Der diesjährige Welttag der sozialen Arbeit verdient besonderes Augenmerk.
Augenmerk auf Menschen, die trotz der vielen Coronahürden und Abstandsregeln, die Nähe zu ihren Mitmenschen nie aufgaben, um rund um die Uhr für diejenigen da zu sein, die Hilfe und Unterstützung, Nähe, Geborgenheit und Wärme brauchten und brauchen.
Anlässlich ein Jahr Corona und Welttag der sozialen Arbeit, Einblick in eine Berufswelt, die nicht nur seit einem Jahr besonders Großartiges leistet…
Seit Juni 2015 arbeitet Cornelia Klescher bei SOS-Kinderdorf in Kärnten, derzeit als pädagogische Leiterin eines 17köpfigen Teams, der mobilen Familienarbeit in Kärnten.
„Die mobile Familienarbeit ist sehr spannend und abwechslungsreich, man arbeitet immer mit der aktuellen, heutigen Situation. Man muss sehr flexibel sein, vor allem, wenn gerade „der Hut brennt“, wie etwa drohende Delogierungen, plötzlicher Jobverlust, Todesfälle, Krankheiten, Überforderungssituationen.“
Ein Jahr im Lockdown - Corona nagt an Familienleben und unbeschwerter Jugend
Kostenpflichtige Freizeitaktivitäten, Essen gehen, auf Urlaub fahren, war schon VOR Corona vielen Familien fremd. „Natürlich hat sich die Lage zugespitzt, zum Beispiel durch Jobverlust. Für einige Familien ist es eine große Herausforderung die Kinder längerfristig zuhause zu betreuen. Allein der Medienkonsum der Kinder ist stark gestiegen, weil sich Eltern häufig nicht anders zu helfen wussten, als ihre Kinder mit dem Handy, Fernseher oder Computer zu beschäftigen.
Viele von uns betreute Familien kommen aus eher bildungsfernen Schichten, weswegen die Kinder bei Hausübungen nicht unterstützt werden können. Das wird jetzt, nach einem Jahr im Lockdown massiv sichtbar. Wir stellen deutliche Entwicklungsrückschritte bei den Kindern fest. Ganz brutal triffst auch die Jugendlichen. Ihnen fehlen Perspektiven. Nichts ist planbar, alles ungewiss.“
Familien zusammenhalten!
Für Cornelia Klescher gibt es keine schönere Herausforderung, als täglich für Familien da zu sein, ihnen ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen. „Es gibt Geschichten, die mich nach wie vor schockieren, aber letztendlich geht es in unserer Arbeit darum, Familien bestmöglich zu unterstützen. Und das ist nicht möglich, wenn wir selbst in eine Schockstarre verfallen. Auch der Respekt vor anderen Familienwelten, Lebenswelten, spielt in unserem Job eine sehr wichtige Rolle. Durch die mobile Familienarbeit konnten schon einige Fremdunterbringungen abwenden. Das ist für mich ein großer Lichtblick, ein Erfolg.“
Aufs richtige Pferd gesetzt!
Als Kind wollte Cornelia Klescher Tierärztin werden. „Als dann klar wurde, dass ich dafür in Wien studieren müsste, wo es schwierig gewesen wäre, mein Pferd mitzunehmen, habe ich diese Idee verworfen. Heute bin darüber sehr froh, denn ziemlich schnell schlug mein Herz und meine soziale Ader für „Zweibeiner“ und nach meiner Ausbildung, dann im Job, wurde mir klar, wie sehr ich eigentlich dafür brenne!“
Trauer. Trennung. Tränen. Trost.
Auch Ulla Nettek ist eine von den vielen Menschen, die durch die Coronaauswirkungen besonders gefordert sind. Sie arbeitet bei RAINBOWS, in Kärnten unter dem Dach von SOS-Kinderdorf. RAINBOWS unterstützt Kinder und Jugendliche bei Trennung, Scheidung, Tod. Themen, die durch Corona noch einmal mehr Bedeutung erlangt haben. Trennungen sind gestiegen, der Tod präsenter geworden.
„Abschiede und Trennungen gehören zum Leben dazu und fordern von uns Aufmerksamkeit, Flexibilität. Wenn wir uns Zeit nehmen für diese Dinge und Gefühle zulassen, dann verlieren sie an Schwermut und Trauer. Zu erleben, wie dies gut gelingen kann, bringt mir Zufriedenheit, motiviert mich täglich neu.“
Lebenskrisen, die uns wachsen lassen
Trennung und Tod sind Lebenskrisen, die uns wachsen lassen und reifer machen, ist Nettek überzeugt.
„Ich versuche den Menschen zu helfen, wieder gute Perspektiven zu finden, positiv nach vorne zu blicken. Das ist mir möglich, da ich persönlich schon einige Herausforderungen meistern musste und viel daraus lernen durfte. Es macht mir Freude, nach einem gemeinsamen Weg aus der Trauer heraus, zu sehen, wenn Kinder und Jugendliche wieder mutig in die Zukunft blicken und wieder ein Stück Unbeschwertheit haben.“
Herz erobert! Mit Humor, Vertrauen und Empathie
Welche Stärken und Fähigkeiten man für so eine Arbeit mitbringen sollte, weiß Ulla Nettek, nach 20 Jahren Berufserfahrung. „Bei der Begleitung von Kindern und Jugendlichen in Krisenzeiten, ist es notwendig aufmerksam hinzuhören und zwischen den Zeilen lesen zu können, Vertrauen aufzubauen, empathisch zu sein und authentisch. Auch Kreativität, Flexibilität und natürlich eine gute Portion Humor sind gefragt.“ Momente, die besonders berühren, gibt es viele. Neulich hat eine Mutter zu ihr gesagt: „Meine Tochter kommt auf jeden Fall wieder! Du hast ihr Herz erobert und sie würde gerne jeden Tag bei dir sein!"
Gerald Stöckl, SOS-Kinderdorfleiter Kärnten sagt DANKE!
„Durch die einfühlsame und verlässliche Arbeit unserer tollen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen konnten schon viele unserer Kinder, Jugendlichen und Familien schmerzhafte und schwierige Zeiten in ihrem Leben überwinden. Vor allem das vergangene Jahr, die ganze Coronasituation, war und ist für viele Familien eine regelrechte Zerreißprobe. Ich bin dankbar, für all unsere tollen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die täglich Großartiges leisten.“