Es gibt fünf Eigenproduktionen - alles Uraufführungen - und zwei Koproduktionen
Das klagenfurter ensemble präsentiert den Spielplan für das Jahr 2021 - bestehend aus fünf Eigenproduktionen, einer Kooperation mit dem Jungen Theater Klagenfurt und einer erneuten Zusammenarbeit mit dem Tanzamt Klagenfurt zur Realisierung der 6. Edition von „PELZVERKEHR“. Alle fünf Eigenproduktionen sind Uraufführungen. Die Premiere der ersten Produktion - BELLE EPOQUE - soll Ende Februar stattfinden. Es wird um Verständnis gebeten, dass das klagenfurter ensemble derzeit - nicht zuletzt wegen Corona - keine genauen Terminauskünfte zu den anderen Produktionen geben kann. Der Spielplan versteht sich wie immer als „work in progress“. Nicht inbegriffen in dieser Präsentation sind die unzähligen Gastspiele, die Jahr für Jahr am klagenfurter ensemble stattfinden. Auch dieses Jahr ist abermals eine rege Zusammenarbeit mit Veranstaltern aller Art geplant.
Produktionsüberblick
BELLE EPOQUE von Alexander Widner, Regie: Alexander Mitterer.Uraufführung
JONKE SUITE - Ein Theaterprojekt zum 75. Geburtstag von Gert Jonke. Konzept und Regie: Rüdiger Hentzschel. Uraufführung
IST PHANTASIE LÜGE? von Ulrich Kaufmann, Regie: Ulrich Kaufmann. Uraufführung
VOR ORT - Ein Stück multiples Theater von Peter Wagner, Regie: Peter Wagner. Uraufführung
BAMBI UND KALASCHNIKOW - Stückentwicklung von Josef Maria Krasanovsky, Regie: Josef Maria Krasanovsky. Uraufführung
PERSONA nach Ingmar Bergman, Regie: Angie Mautz. Koproduktion mit Junges Theater Klagenfurt
PELZVERKEHR 6. EDITION, Koproduktion mit den Tanzwochen Klagenfurt (Tanzamt Klagenfurt)
Produktionen im Detail
BELLE EPOQUE
von Alexander Widner, Uraufführung
Regie und Bühne: Alexander Mitterer
Ensemble: Rüdiger Hentzschel, Gerhard Lehner, Angie Mautz, Gernot Piff, Roswitha Soukup
Live-Musik: Josef Maria Krasanovsky
„Belle Epoque“ ist eine abgrundtief komische Reise an die Grenzen des Denkens und Denkbaren. Im Fokus stehen die österreichischen Seelenlandschaften, in denen teils Größenwahn, teils Minderwertigkeit schlummert. Auch der Kosmos spielt eine zentrale Rolle. Und Revolution. Sowie Moral, Tugend und Sinn. Es wird schon langsam sichtbar: Diese Reise beginnt mit dem Missverständnis an sich und der Mensch beruft sich darauf, dass er missverstanden wird. Die handelnden Personen sind aus unerfindlichen Gründen zusammen auf den Bühnenbrettern - werden jedoch niemals einen Konsens finden, weil sie alle nur ihre eigene Sprache sprechen. „Belle Epoque“ ist eine Metapher für die Nacktheit des Menschen angesichts des Universums. Ein Sprachspiel mit sprachphilosophischen Anklängen.
Mit „Belle Epoque“ folgt Alexander Widner seinem literarischen Postulat der Sinnlosigkeit konsequent irrwitzig und steigert sich in eine beinahe hoffnungsvolle Absurdität an Sprachverwirrung hinein. Er zerlegt die Sprache wie der Jäger das erlegte Tier, hinterfragt die Sprache in ihrer Funktion als scheinbar klares Kommunikationswerkzeug und verwendet sie als ich–bezogene Gedankenmasse, die im Austausch mit dem Anderen sofort zum Missverständnis wird.
