Wie kommen wir besser ins Gespräch?
Über 100 Gäste folgten gestern, Montag, der Einladung zum zweiten „Social MonTalk“. In den Räumen der SPÖ Kärnten, mit dem Renner-Institut als Gastgeber, ging eine Runde von ExpertInnen aus Journalismus und Politik gemeinsam mit dem Publikum der Fragen nach: Wie können wir uns besser verstehen, woran scheitert Kommunikation und welche Spielregeln gelten heute vor allem im digitalen Bereich?
Nach den Begrüßungsworten durch LH Peter Kaiser und SPÖ Kärnten Landesgeschäftsführer Andreas Sucher, in denen beide auf die Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen einer digitalisierten Zukunft hinwiesen, hielt Ingrid Brodnig, Journalistin und Buchautorin, die Keynote. Am Podium und mit dem Publikum diskutierten Andrea Klambauer von den NEOS und Landesrätin in Salzburg, Günther Albel, Villacher Bürgermeister (SPÖ) und Max Lercher, Nationalratsabgeordneter (SPÖ). Durch den Abend führte Peter Plaikner.
Warum ist es so schwierig, im Internet fair und sachlich zu kommunizieren? Warum ist eine Falschmeldung oft erfolgreicher als Fakten? Haben Sie, wenn Sie jemand damit konfrontieren, dass er oder sie offensichtliche Falschmeldungen „teilt“ und „liked“, auch schon einmal Sätze gehört wie: Aber es hätte auch wahr sein können bzw. es könnte eines Tages wahr werden!
„Nicht die Technik ist das vorrangige Problem in der Kommunikation - es ist und bleibt der Mensch selbst“, erläuterte Ingrid Brodnig. „Wir sind eher bereit, Sachen zu glauben, die in unser Weltbild passen - gerade was unser Weltbild bestätigt, wird weniger hinterfragt.“ Das Weltbild ist oft wichtiger als Fakten - daran ist das nicht das Internet schuld, aber das Internet ist ein immenser Multiplikator der eigenen Weltsicht. Natürlich ist der Faktor Technik nicht zu unterschätzen, denn mittlerweile können sich auch unseriöse Akteure im Netz als etwas ausgeben was sei nicht sind - etwa ernsthafte Medienkanäle.
Was hilft?„Sprechen Sie über Fakten nicht über Fakes, setzen sie die richtigen sprachlichen Frames, lassen Sie sich nicht emotionalisieren und manchmal kann auch Schweigen eine taktische Option sein“, so Brodnig, die auch empfiehlt, bei fragwürdigen Behauptungen selbst nach zu recherchieren. Zum Beispiel kann man die Behauptung googeln und dazu das Wort „Faktencheck“ eingeben - was einem hilft, Information auf Faktencheck-Webseiten zu finden.
Klambauer, Albel und Lercher konnten aus ihrer eigenen Kommunikationserfahrungen aus dem Social Media Bereich berichten und dem Publikum auch konkrete Fragen beantworten, wie sich Eskalationen ebenfalls entschärfen lassen können. Zumeist ist es das persönliche Gespräch, das ein Umdenken und Reflektieren einleitet - keine endlose Online-Diskussion. Insgesamt bestätigten alle drei PolitikerInnen, dass die Social Media Kommunikation schlicht aus ihrem Berufsalltag nicht mehr wegzudenken sein, auch wenn sie zeitintensiv und manchmal emotional belastend ist.
Publikum und ExpertInnen waren sich am Schluss der Diskussion auch einig, dass die Kommunikation im Social Media Bereich bzw. das Geschäftsmodell der digitalen Kommunikation durchaus eine Gefahr für das demokratische System, wie wir es kennen, darstellen kann und entsprechend genau beobachtet werden muss. Es braucht letztlich nicht nur die Eigenverantwortung im täglichen Umgang, sondern auch rechtliche und gesetzliche Rahmenbedingungen für die „Provider“ um die digitale Kommunikation nicht zur digitalen Manipulation verkommen zu lassen.
Foto: SPÖ Kärnten