Presseaussendung von: AK-Kärnten
Eine aktuelle AK-Studie zeigt: In nur 21 der 132 Kärntner Gemeinden ist ein Vollzeitjob für Eltern aufgrund einer umfassenden Kinderbetreuung wie Krabbelstube, Kindergarten oder Nachmittagsbetreuung für Volksschüler, mit entsprechenden Öffnungszeiten möglich. Verschärft wird die Situation zusätzlich, da nur ein Viertel der Betreuungseinrichtungen freie Plätze aufweist. Das sind Ergebnisse aus dem Kinderbetreuungsatlas der AK, in welchem das Betreuungsangebot in allen Gemeinden erhoben wurde.
Die ARBEITERKAMMER KÄRNTEN hat das institutionelle Kinderbetreuungsangebot in allen Kärntner Gemeinden erhoben und auf vier Kriterien überprüft: Möglichkeit einer Nachmittagsbetreuung für Volksschüler, Betreuung für unter Dreijährige, Kindergarten mit mindestens acht Stunden durchgehender Öffnungszeit an vier Tagen pro Woche sowie das Angebot eines Mittagessens. Zusätzlich kommt ein neues Instrument für die Bewertung der Kindergärten hinzu. Der Vereinbarkeitsindikator für Beruf und Familie (VIF). Dieser setzt voraus: Öffnungszeiten von mindestens 45 Stunden von Montag bis Freitag, vier Tage pro Woche mindestens 9,5 Stunden geöffnet, ein Mittagessen sowie eine jährliche Schließungszeit von maximal fünf Wochen. Erhoben wurde in einer telefonischen Umfrage zwischen Juni und Anfang September 2011.
Vollzeit schwierig
Nur 16 Prozent der Kärntner Gemeinden erfüllen alle vier Kriterien, den VIF-Faktor und erhalten damit die Bewertung 1A. „In 111 der 132 Gemeinden ist daher ein Vollzeitjob für beide Elternteile oder Alleinerziehende nicht bzw. nur eingeschränkt möglich“, bewertet Studienautorin Marlene DIETHART die Ergebnisse. Zu den 21 Gemeinden mit 1A-Bewertung gehören Hermagor, Spittal, Radenthein, Bad Bleiberg, Villach, Velden, Schiefling, Krumpendorf, Klagenfurt, Maria Rain, Ebenthal, St. Veit, Brückl, Straßburg, Althofen, Völkermarkt, Eberndorf, Sittersdorf, Eisenkappel, Wolfsberg und St. Andrä.
„Die Zuordnung zur Kategorie 1A scheitert meist daran, dass viele Kindergärten mehr als fünf Wochen im Jahr geschlossen halten“, erklärt DIETHART. 20 Prozent der Gemeinden erfüllen aber alle vier genannten Kriterien (A), 22 Prozent drei der vier Kriterien (B), elf Prozent zwei Kriterien (C) und zehn Prozent nur ein Kriterium (D). Leider gibt es noch immer 26 Gemeinden (21 Prozent), die keines der genannten Gütekriterien erfüllen.
Nur rund ein Viertel der Betreuungseinrichtungen gaben an, freie Plätze zu haben. Das erschwert die Situation für Eltern, die auf Kinderbetreuung angewiesen sind, zusätzlich. „Die Erhebung zeigt, dass Zentralgebiete relativ gut versorgt sind, ländliche Regionen – vor allem der Spittaler Raum – schneiden wesentlich schlechter ab“, sagt die Studienautorin. „Trotz eines kontinuierlichen Ausbaus der Kinderbetreuungseinrichtungen in den letzten Jahren bleibt also noch viel zu tun.“
Kooperation von Gemeinden
„Auch der AK ist klar, dass kleine Gemeinden kein Rundum-Angebot für Kinder aller Altersklassen anbieten können. Aber die Abwanderung, vor allem von gut ausgebildeten Frauen, aus den ländlichen Gemeinden könnte gestoppt werden, indem gemeindeübergreifende Alternativangebote geschaffen werden“, betont AK-Präsident Günther GOACH anlässlich des Internationalen Frauentages.
Eine Umfrage des Frauenministeriums zeigt: Beinahe jede zweite berufstätige Frau hat einen Teilzeitjob. Die Entscheidung dafür ist aber in vielen Fällen nicht freiwillig: Mehr als jede zweite Frau gibt an, dass ein Vollzeitjob mit den Kinderbetreuungspflichten nicht vereinbar sei. „Nur durch verstärkte Investitionen in die soziale Infrastruktur kann die Erwerbsbeteiligung der Frauen gesteigert und eine geringere Teilzeitquote erreicht werden“, sagt GOACH.
Ausdrücklich begrüßt die AK die 15a-Vereinbarung des Bundes mit den Ländern zum Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Förderung von österreichweit 55 Millionen Euro ist gekoppelt an eine Mindestöffnungszeit von 47 Wochen im Jahr. Damit werde die Forderung der AK nach einer Anpassung der Schließungszeiten der Betreuungseinrichtungen an den gesetzlichen Urlaubsanspruch der Eltern erfüllt, so GOACH.
Kinderbetreuung ausbauen
„Jeder Cent, der in Bildung investiert wird, ist gut angelegt. Denn frühe Förderung und ausreichend Zeit für den Bildungsprozess können soziale Benachteiligungen ausgleichen“, unterstreicht der AK-Präsident. Um die Kinderbetreuungssituation in Kärnten weiter zu verbessern, fordert die ARBEITERKAMMER KÄRNTEN:
Flächendeckende, qualitätsvolle und leistbare Kinderbetreuungseinrichtungen, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen, rasche Entwicklung des Kindergartens zu einer Bildungsinstitution mit einheitlichen Rahmenbedingungen, Qualitätskriterien und Kosten sowie die Aufwertung der Elementarpädagogik durch bestens ausgebildete Fachkräfte.
Alle Ergebnisse zum Kinderbetreuungsatlas finden Sie auf kaernten.arbeiterkammer.at/familie