Erhöhte Achtsamkeit in der dunklen Jahreszeit!
45 Fußgängerinnen und Fußgänger wurden im Vorjahr in Kärnten am Schutzweg angefahren und dabei verletzt. Damit passierten 28 Prozent der Fußgänger-Unfälle, auf Schutzwegen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. In der dunklen Jahreszeit nimmt der Anteil der Schutzwegunfälle zu. Der VCÖ erinnert an die Straßenverkehrsordnung: Lenkende eines Fahrzeugs dürfen sich „einem Schutzweg nur mit einer solchen Geschwindigkeit nähern, dass das Fahrzeug vor dem Schutzweg anhalten kann“. Der VCÖ fordert zum Schutz der Fußgängerinnen und Fußgänger mehr Verkehrsberuhigung und Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet.
Im Vorjahr gab es in Kärnten 155 Verkehrsunfälle, bei denen Fußgängerinnen und Fußgänger angefahren und verletzt wurden. 44 davon, das waren 28 Prozent, passierten auf einem Schutzweg. 45 Fußgängerinnen und Fußgänger wurden verletzt, ein Teil davon schwer, informiert die Mobilitätsorganisation VCÖ.
Auch österreichweit passiert jeder vierte Fußgängerunfall auf einem Schutzweg. Ein aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt, dass der Anteil der Schutzwegunfälle in der dunklen Jahreszeit deutlich zunimmt. In den vergangenen drei Jahren passierten im Dezember und Jänner in Österreich rund 40 Prozent der Verkehrsunfälle, bei denen Fußgängerinnen und Fußgänger verletzt wurden, am Schutzweg. Und im Vorjahr gab es im Dezember mit 93 und damit fast doppelt so viele wie im März und April mit jeweils 51.
„Gerade wenn die Sicht schlechter ist, ist es wichtig entsprechend langsamer unterwegs zu sein“, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger und ruft die Straßenverkehrsordnung in Erinnerung, in der es - seit vielen Jahren – im Paragraph 9 heißt: „Der Lenker eines Fahrzeuges darf sich einem Schutzweg nur mit einer solchen Geschwindigkeit nähern, dass er das Fahrzeug vor dem Schutzweg anhalten kann.“ Zudem darf ein Schutzweg nicht „nicht unmittelbar vor einem herannahenden Fahrzeug und für dessen Lenker überraschend betreten“ (Paragraph 76 der StVO) werden. In der dunklen Jahreszeit ist es schwierig Blickkontakt mit dem Lenkenden herzustellen. Vor dem Überqueren des Schutzwegs deshalb darauf achten, dass das herannahende Fahrzeug reagiert.
„Aber wo Menschen unterwegs sind, passieren Fehler. Deshalb ist es wichtig, das Verkehrssystem so zu gestalten, dass ein Fehler keine fatalen Folgen hat. Das heißt konkret, die Geschwindigkeit im Ortsgebiet zu reduzieren und mehr Verkehrsberuhigung umzusetzen“, betont VCÖ-Experte Schwendinger. Gerade für die größte Opfergruppe bei schweren Fußgängerunfällen, Seniorinnen und Senioren, ist mehr Verkehrsberuhigung im Ortsgebiet eine wichtige Sicherheitsmaßnahme. Im Vorjahr waren 21 der 37 bei Verkehrsunfällen in Österreich getöteten Fußgängerinnen und Fußgänger 70 Jahre oder älter.
Der Unterschied zwischen Tempo 30 und Tempo 50 ist beim Anhalteweg, das ist die Summe von Reaktionsweg und Bremsweg, sehr groß, wie der VCÖ anhand eines Beispiels zeigt. Ein Pkw, der bei 30 km/h einen Anhalteweg von elf Metern hat, steht bei 50 km/h erst nach 24 Metern und hat aufgrund des langen Reaktionswegs nach elf Metern noch eine Geschwindigkeit von 49 km/h. Wird ein Fußgänger mit diesem Tempo niedergefahren sind schwerste Verletzungen die Folge. Mit Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 statt 50 können Gemeinden und Städte die Sicherheit für die schwächsten Verkehrsteilnehmer deutlich erhöhen.
Wichtig ist auch das Umfeld von Schutzwegen so zu gestalten, dass Autofahrende eine gute Sicht auf Personen haben, die die Straßen überqueren möchten. Das bestehende Halte- und Parkverbot vor Schutzwegen ist von derzeit fünf auf mindestens zehn Meter zu erweitern, betont der VCÖ. Durch den SUV-Boom und dem zunehmenden Lieferverkehr wegen des Online-Handels sind immer mehr höhere Fahrzeuge unterwegs. Parken diese fünf Meter vor einem Schutzweg, ist die Gefahr groß, dass die Sicht auf Kinder, die die Straße überqueren, verstellt wird.
VCÖ: Im Schnitt ein Schutzwegunfall pro Woche (In Kärnten bei Schutzwegunfällen verletzte und getötete Fußgängerinnen und Fußgänger)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2022
Kärnten liegt beim Anteil der Schutzwegunfälle im Bundesländer-Vergleich im Mittelfeld (Anteil Schutzwegunfälle im Jahr 2021 – in Klammer Anzahl)
Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2022
Foto: Screenshot/YouTube