Ob die Pandemie, die das Büro in die eigenen vier Wände brachte oder die Energiekrise, die die Wohnkosten für alle spürbar teurer machte – kaum ein Bereich ist so von den Krisen der letzten Jahre betroffen wie das Wohnen. Eine aktuelle, repräsentative INTEGRAL-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen sowie s REAL zeichnet ein Stimmungsbild, wie die KärtntnerInnen ihre Wohnsituation selbst wahrnehmen und wie sie ihre Zukunft planen.
„Der Traum von den eigenen vier Wänden darf nicht platzen. Wir stehen für die Finanzierung von Wohneigentum bereit. Es braucht hier aber von allen Akteuren ein klares Bekenntnis, den Aufbau von Eigentum zu fördern und die aktuell geltende Regelung weiter anzupassen”, sagt Harald Tschitschnig, Leiter Bauen&Wohnen in der Kärntner Sparkasse AG.
Vier von fünf KärntnerInnen sind mit ihrer derzeitigen Wohnsituation zufrieden. „Wohnen ist ein wichtiger Faktor für die Lebensqualität. Umso erfreulicher ist es, dass die KärntnerInnen mit ihrer Wohnsituation großteils zufrieden sind. Die Gründe dafür variieren je nach Lebensphase. Für junge Menschen ist es die Infrastruktur, für ältere die Wohngegend – für alle bleibt aber auch die Leistbarkeit ein Thema“, so Robert Haubiz, Geschäftsführer s REAL Immobilien Kärnten.“
Wohn- und Energiekosten als Unzufriedenheitsfaktoren
Trotz aller Zufriedenheit stehen zwei Themen bei den KärntnerInnen klar im Fokus: Wohnkosten und Energieeffizienz. So würden sich 60 Prozent der Befragten eine Verbesserung bei den Energie- und 51 Prozent bei den Wohnkosten wünschen. Zusätzlich ist aber vielen KärntnerInnen auch das Thema Nachhaltigkeit wichtig: 63 Prozent wollen bei der Energie- oder Heizform nachbessern, 50 Prozent in die Nachhaltigkeit ihres Wohngebäudes investieren. Ein Grund für den großen Nachholbedarf ist das Alter vieler Wohnimmobilien in Kärnten. Die Mehrheit der KärntnerInnen (53%) gibt an, in Gebäuden zu leben, die zwischen 15 und 60 Jahre alt sind. Jede:r Fünfte lebt nach eigener Aussage in Gebäuden, die älter als 60 Jahre sind.
Die KärntnerInnen sind aber gewillt, etwas dagegen zu tun. So plant mit 31% fast ein Drittel der HausbesitzerInnen einen Heizungswechsel oder eine thermische Sanierung.
„Die Bedeutung der Energieeffizienz hat inzwischen einen viel höheren Stellenwert. Der Neubaumarkt reagiert bereits darauf und setzt vermehrt auf Wärmepumpen und Klimazertifikate. Alte Immobilien müssen in puncto Technik, Heizsystem und Nachhaltigkeit nachrüsten“, so Robert Haubiz weiter.
KärntnerInnen wünschen sich Eigentum
Nach ihrer bevorzugten Wohnform gefragt, geben 53 Prozent der KärntnerInnen an, Eigentum der Miete vorzuziehen. Eine Erklärung, woher der Wunsch nach Eigentum kommt, liegt darin, dass der Großteil die Vorteile einer eigenen Immobilie erkannt hat. So stimmen 93 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass „Immobilien eine wertbeständige Anlage für die Zukunft sind“. 80 Prozent meinen, damit „eine Sorge weniger haben, wenn die Wohnung oder das Haus abbezahlt ist“ und 75 Prozent „zahlen lieber die Kreditrate als Miete, damit das Haus oder die Wohnung irgendwann ihnen gehört“. Harald Tschitschnig, Leiter Bauen&Wohnen in der Kärntner Sparkasse dazu: „Eigentum bietet nicht nur Unabhängigkeit, es ist auf lange Sicht auch eine wesentliche Vorsorgekomponente. Und speziell in der Pension erweitert ein abbezahltes Eigenheim den finanziellen Spielraum und leistet damit einen essenziellen Beitrag zur Prävention von Altersarmut.“
Finanzierung – quo vadis?
Bleibt die Frage nach der Finanzierung. Die gestaltet sich in Zeiten steigender Zinsen und herausfordernder Regulatorik oftmals schwierig. Und dann sind da noch die weitersteigenden Immobilienpreise. Auch die durchschnittlichen Mieten und Betriebskosten steigen, laut Statistik Austria mit Ende 2022 um 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während im Juli weitere Erhöhungen folgen. „Sofern man die notwendige finanzielle Basis hat, sollte man sich da die Frage stellen, ob nicht Kreditrate statt Miete mehr Sinn macht. Mit fallenden Zinsen ist so bald nicht zu rechnen, die Mieten steigen währenddessen weiter – mit einem Fixzinskredit zieht man langfristig die Kostenbremse“, streicht Tschitschnig heraus.
Energiekrise, Inflation und konjunkturelle Abkühlung haben in Kombination mit zunehmender Regulatorik in Form der KIM-Verordnung dazu geführt, dass sich das Wachstum der Wohnkredite am Gesamtmarkt zuletzt verlangsamte. Aber der Bedarf an Finanzierungen besteht weiter, laut Umfrage wollen 30 Prozent von jenen, die in den nächsten Jahren einen Umzug planen, ihr neues Zuhause mittels Kredit oder Darlehen finanzieren. Harald Tschitschnig dazu: „Die wirtschaftlichen, aber auch regulatorischen Rahmenbedingungen sind momentan natürlich alles andere als einfach. Die KärntnerInnen wollen aber Eigentum aufbauen und wir wollen sie mit Finanzierungen dabei unterstützen. Hier sind aber alle Beteiligten gefordert – Stichwort KIM-Verordnung – um weitere Erleichterungen für KreditnehmerInnen umzusetzen und so den geänderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. Auch der Vorstoß von Bundesminister Brunner, die Grunderwerbssteuer auf den Erwerb der ersten Immobilie abzuschaffen, ist ein Schritt in die richtige Richtung.“
Foto: Kärntner Sparkasse/Eggenberger