„Das Nichts wird zum Etwas und dieses Etwas ist von der Welt nicht zu ertragen und macht deshalb das Etwas zu Nichts!“ — Aus „Belle Epoque“ von Alexander Widner
Vorstellungen: 24. und 26. Februar sowie 3., 4., 5., 6., 10., 11., 12. und 13. März 2021 / 20 Uhr
JONKE SUITE
Ein Theaterprojekt zum 75. Geburtstag von Gert Jonke, Uraufführung
Regie und Bühne: Rüdiger Hentzschel
Am 8. Februar 2021 wäre der 2009 verstorbene Klagenfurter Lyriker, Dramatiker und Erzähler Gert Jonke 75 Jahre alt geworden - Anlass genug für das klagenfurter ensemble, den ersten Preisträger des Ingeborg-Bachmann-Literaturpreises (1977) mit einer großen theatralischen „JONKE SUITE“ zu feiern. Der Regisseur Rüdiger Hentzschel wird aus der Partitur des großen Kärntner Wortkomponisten Gert Jonke sowohl Theatertexte und Gedichte des Schöpfers höchstselbst als auch Texte von Schriftstellerkollegen sowie filmisches und sonstiges kommentiertes Lebensmaterial dirigieren.
„Die Wirklichkeit selbst wird von jedem einzelnen von uns erzeugt, sie muss sogar von uns erzeugt werden. Dass jeder von uns täglich seine Wirklichkeit neu erzeugen muss, führt natürlich oft zu extremen Unsicherheiten.“ — Gert Jonke
„Schreiben statt reden. (…) Schreiben: einzige Chance. Letzter Ausweg: mein Schreiben.“ — Gert Jonke
IST PHANTASIE LÜGE?
von Ulrich Kaufmann, Uraufführung
Konzept, Performance, Video: Ulrich Kaufmann
In dem performativen Theaterabend treffen das Sein, die Erinnerung an Erlebtes und die dokumentierte Vergangenheit eines Menschen aufeinander und stellen den Anspruch auf Wahrheit. Wem wird geglaubt: der Aktion, der Erzählung aus der Erinnerung, dem Film aus der Kindheit oder war alles sowieso ganz anders? Wer sagt hier nicht die Wahrheit? Ist die Phantasie eine Lüge? Ist die Poesie Fake? Wo ist der Platz für alles andere als die Wirklichkeit?
„Die Bühne ist leer. Die Hinterwand ist eine riesengroße Leinwand. Szenen der Wirklichkeit werden gezeigt: In Sprache, Bild und Szene. Projektionskostüme von Markus Kuscher werfen Bilder auf den Bildmachenden zurück und reflektieren die aufgenommene Realität. Eine schwierige Zeit kommt auf uns zu, weil wir dem Dokument mehr Glauben schenken, als der Person. Es geht immer um das, was da ist. In uns und um uns. Das was ist und wie wir es in Verbindung setzen, mit unseren Erfahrungen.“ — Ulrich Kaufmann
VOR ORT
Ein Stück multiples Theater von Peter Wagner, Uraufführung
Erstellt und inszeniert von Peter Wagner unter Rückgriff auf Texte von Kärntner Autorinnen und Autoren
In vielen, wenn nicht den meisten Erzeugnissen der Literatur, wird man den bewussten oder auch unbewussten Versuch ihrer AutorInnen erkennen, durch den Akt des Schreibens ein wie auch immer (be)drängendes Ereignis, ein Verhängnis, ein Verhältnis, eine Schicksalsfügung, eine Menschheits- oder Naturkatastrophe usf. festzuhalten, um den Grad des menschlichen Dramas überhaupt erst überschaubar zu machen und sich damit einen Teil von Selbstbehauptung zurückzuerobern. Erzählen ist ein Akt der Bewältigung, Bewältigung per se ein geglückter Akt der Distanzierung zu den Fährnissen der Wirklichkeit. Wir aber sehen in Texten, gelegentlich auch nur Textpassagen aus umfangreicheren Prosaarbeiten, eine Möglichkeit zur Remythologisierung der Wirklichkeit durch Erzählung, die in eine als gründlich bewertbare weil am Grunde der Verhältnisse angesiedelte Erfahrbarkeit von Wirklichkeit mündet. Grund aber ist ein Topos des Ortes. Es ist Teil der speziellen Kennzeichnung eines Ortes, dass das Drama ohne ihn nicht passieren kann, ja mitunter ist der Ort selbst sein Grund. Und wenn dieser Ort, wie heute der Fall, im Terrain des gesamten Planeten, den wir bevölkern, besteht. Etwas von seinem Zauber als das Ursprüngliche, und das heißt: als Ursprungsort einer Erzählung wollen wir uns dadurch zurückerobern, dass wir den Ort eines tatsächlichen oder literarisch fiktiven Geschehens in seiner vorhandenen physischen Präsenz aufsuchen, um ihn dort durch unsere Vorführung in seine mythologische Präsenz, und das ist: seine poetische Erfahrbarkeit zu wandeln.
