Denkmalschutz: Der Alte Platz kann nur der Anfang sein
„Es ist 5 vor 12 für den Ensembleschutz am Alten Platz. In den letzten Jahren sind schon einige Fassaden, Gebäude und historische Geschäftsausstattungen der Fantasielosigkeit der Eigentümer*innen und Gestalter*innen zum Opfer gefallen“, stellt Gemeinderätin Evelyn Schmid-Tarmann erzürnt fest. „Während andere Städte Europas den touristischen Mehrwert historischer Stadtkerne erkannt haben, werden in Klagenfurt immer noch stadtbildprägende Gebäude gänzlich geschleift oder auf andere Weise optisch verunstaltet, sei es durch geschmacklose Leuchtreklamen oder billige Fassadengestaltung. Alt und Neu kann harmonieren, wenn die Planung den Regeln der Ästhetik folgt. Klagenfurt hat leider wenige Beispiele vorzuweisen, wo das gelang.“
Der Alte Platz ist ein Mosaik aus guten und hässlichen Beispielen
„Am Alten Platz sind einige ‚Verschandelungen‘ offensichtlich. Die jüngste ist die Erdgeschoßfassade der Landschaftsapotheke. Aber auch die Neonschilder anderer Firmen würden mehr in die Tankstellen- und Supermarkt-Fassaden-Landschaft der Völkermarkter Straße, als in den historischen Stadtkern passen“, ist die Grüne Kultursprecherin überzeugt. „Es gibt gottseidank auch Positiv-Beispiele wie die Geschäftsfront von Benetton nahe der Einmündung zur Bahnhofstraße. Doch es kann nicht am ‚Goodwill‘ der Einzelnen festgemacht werden, da braucht es klare Vorgaben. Wo ist die Stadtplanung, wenn man sie braucht?“
Das Bundesdenkmalamt wird nach langem Abwarten nun doch tätig
„Mich freut es sehr, dass die Denkmalschutzbehörde jetzt endlich tätig wird“, kommentiert Schmid-Tarmann die vom BDA angekündigten Schritte. „Was von den geplanten, bewilligten oder bereits im Umbau befindlichen Eingriffen noch abgewendet werden kann, bleibt dahingestellt. Auch das ‚Entkernen‘ von Häusern mit denkmalgeschützten Fassaden ist äußerst fragwürdig. Niemand kann garantieren, dass im Zuge der Bauarbeiten die Außenwand und die Bausubstanz tatsächlich unversehrt bleibt.“
(Für das Objekt Alter Platz 34 wurde eine solche Entkernung genehmigt. Beim Objekt Alter Platz 25 führte die Entfernung von tragenden Wänden zu einer statischen Veränderung, die den Betrieb einer im darüber liegenden Stockwerk angesiedelten Galerie stark einschränkt.)
„Es hieß einmal: ‚Adel verpflichtet‘. In die Neuzeit übertragen muss man sagen: ‚Besitz verpflichtet ebenso‘“, verweist Evelyn Schmid-Tarmann auf die Einwände von Objekteigentümer*innen, die, wie schon aus anderen Wortspenden der Grünen Wirtschaftsprecherin zu entnehmen ist, erhebliche Teilschuld an der horrenden Zahl an Leerständen in der Klagenfurter Innenstadt trifft – Stichwort: Wuchermieten. Abschließend fordert die, seit mehr als einem Jahrzehnt für den Schutz der historischen Gebäude kämpfende, Grüne Gemeinderätin: „Der Alte Platz ist erst der Anfang. Der Denkmal-/Ensembleschutz muss auf viele weitere Viertel innerhalb des Rings ausgeweitet werden. Die Klagenfurter Innenhöfe sind auch schützenswerte Kleinode und auf jeden Fall das Lendhafenviertel.“
Foto: Schmid-Tarmann