Eine aktuelle Umfrage unter Kärntens Gastronomen und Hoteliers bringt die Verzweiflung in der Branche ans Licht: Drei von vier Betrieben sind in ihrer Existenz bedroht. Schnelle Hilfe von Politik wird gefordert!
Wie schwierig die Situation der heimischen Gastronomie- und Hotelleriebetriebe ist, zeigt eine Umfrage der WK-Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft. „Die Verzweiflung ist groß: Finanzielle Reserven sind aufgebraucht und viele wissen nicht, wie sie ihre Fixkosten im März noch bezahlen sollen“, sagt Spartenobmann Josef Petritsch und fasst zusammen: „Die Stimmung im Kärntner Tourismus ist endgültig am Tiefpunkt angelangt. Ohne schneller und unbürokratischer Hilfe werden viele Betriebe nach diesem Lockdown nicht mehr öffnen können.“
Die Umfrage wurde am Dienstag, 15.30 Uhr, per E-Mail an 4340 Kärntner Gastronomie- und Hotelleriebetriebe versandt. Innerhalb von 48 Stunden haben 762 Unternehmerinnen und Unternehmer daran teilgenommen. Die wichtigsten Ergebnisse:
„Das sind dramatische Zahlen, die wir ernst nehmen müssen. Die anhaltende Unsicherheit am touristischen Arbeitsmarkt führt dazu, dass immer mehr Fachkräfte in andere Branchen wechseln. Das bedeutet ‚Alarmstufe Rot‘ für Kärntens Tourismus“, ist Stefan Sternad, Obmann der WK-Fachgruppe Gastronomie, alarmiert. Er fordert sofortige Hilfsmaßnahmen, um die Attraktivität der Tourismuswirtschaft als Arbeitgeber erhalten zu können. „Sonst werden wir nicht aufsperren können, weil wir keine Mitarbeiter finden!“
Forderung nach schneller finanzieller Hilfe
Die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung werden grundsätzlich gut in Anspruch genommen. 89,9 Prozent der Befragten geben an, dass sie Hilfsmittel beantragt und erhalten haben. Am häufigsten ausbezahlt und am stärksten nachgefragt wurden bisher Umsatzersatz, Fixkostenzuschuss I und Härtefallfonds. „Um den Fortbestand der Betriebe zu sichern, brauchen wir schnelle Hilfe. Ohne zusätzlicher Liquidität wird der Neustart für viele kaum zu stemmen sein“, betont Sigismund E. Moerisch, Obmann der WK-Fachgruppe Hotellerie. Er spricht sich für einen 30-prozentigen Ausfallsbonus plus Fixkostenzuschuss II für die Tourismuswirtschaft aus. „Wesentlich ist dabei vor allem, dass die Gelder schnell und unkompliziert fließen“, so Moerisch.
Mehr Einsatz in Pandemiebekämpfung
Neben der finanziell prekären Lage gibt es seitens der Unternehmerinnen und Unternehmer massive Bedenken bezüglich der Pandemiebekämpfung in unserem Bundesland. „Die Landespolitik befindet sich offenbar in Schockstarre. Der Teststraßenausbau funktioniert viel zu langsam, auch die Maßnahmen müssen mit mehr Nachdruck kontrolliert werden“, fordert Petritsch. Anders werde es nicht gelingen, die 7-Tages-Inzidenz deutlich zu senken – und diese sei derzeit die internationale Benchmark und damit auch die entscheidende Währung für den Tourismus.
Die wichtigsten Umfrageergebnisse in diesem Bereich:
Ausschließlich Gastgärten: unrentabel
Gefragt wurden die Unternehmerinnen und Unternehmer auch, wie sie zur neuen Gastgartenregelung stehen. Das Ergebnis ist deutlich: Zwar geben 72,4 Prozent an, über einen Gastgarten zu verfügen. Aber nur 20,6 Prozent schätzen die ausschließliche Öffnung ihres Gastgartens als betriebswirtschaftlich rentabel für ihren Betrieb ein. „Das heißt: Vier von fünf Betriebe werden ein Minus erwirtschaften, wenn sie sich unter diesen Bedingungen öffnen. Das zeigt einmal mehr, wie absurd diese Regelung ist“, sagt WK-Wirtesprecher Sternad.
Problematisch sei auch, dass viele Gastgärten nur bei optimalem Wetter genützt werden können, da sie nicht witterungsgeschützt sind. So ergab die Umfrage, dass nur 4,8 Prozent der Gastgärten durch Schirme, Überdachung oder ähnliches vor Wind und Wetter geschützt sind. 95,2 Prozent müssten neue finanzielle Investitionen tätigen, um ihren Gastgarten witterungsfest zu machen.