Einen Meilenstein in der Digitalisierung setzt die Abteilung Vermessung & Geoinformation der Stadt Klagenfurt: Auf Basis umfangreicher Geodaten und mittels des Einsatzes von künstlicher Intelligenz (KI) wurde ein digitaler Zwilling, also ein virtueller Nachbau, der Landeshauptstadt entwickelt. Klagenfurt nimmt damit eine Vorreiterrolle ein – österreichweit einzigartig dient der Nachbau für Analysen, Simulationen und „was wäre wenn“-Szenarien.
Wie hoch ist die Baumbeschaffenheit in Klagenfurt? Wie viele verbaute Flächen gibt es? Welche Flächen sind versiegelt? Wie fällt der Schatten eines Baumes oder eines Gebäudes im Tages- oder Jahresverlauf? Auf welchen Dächern sind Photovoltaikanlagen möglich und wie viel Energie könnte auf den Dächern produziert werden? Wie heiß wird der Asphalt an Hochsommertagen durch die Sonneneinstrahlung? Antworten auf all diese Fragen liefert der digitale Zwilling der Stadt Klagenfurt, dargestellt in 2D oder 3D. Das einzigartige Projekt wurde heute, Freitagvormittag, im Detail vorgestellt.
Seit geraumer Zeit arbeitet die Abteilung Vermessung und Geoinformation an diesem Mammutprojekt. Das komplette Klagenfurter Stadtgebiet wurde mit speziellen Luftbildkameras bildlich erfasst, die mittels Flugzeug die Stadt „abgescannt“ haben. Die künstliche Intelligenz sorgt für eine automatisierte Klassifizierung der Bodennutzung und die Erzeugung eines photorealistischen 3D-Abbildes des gesamten Stadtgebietes. Ein kleines, aber interessantes Detail der KI ist, dass sich bewegende Objekte (fahrende Fahrzeuge, etc.) und Personen automatisch ausgeblendet werden.
Der digitale Zwilling ist öffentlich zugänglich – über den Link www.klagenfurt.at/digitaler-zwilling können die verschiedenen virtuellen Karten aufgerufen werden. 5 Applikationen stehen zur Auswahl, die insgesamt drei große Themen abdecken:
Der Expertenmodus 3D bietet einen allgemeinen Überblick, es werden sämtliche verfügbaren Themen (Photorealistisches 3D-Modell, Landnutzung/Bodennutzung, Solarpotential, Luftbilder) in einer Applikation dargestellt und der User muss die einzelnen Themen selbst ein- / ausschalten bzw. aktiv schalten.
Die Landnutzung / Bodennutzung stellt die Land- bzw. Bodennutzung und die grüne Vegetation (Sträucher und Bäume) dar, zusätzlich wird auf Grundstücksbasis ein Grundstücksindex (durch Anklicken) dargestellt, der die zusammengefassten Bodennutzungsklassen, das 3D-Grünraumvolumen und den Versiegelungsgrad (= Prozent der versiegelten Flächen am Grundstück in Bezug zur gesamten Grundstücksfläche) am Grundstück anzeigt.
Das Solarpotential zeigt für jede Dachfläche im Stadtgebiet das Potential für die Erzeugung von Solarstrom (Photovoltaik) bzw. von Warmwasser (Solarthermie) unter Berücksichtigung der atmosphärischen Bedingungen und des Schattenwurfes durch andere Objekte über das Jahr an. Für Flachdächer bis 10° Neigung werden 3 verschiedene Aufstellungsvarianten abgebildet, für alle anderen die dachparallele Aufstellungsvariante. D.h. denkt man über die Installierung einer solchen Anlage auf dem eigenen Dach nach, stellt die Karte die mögliche Fläche sowie die potenziellen Energiewerte dar. Der digitale Zwilling ist in dieser Form österreichweit aktuell einzigartig, so detailliert und genau werden Grundstücke, Flächen und Gebäude einer Stadt bisher nur in Klagenfurt abgebildet.
Fakten
Damit ist die Kärntner Landeshauptstadt digitaler Vorreiter! Es gibt viele Anfragen und ein großes Interesse an diesem Projekt von anderen Städten. Die nächsten Erweiterungen sind auch bereits in Planung, wie z.B. die Darstellung von Planungsvarianten im 3D-Stadtmodell (man wird sich spezielle Gebäude und Infrastrukturprojekte bereits vorab in der virtuellen Umgebung ansehen können). Diese werden gesondert präsentiert, Informationen dazu folgen rechtzeitig.
Zitate
Stadträtin Mag. Corinna Smrecnik – „Die ideale Stadt ist nachhaltig, lebenswert und liebenswert. Wie aber können wir das erreichen? Woher wissen wir, wie sich unsere Grünflächen entwickeln, welche Hitzeinseln es gibt usw. Der Digitale Zwilling hilft uns dabei. Das Projekt gilt österreichweit als „Best Practice Beispiel“ in diesem Bereich. Es bietet die Grundlage für weitere professionelle Planungen und die Zukunft Klagenfurts.“
DI Günter Koren (Leiter der Abteilung Geoinformation & Vermessung) – „Klagenfurt ist ja bekanntlich eine der 112 Klimavorzeigestädte in Europa. Der digitale Zwilling bietet uns die Möglichkeit, hier weitere Förderungen der EU- Cities-Mission zu lukrieren. Er ist die Basis, um klimarelevanten Themen wie versiegelte Flächen, Hitzeinseln, Boden- und Landnutzungen zu simulieren.“
Foto: StadtKommunikation / Helge Bauer