Radlobby Kärnten checkte alle Kärntner Bahnhöfe. Ergebnisse werden morgen am Österreichischen Radgipfel in Wiener Neustadt präsentiert.
Bahn und Rad sind eine sehr attraktive Kombination, um in Kärnten schnell von A nach B zu kommen. Doch wie fit und radfreundlich sind die Kärntner Bahnhöfe und -haltestellen? Die Radlobby Kärnten hat diese einem gründlichen Bahnhof-Check unterzogen. Die Ergebnisse werden morgen, Mittwoch 17.4.2024, exklusiv am Österreichischen Radgipfel in Wiener Neustadt von Radlobby Kärnten-Obmann Christoph Zettinig einem breiten Fachpublikum präsentiert.
“Multi-Modalität - also die Kombination von verschiedenen Fortbewegungsmitteln - ist eine der am meisten gepriesenen Alternativen zum Auto. Wir wollten herausfinden, wie gut die Kärntner Bahnhöfe für die Kombi Rad-Bahn geeignet sind und haben dafür alle Stationen in Kärnten abgeradelt und bewertet. Entscheidende Kriterien sind dabei nicht nur die Ausstattung mit Radständern und Fahrradboxen am Bahnhof, sondern vor allem auch, ob der Bahnhof sicher auf einem Radweg erreichbar ist.” schildert Zettinig die Hintergründe.
Klagenfurt Stadt
Abstellanlagen sind großteils zu wenig vorhanden, dringender Handlungsbedarf besteht in Klagenfurt Lend. Klagenfurt Hbf bietet zwar mehrere Abstellanlagen, leider ist die Beschilderung zur am besten geeigneten Abstellanlage sehr dürftig. Gelungene Beispiele für Radparken finden sich am Ostbahnhof oder am Bezirkssieger Klagenfurt West. Bei den Bahnhöfen Lend und Ostbahnhof fehlt der barrierefreie Zugang zu den Bahnsteigen. Die Infrastruktur von und zu den Bahnhöfen lässt bis auf Lend und West sehr zu wünschen übrig und viele Bahnhöfe bieten Potential für adäquate Beschilderung, wie in Ebenthal oder am Hauptbahnhof umgesetzt.
“Eine sichere Fuß- und Radinfrastruktur von und zu den Bahnhöfen, sowie zeitgemäße Radabstellanlagen machen einen Umstieg auf den ÖPNV für alle Altersgruppen erst interessant”, Gerald Schumer, Radlobby Klagenfurt.
Klagenfurt Land
Töschling und Pritschitz besitzen gar keine Radabstellanlagen, während auch Weizelsdorf und Maria Saal nur sehr dürftige Ausstattung aufweisen. Pörtschach, Krumpendorf und Köttmannsdorf - Lambichl liegen mit ihrer Ausstattung im vorderen Bereich. Die Erreichbarkeit über Radwege ist bei Pörtschach, Pritschitz, Köttmannsdorf und Krumpendorf gut gegeben, während Weizelsdorf oder Maria Saal sehr dürftig mit dem Fahrrad zu erreichen sind. Über große Teile wird die Bahnstrecke von Klagenfurt Lambichl ins Rosental durch den Radweg R7G und R1 begleitet. Der Bahnhof Weizelsdorf ist jedoch nur über die B85 zu erreichen. Für die Elektrifizierung und Modernisierung dieser Strecke wurden 50 Millionen Euro investiert. Ein Bruchteil dieser Summe wäre für die geeignete Radinfrastrukturanbindung zu diesem und anderen Bahnhöfen nötig. Ein ähnliches Bild ergibt sich in Maria Saal, dessen Bahnhof mit dem Rad nur über die L86 erreichbar ist. Hinzu kommt, dass der Zugang zum Bahnsteig weder barrierefrei noch radfreundlich ist. Bis auf Krumpendorf und Pörtschach hat die Beschilderung sehr großes Ausbaupotential.
Fazit: Es besteht viel Aufholbedarf: “Radlständer-Offensive” und Radweg-Anbindungen gefordert
“Unser Fazit ist sehr durchwachsen”, fasst Zettinig das Ergebnis zusammen: “Die Ausstattung an den Bahnhöfen (Radständer, Radboxen, etc.) ist überall dort gut und zukunftsfit, wo die Bahnhöfe generell in den letzten Jahren durch die ÖBB modernisiert wurden, beispielsweise entlang der neuen Koralmbahn, der modernisierten Gailtalbahn oder im Großraum Klagenfurt. In anderen Gegenden ist die Ausstattung hingegen oft nicht mehr zeitgemäß. Um dem entgegenzuwirken, fordert die Radlobby eine „Radlständer-Offensive“ mit dem Ziel, dass an jeder Kärntner Haltestelle das Ende der sogenannten „Felgenkiller“, Radständer zum Einklemmen des Vorderrads, eingeläutet wird. "Radständer, die ein sicheres Abstellen und Versperren des Fahrrades ermöglichen, sollten bei jedem Bahnhof Standard sein.“ ist Zettinig überzeugt.
Was die Radweg-Verbindungen von den Ortszentren zu den Bahnhöfen anbelangt, ist in ganz Kärnten noch viel Aufholbedarf vorhanden. “Diese Anbindungen müssen viel mehr in den Fokus gerückt und gezielt verbessert werden. Das vom Land Kärnten geförderte überregionale Radwegenetz konzentriert sich bisher vorwiegend auf die touristischen Routen. Im Sinne der Verkehrswende haben Verbindungen von Ortszentren und Bahnhöfen aus Sicht der Radlobby jedoch ebenfalls eine überregionale Bedeutung, weshalb sie gezielt vom Land mitunterstützt und die Gemeinden damit nicht alleine gelassen werden sollten,“ stellt Zettinig fest.
Testsieger: Pörtschach am Wörthersee, Schlusslichter: St. Georgen am Längsee und Berg im Drautal
Testsieger im Radlobby-Bahnhofcheck ist der neu gestaltete Bahnhof Pörtschach am Wörthersee. Er überzeugt durch moderne, überdachte Abstellanlagen, volle Barrierefreiheit und in puncto Erreichbarkeit durch seine zentrale Lage im Ortszentrum.
Schlusslichter sind mit jeweils vier Punkten ex aequo die Haltestellen Berg im Drautal und St. Georgen am Längsee. In St. Georgen am Längsee konnten überhaupt keine Radabstellanlagen gefunden werden. In Berg im Drautal sind zwar Radständer vorhanden, aber nicht mehr in zeitgemäßer Qualität. Hier fiel besonders negativ auf, dass die Haltestelle vom Ortszentrum nicht auf sicheren Wegen erreichbar ist.
Kooperation mit cyclebee: Ergebnisse fließen in Fahrrad-Bahn-Infoplattform "cyclebeeOnRails" ein.
Eine Kooperation wurde auch mit dem österreichischen StartUp cyclebee eingegangen, welches die spezielle Fahrrad-Bahn-Infoplattform "cyclebeeOnRails" für Radfahrende auf den Markt gebracht hat und praktische Infos für die Rad-Bahn-Kombi bietet. Die von den Radlobby-Ehrenamtlichen erhobenen Daten werden in Kürze eingepflogen und ab Mai dort kostenlos abrufbar sein. Radfahrende sind somit immer top informiert, wie fahrtauglich die Bahnhöfe auf ihrer Route sind.
Nähere Informationen zum Bahnhofcheck und die Detailergebnisse aus den Bezirken: www.radlobby.at/kaernten/bahnhof-check
Foto: Radlobby Kärnten