländer reisen, um seiner Passion, dem Operieren, nachzugehen.
Spende von Kollegen
Im Rahmen der Hernia Mission wurde auch der Transport eines medizinischen Stuhls für gynäkologische und urologische Untersuchungen organisiert. Der Völkermarkter Urologe und Kollege Dr. Peter Sternig hat den Stuhl gespendet. Dr. Gorjanc hat diesen stellvertretend an die lokale Chirurgin in Tansania übergeben.
Fotos: Privat