Die derzeitige Schließung von Gastronomie und Hotellerie zieht weite Kreise: Die Wäschereien stehen mit dem Rücken zur Wand und profitieren kaum von Ersatzzahlungen des Bundes.
Die heimischen Zulieferer der Gastronomie und Hotellerie sind enorm von den COVID-19-Maßnahmen, insbesondere dem zweiten Lockdown, betroffen. Das erneute Zusperren gefährdet viele Unternehmen in ihrer Existenz und damit Arbeitsplätze. „Es ist schlichtweg eine Katastrophe“, bringt es Michael Wanggo, Landesinnungsmeister für Mode und Bekleidungstechnik, auf den Punkt. „Österreichweit kämpfen circa 450 Betriebe aus dem Bereich der Textilreinigung um das finanzielle Überleben und durch die Verlängerung der Tourismus-Schließungen sehen sich diese noch einen weiteren Monat mit massiven Umsatzeinbrüchen von bis zu 90 Prozent konfrontiert“, weiß Wanggo.
Kaum Ersatzleistungen für die Branche
Da Wäschereien und andere Zulieferer nicht behördlich geschlossen wurden – wie etwa Restaurants -, erhalten sie kaum Ersatzleistungen. Auch sind die Textilreinigungen/Putzereien von den Schließungen nicht betroffen, haben aber nur Minimalumsätze, da ein beachtlicher Umsatz durch Gäste in der Hotellerie und kleinen Gastronomiebetrieben generiert wird. „Es gibt keine Hochzeiten, keine Theatervorstellungen, keine Veranstaltungen, keine Familien- oder Firmenfeiern, dafür viel Homeoffice“, erklärt der Branchensprecher. Während man sich im ersten Lockdown mit viel Kraft und Entschlossenheit dem wirtschaftlichen Niedergang entgegengestemmt hat, wird die Luft für Produzenten und Lieferanten, die besonders von der Gastronomie und Hotellerie wirtschaftlich abhängig sind, immer dünner. „Warum die Wäschereien und andere Zulieferer als indirekt Betroffene vom Umsatzersatz des tatsächlich erlittenen Schadens ausgeschlossen sind und keine Entschädigung erhalten, ist völlig unverständlich und entspricht keinesfalls den Grundsätzen von Gleichbehandlung und Fairness“, ärgert sich der Innungsmeister.
Laut der aktuellen Richtlinie erhalten die Branchen, die unmittelbar von der COVID-19-Schutzmaßnahmenverordnung hinsichtlich ihres Umsatzes schwer betroffen sind, bis zu 80 Prozent an Ersatzzahlung. Das Problem dabei ist, dass sich der Begriff „Branche“ hier nach dem ÖNACE-Code richtet und dieser die Zulieferer nicht in ihrer Gesamtheit erfasst. Die ÖNACE ist die nationale Aktivitätsklassifikation. Sie erfasst die wirtschaftlichen Tätigkeiten von Betrieben und dient statistischen Zwecken. Da es in der Tourismusbranche zahlreiche Dienstleister und Zulieferer gibt, werden diese aber nicht als direkt betroffenes Unternehmen kategorisiert und kommen nach jetzigem Stand für die Umsatzersatzzahlung nicht in Frage.
Keine Normalisierung in Sicht
Verschlimmert wird die wirtschaftliche Situation noch dadurch, dass aufgrund der zu erwartenden schwachen Wintersaison, zeitnah auch nicht mit einer Normalisierung der Umsätze gerechnet werden kann. „Bisher sind die Hilferufe der Branche leider ungehört verhallt. Wenn die Textilreiniger und Wäscher auch in Zukunft die Versorgung aufrechterhalten, systemrelevant sein und für die hohen Hygienestandards in unserem Tourismus sorgen sollen, muss man sie zuerst auch überleben lassen! Wenn der Branche nicht schnell geholfen wird, droht eine Pleitewelle und viele, vor der Pandemie gesunde Betriebe werden in finanzielle Schieflage geraten“, appelliert Innungsmeister Michael Waggo.