Kärntens Wirte sprechen sich klar gegen die angedachte Einführung der „1G-Regel“ für die Gastronomie aus. Dies wäre aus betriebswirtschaftlicher Sicht der definitive Todesstoß für viele Betriebe. Hospitalisierungen werden außerdem als neuer Beurteilungsmaßstab gefordert.
Kärntens Gastronomie zeigt seit mittlerweile 18 Monaten große Bereitschaft zur Einhaltung der jeweiligen Corona-Regelungen. Das Einhalten von 3G und 2G (in der Nachtgastronomie) werden kontrolliert, Gästeregistrierungen durchgeführt, Gäste sensibilisiert und viel Aufklärungsarbeit geleistet. Ein entschiedenes Nein gibt es aber zur derzeit angedachten Einführung der 1G-Regel, sagt Stefan Sternad, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Kärnten: „Unsere Betriebe haben sich vom ersten Tag weg vorbildlich verhalten, Präventions- und Hygienekonzepte umgesetzt und Mitarbeiter entsprechend geschult. Es kann nicht sein, dass die Branche mit den intensivsten Bemühungen in der Pandemiebekämpfung nun wieder zum Sündenbock gemacht werden soll. Die Einführung einer 1G-Regel wäre aus betriebswirtschaftlicher Sicht mit einem Lockdown vergleichbar.“
Außerdem lenke diese Diskussion vom eigentlichen Thema ab. Anstatt einzelne Branchen mit restriktiven Maßnahmen zu sanktionieren, wäre es sinnvoller andere Bereiche - wie zum Beispiel Großraumbüros und private Treffen - stärker in den Fokus zu rücken. „Alleine die Diskussion über eine 1G-Regel führt dazu, dass Feiern wieder verstärkt in den privaten Raum verlegt werden. Und dort spielen Präventionsmaßnahmen, wie 3G-Nachweise und Präventionskonzepte, natürlich überhaupt keine Rolle“, so Sternad.
Hospitalisierungen statt Sieben-Tage-Inzidenz
Insgesamt erwartet er sich eine vorausschauende Planung von der Politik: „Die Betriebe und ihre Mitarbeiter brauchen Planungssicherheit“, betont Sternad. Dementsprechend müsse zügig eine langfristige Corona-Strategie für den Herbst/Winter und Frühling 2022 ausgearbeitet werden. Es sollte vor allem diskutiert werden, welche Kennzahlen künftig zu etwaigen Einschränkungen führen sollten. Bis dato wird dazu die Sieben-Tage-Inzidenz als Messwert genommen; stattdessen sollten die Hospitalisierungen als neuer Beurteilungsmaßstab herangezogen werden, wie dies bereits in Deutschland geplant ist. „Lockdowns werden wir uns auf Dauer nicht mehr leisten können. Wir werden lernen müssen, mit Covid-19 zu leben“, so der Fachgruppenobmann.
Das mittelfristige Ziel müsse sein, den Bürgern wieder ein sinnvolles Maß an Selbstverantwortung zurückzugeben, anstatt die Wirtschaft mit immer strengeren Regelungen zu knechten. „Wir sprechen uns deshalb für regionale und temporäre Maßnahmen bei entsprechendem Bedarf anstelle von flächenleckenden Lockdown-Keulen aus. Und der Wirtshausbesuch darf von der Politik im Übrigen nicht als Lock- und Druckmittel für eine höhere Impfbereitschaft eingesetzt werden“, fordert der WK-Wirtesprecher.