Die gemeinnützige Organisation Wandelstern begleitet nach Verlust eines Kindes interdisziplinär und ehrenamtlich. Im heurigen Jahr gab es aktuell schon 679 Beratungsstunden. Wenn die Todesursache in einem Unfall, Suizid oder schicksalshaften Wendung liegt, ist das öffentliche Interesse an dem Todesfall bedingt durch die Digitalisierung und die Überwindung von Distanzen, höher. Menschliche Anteilnahme und Fürsorge können in Zeiten der Trauer eine hilfreiche Ressource für die Hinterbliebenen darstellen. In den letzten Jahren wird allerdings eine Zunahme von gesellschaftlichen Phänomenen beobachtet, die den Hinterbliebenen zusätzliche Belastungen aufbürdet.
Digitale Technologien sind ein unaufhaltsames Phänomen unserer Gesellschaft. Dennoch liegt die Verantwortung über das „wie“ in der Anwendung bei den Einzelnen. Die Berichterstattung erfolgt immer zeitnaher an die eigentlichen Geschehnisse und öffnet Tür und Tor für alle Aspekte des Menschseins. So können Anteilnahme und gute Wünsche unbekannterweise an betroffene Familien gerichtet werden, oder ganz gegensätzlich: Verurteilung, Beurteilung, Stigmatisierung, Hating finden den direkten Weg, ungefiltert in die von Schmerz gebeutelten betroffenen Familien.
Selbst wenn sich die Betroffenen die Artikel und Postings in der Akutphase nicht ansehen, da alle Ressourcen für das eigene Überleben des gerade anstehenden Augenblickes benötigt werden – irgendwann konfrontieren sie sich damit oder werden damit konfrontiert. „Geschwisterkinder, die bereits in sozialen Medien unterwegs sind, werden damit unvorbereitet in ihrem ganzen Schmerz nochmals in voller Wucht getroffen!“ mahnt Bernadette Kohlweis als psychologische Beraterin und Kinder- und Jugendtrauerbegleiterin. Kohlweis als Gründerin und Obfrau der Einrichtung weist im Hinblick auf das beginnende Schul- und Kindergartenjahr hin: „Unsere gemeinnützige Organisation Wandelstern steht mit seinem interdisziplinären Team allen Menschen zur Verfügung, die sich Rat und Hilfestellung im Umgang mit Trauer suchen. Nachbarschaft, ArbeitskollegInnen, Eltern von SchulkollegInnen, LehrerInnen und PädagogInnen von Einrichtungen dürfen sich jederzeit an uns wenden, wir unterstützen mit Information und begleitenden Ressourcen.“
„Eltern sollen und dürfen sich niemals in einer Rechtfertigungsposition sehen, wie sie ihre Trauer öffentlich zeigen. Außerdem obliegt die Ausgestaltung der Abschiedsrituale einzig und allein in der Hand der Trauerfamilie. Es ist das letzte Fest, dass sie für ihr verstorbenes Kind ausrichten. Damit schließt sich jedes Be- und Verurteilen über die Ausgestaltung selbstredend aus.“ schließt Anita Ogris-Lipitsch, Stern-Amme von Verein Wandelstern, an.
„Betroffene Familien benötigen Zeit und Raum, um die Geschehnisse ganz individuell zu begreifen und zu verarbeiten. Soziale Medien laden ein immer am schnellsten mit der Verbreitung von Informationen zu dran zu sein. Für manche Menschen am anderen Ende des Bildschirms ist es verlockend Todesnachrichten und spekulative nähre Umstände als schnellste User zu verbreiten. Unterlassen Sie dies aus Respekt und Wertschätzung der Trauerfamilie gegenüber. Hingegen sind persönliche Nachrichten mit konkretem, aufrichtigem Interesse wie man in dieser Situation die Angehörigen unterstützen kann, eine wünschenswerte und menschliche Geste, die nie deplatziert sein kann“ so Kohlweis und Ogris-Lipitsch gemeinsam.
Infos:
Weitere Infos unter: www.bernadettekohlweis.com/wandelstern