Zur Auswahl stehende Autorinnen, Autoren und Texte:
BAMBI UND KALASCHNIKOW
Stückentwicklung von Josef Maria Krasanovsky, Uraufführung
Stück, Regie und Bühne: Josef Maria Krasanovsky
Ausgangspunkt der Stückentwicklung sind die größten Erfolge von Felix Salten und Michail Kalaschnikow: „Bambi“ und „das Sturmgewehr AK-47“ (umgangssprachlich Kalaschnikow). Der Abend ist der theatral-performative Versuch einer Bambi- und Kalaschnikow-Phänomenologie.
Der Name „Bambi“ steht, so unterschiedlich er auch instrumentalisiert wird, letztlich stets für die Sehnsucht nach einer heilen Welt, ein Stück Paradies. Ein Paradies, in dem die Welt durchschaubar, einfach, ursprünglich, naiv, kindlich und unverbraucht erscheint. Auch wenn der Name, oftmals für ein verkitschtes, dümmliches und tatsachenverdrehendes Weltbild gebraucht wird, steckt hinter ihm der ewige Wunsch nach einer Welt, die lebenswert erscheint.
Das von Michail Kalaschnikow konstruierte Sturmgewehr AK-47 gibt es weltweit schätzungsweise 100 Millionen mal. Sein Erfinder war als ein autodidaktischer Ingenieur und entwickelte die Waffe, nachdem er als Soldat den ersten Weltkrieg nur knapp überlebt hatte. Die Kalaschnikow ist die weltweit gebräuchlichste Waffe.
„Was ist der Mensch bereit zu tun, um sein kleines Stück Paradies zu erreichen? Was investiert der Mensch auf dieser Suche und wie weit ist er bereit, sich selbst anzulügen - um zumindest einen Hauch Paradies zu erlangen?“ — Josef Maria Krasanovsky
PERSONA
von Ingmar Bergman
Koproduktion mit dem Jungen Theater Klagenfurt
Regie und Bühne: Angie Mautz
Das Stück basiert auf dem Schwarz-Weiß-Experimentalfilm „Persona“ von Ingmar Bergman aus dem Jahr 1966. Eine Koproduktion mit dem Jungen Theater Klagenfurt, das seit vielen Jahren die Sommer-Bühne des klagenfurter ensemble mit großen Erfolgen bespielt.
Zwei Frauen treffen aufeinander. Die eine, Elisabet - eine Schauspielerin, Ehefrau und Mutter - beschließt eines Abends während einer ihrer Vorstellungen auf der Bühne, nicht mehr zu sprechen. Die andere, Alma, wird ihr in der Klinik als Krankenschwester zur Seite gestellt und erweist sich bald als redselige, treue Begleiterin. Eine seltsame Freundschaft entsteht, eine Mauer an Undurchschaubarkeit, zwischen Wahrhaftigkeit und Verlogenheit oszillierend, baut sich auf aus den ganz großen Emotionen: Liebe, Wut, Sexualität, Eifersucht und die Suche nach dem Sinn des Lebens an sich. Am Ende entsteht eine surreale Symbiose zwischen den beiden ungleichen Frauen, die in der Frage mündet, wer denn nun welche Rolle spielt: Wer ist Elisabet und wer ist Alma? Oder sind sie gar eine einzige Person?
PELZVERKEHR
6. Edition / Tanzwochen Klagenfurt
Koproduktion mit dem Tanzamt Klagenfurt
Realisierung: Ingrid Türk-Chlapek
Foto: Peter Wagner