Presseaussendung von: Büro LH Dörfler
LH Dörfler zeichnete Schwester Johanna Schwab und Gerlinde Wrießnegger aus - Jeder Mensch hat ein Recht auf Chancen
Klagenfurt (LPD). Schwester Johanna Schwab und Gerlinde Wrießnegger wurden gestern, Mittwoch, am Abend von Landeshauptmann Gerhard Dörfler mit dem Menschenrechtspreis des Landes Kärnten ausgezeichnet. Auf einstimmigen Juryentscheid wurden der Preis und die insgesamt 8.000 Euro Preisgeld zwischen den beiden Frauen aufgeteilt. Schwester Johanna wurde für ihr soziales Engagement, vor allem für die Menschen im Kosovo, geehrt und Wrießnegger für ihren Einsatz um bessere Bildung für gehörlose Menschen.
"Jeder Mensch hat ein Recht auf Chancen", betonte der Landeshauptmann. Er appellierte für das Zusammenhalten, Verstehen und Teilen sowie dafür, Menschenrechte alltäglich zu leben. Dörfler meinte auch, dass die aktuelle Wirtschaftskrise als Chance für mehr Miteinander sowie weniger an Gier, Tempo und Wegschauen verstanden werden sollte. Er dankte Schwester Johanna, die mit ihrer Herzlichkeit und Überzeugungskraft so viele Möglichkeiten für die Menschen schaffe: "Auch wir wollen ihre Ziele der Menschlichkeit, des Helfens und Zusammenlebens weiter verfolgen." Wrießnegger wurde vom Landeshauptmann dafür bedankt, gehörlosen Menschen Würde und Bildungsmöglichkeiten zu geben.
Schwester Johanna erzählte von einigen berührenden Erlebnissen im Kosovo, wo sie mit Unterstützung des Bundesheeres, des Kärntner Landesschulrates und der Kärntner HTLs den Menschen mit dem Bau von Brunnen, Häusern oder Schulen sowie Bildungsinitiativen hilft. "Der Kosovo ist nicht auf einem anderen Kontinent", machte sie auf die Nähe zu diesem von Armut geprägten Land aufmerksam. Sie berichtete vom Lerneifer der Kinder im ehemaligen Kriegsgebiet, die sich alle untereinander sehr gut verstehen würden. So setze sich die von ihr gegründete Kinderfußballmannschaft aus sechs verschiedenen Ethnien zusammen.
Wrießnegger, die selbst von Geburt an gehörlos ist, ist Obfrau des Kärntner Landesverbandes der Gehörlosenvereine. Sie hielt ihre Dankesrede in Gebärdensprache. Diese sei eine vollwertige Sprache wie Englisch, Italienisch oder Französisch, betonte Wrießnegger. Sie machte deutlich, wie schwer es Gehörlose haben, bessere Bildung zu erlangen, oder ihre Bedürfnisse auszudrücken. Seit nunmehr 20 Jahren kämpft Wrießnegger für das Menschenrecht auf bessere Bildung für Gehörlose und hat dafür 1996 das erste Gehörlosenbildungszentrum Österreichs gegründet. Ihre weiteren Ziele sind eine Gehörlosenambulanz, in der Betroffene mit Ärzten und Psychologen direkt und ohne Dolmetsch sprechen können, sowie eine Dolmetschzentrale.
Die Laudatio für Schwester Johanna hielt Brigadier Thomas Starlinger. Johanna sei bei den Soldaten im Kosovo bekannter als der kommandierende General, sagte er launig. Er beschrieb sie als liebevolle aber beinharte Geschäftsfrau mit viel Überzeugungskraft. Bei seinem allerersten Telefonat mit der Ordensfrau habe er sich gedacht: "Hat jetzt die Kirche bei uns das Kommando übernommen?" Schwester Johanna hat laut Starlinger seit 2003 insgesamt 650.000 Euro für ihre Projekte im Kosovo gesammelt. Sie gebe der Bevölkerung dort Starthilfe, versuche Konflikte zu beheben und das friedliche Zusammenleben zu fördern. "Unser lebhafter Wirbelsturm wird noch viel Gutes tun", ist sich der Brigadier sicher.
Laudatoren für Gerlinde Wrießnegger waren Anita Pirker und Christian Hausch. Die beiden berichteten in Gebärdensprache von Wrießneggers großer Freude am Unterrichten und davon, wie sie alte oder alleinstehende gehörlose Menschen besucht, um sie zu unterstützen und mit ihnen zu kommunizieren. Auch Wrießneggers ehrenamtliche Tätigkeiten in verschiedenen Gehörloseninitiativen wurden skizziert. Pirker und Hausch zeigten außerdem im Laufe der Preisverleihungsfeier Gebärdensprachenpoesie.
Die Vorsitzende der Menschenrechtspreis-Jury, Larissa Krainer, sagte, dass die Wirtschaftskrise auch eine Krise der Menschenrechte sei. Die zunehmende Armut habe in der Welt Gewalt, Unterdrückung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus verstärkt. Kärnten hingegen investiere in die Menschenrechte und dieses Geld sei gut investiert, sagte Krainer, die auf den Internationalen Tag der Menschenrechte (heute, 10. Dezember) hinwies.
Die gesamte Feier zur Verleihung des Kärntner Menschenrechtspreises wurde in Gebärdensprache übersetzt. Anwesend waren auch der dritte Landtagspräsident Johann Gallo, LR Peter Kaiser, die Landtagsabgeordneten Barbara Lesjak und Ines Obex-Mischitz, Superintendent Manfred Sauer, Prälat Michael Kristof und der geschäftsführende Leiter der Landesamtsdirektion, Dieter Platzer.
Das Land Kärnten vergibt den Menschenrechtspreis seit 1994. In bisher 16 Verleihungen wurden insgesamt 26 Preisträger für ihre herausragenden Leistungen im Sinne der Menschenrechtsarbeit ausgezeichnet. Als Jury fungiert der 1994 von der Landesregierung eingesetzte "kirchlich-politische Menschenrechtsbeirat", dem Vertreter der katholischen, evangelischen und altkatholischen Kirche, der Kärntner Parteien und von amnesty international Kärnten (ai-Kärnten) angehören.
Foto: Büro LH Dörfler/Bodner