Loreleisteg wird in Gert-Jonke-Steg umbenannt
Auf Einladung von Bürgermeister Christian Scheider war heute Dr. Wilhelm Deuer, Leiter der Historikerkommission im Stadtsenat zu Gast. Er erläuterte den Stadtsenatsmitgliedern die Einschätzung der Kommission, ob die Dr.-Franz-Palla-Gasse umbenannt werden soll.
Dr. Deuer erklärte, dass es zur Klärung des Sachverhaltes wichtig sei, den gesamten Werdegang von Dr. Franz-Palla zu betrachten. Er war ein ausgezeichneter Chirurg und hat im Lauf seines Lebens über 70.000 Operationen durchgeführt. Während der NS-Zeit hat er jedoch auch auf Anordnung Zwangssterilisationen durchgeführt, was daher auch immer wieder
zu Diskussionen führt.
Die Historikerkommission empfiehlt der Stadt die Straße nicht umzubenennen, sondern mit Zusatztafeln zu versehen. Diese sollen die gesamte Lebensgeschichte von Dr. Franz Palla darstellen und dabei auch die NS-Zeit einbeziehen.
Bürgermeister Scheider ergänzt, dass auch Univ. Prof. Dr. Peter Gstettner vom Gedenk- und Erinnerungsbeirat, sich für Zusatztafeln ausspricht und eine Umbenennung der Dr.-Franz-Palla Gasse ablehnt. Aus seiner Sicht würde eine Umbenennung auch das generelle Vergessen fördern und ist daher nicht im Sinne eines Erinnerungsbeirates.
Auch viele Anrainer sind gegen eine Umbenennung, da diese gravierende Folgewirkungen auf Anrainer hätte. Diese müssten beispielsweise alle Dokumente mit Adressangabe auf eigene Kosten ändern.
Nach ausführlicher Diskussion im Stadtsenat erfolgte daher der einstimmige Beschluss, die Gasse nicht umzubenennen, jedoch Zusatztafeln zu ergänzen. Auch sollen weitere technische Möglichkeiten der Informationsvermittlung vor Ort, wie beispielsweise mittels QR-Codes, geprüft werden.
Auf Antrag von Bürgermeister Christian Scheider wurde folgend heute im Stadtsenat beschlossen, den bisherigen „Loreleisteg“ in „Gert-Jonke-Steg“ umzubenennen. Es ist dies der Steg zwischen Wilsonstraße und Lorettoweg (Lendkanal).
Gert Jonke wurde am 8. Februar 1946 geboren und wäre somit im heurigen Jahr 75. Jahre alt geworden. Er zählt zweifellos zu den bedeutendsten Schriftstellern Klagenfurts und hat unzählige Preise und Auszeichnungen erhalten. Auch war er im Jahr 1977 der erste Bachmann-Preisträger. Gert Jonke verstarb am 4. Jänner 2009 in Wien.
Wie Bürgermeister Scheider ausführte, wurde von Jonkes Lebensgefährtin Ingrid Ahrer berichtet, dass gerade der Bereich des Lendkanals in Klagenfurt jene Gegend war, die Gert Jonke besonders liebte uns wo er sich oft aufgehalten hat. Somit wäre auch ein unmittelbarer örtlicher Bezug gegeben. Auch behandelten einige seiner Gedichte den Lendkanal. Im Gedicht „Lendkanal“ hat er beispielsweise die besondere Spiegelung der Böschung im Kanal und die Spiegelung des Grases auf der Böschung im Kanal beschrieben.
Durch die offizielle Benennung des Steges in Gert-Jonke-Steg kommt die Stadt nicht nur einem langgehegten Wunsch seiner Lebensgefährtin nach, sondern entspricht damit auch dem langjährigen Wunsch vieler Künstlerinnen und Künstler, die sich schon seit langem für eine würdevolle Erinnerung Gert Jonkes eingesetzt haben.
Im Zuge der Umbenennung soll die Brücke renoviert und entsprechend beschildert werden.
Fotos: Mein Klagenfurt und StadtKommunikation / Helge Bauer