Presseaussendung von: Landwirtschaftskammer Kärnten
Der heute in der Kärntner Landesregierung behandelte Landwirtschaftsbericht 2015 zeigt einen durchschnittlichen Einkommensrückgang von 25 Prozent für die Land- und Forstwirtschaft in Kärnten.
Damit ist das Einkommen der bäuerlichen Betriebe im Vorjahr das vierte Jahr in Folge gesunken. Auch für das Jahr 2016 zeichnet sich aufgrund der schlechten Marktlage und der Frost- und Hagelschäden keine Erholung der bäuerlichen Einkommen ab. Landwirtschaftskammer-Präsident Johann Mößler warnt angesichts dieser Situation vor einer Beschleunigung des Strukturwandels in der bäuerlichen Landwirtschaft mit negativen Folgen für das ganze Land. Vor diesem Hintergrund fordert er von der Landesregierung ein Konjunkturpaket für die Bauern, das auch der gesamten Wirtschaft im ländlichen Raum zu Gute kommen soll:
1. Absicherung der Landesmittel für die bäuerlichen Betriebe im Budget
Der Spardruck Kärntens ist bekannt, jedoch ist mit dem Agrarbudget kein Land zu sanieren. Der Anteil des Agrarbudgets liegt bereits unter 2 Prozent. Allein die Erhöhung der Gehälter für rund 1.400 Ärzte ab dem Jahr 2015 beträgt mit 13,5 Mio. Euro ein Drittel des gesamten Agrarbudgets, für rund 17.500 bäuerliche Betriebe in Kärnten!
2. Einsatz regionaler Lebensmittel in allen Verpflegungseinrichtungen des Landes
Die öffentliche Hand schreibt vor, unter welchen Bedingungen die bäuerlichen Betriebe produzieren müssen. Daher muss die öffentliche Hand beim Einkauf auch zu heimischen Lebensmitteln greifen. Die Umsetzung mittels Regierungsbeschluss muss ehemöglichst herbeigeführt werden. Die Zusatzkosten dafür sind jedenfalls nicht dem Agrarbudget anzulasten!
3. Stärkung des heimischen Rohstoffes Holz durch das Land Kärnten
Der Anteil des forstlichen Einkommens am Gesamteinkommen der bäuerlichen Betriebe ist in Kärnten im Bundesländervergleich überdurchschnittlich hoch. Wo nur möglich ist seitens des Landes dem heimischen, klimaneutralen Rohstoff Holz der Vorzug zu geben. Der verstärkte Holzeinsatz sollte Berücksichtigung finden in der öffentlichen Vergabe (ökologische Kriterien im Bestbieterverfahren), in der Kärntner Bauordnung und in der Wohnbauförderung des Landes.
4. Investitionsoffensive für das ländliche Wegenetz
Über 1.000 Kilometer Verbindungsstraßen, Güterwege und Hofzufahrten warten schon lange auf einen zeitgemäßen Aus- bzw. Umbau. Auch Brücken mit einer Begrenzung von 16 Tonnen sind nicht geeignet, Holz mit LKWs aus dahinter liegenden Wäldern abzutransportieren. Der Rückstau bei den Bauvorhaben im ländlichen Wegenetz beträgt derzeit rund 10 Jahre. Die Eigenleistungsbeiträge für die Wegerhaltung sind in den letzten Jahren massiv gestiegen. Deshalb braucht es eine Sonderdotation für das ländliche Wegenetz von zusätzlich rund 5 Mio. Euro jährlich bis 2020. Damit kann erfahrungsgemäß ein jährliches Investitionsvolumen von rund 40 Mio. Euro ausgelöst werden.
Bauern sichern regionale Wirtschaftskreisläufe
„Wir fordern nichts Unmögliches – wir fordern Notwendiges!“, betont Mößler und weist darauf hin, dass das von ihm vorgeschlagene Konjunkturpaket den Empfehlungen des Institutes für Höhere Studien (IHS) im kürzlich erschienen Wirtschaftsbericht für Kärnten folge. Jeder Bauernhof sichere 3 bis 4 Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich. Derzeit investiere jeder Bauernhof nach wie vor jährlich rund 16.500 Euro in die regionale Wirtschaft. Wenn die Bauern nichts mehr verdienen, könnten sie weniger investieren und der Wirtschaftsmotor am Land beginne zu stottern, unterstreicht der LK-Präsident
Mößler plädiert in diesem Zusammenhang für eine Abkehr vom Dogma der Globalisierung hin zu einer ökosozialen Handelspolitik. „Wir können alles Mögliche importieren: Autos, Computer, Handys. Was wir aber nie werden importieren können, ist eine gepflegte Kulturlandschaft als Basis für unseren Tourismus. Die Politik hat die Märkte liberalisiert, damit die Konsumenten günstige Lebensmittel am Weltmarkt einkaufen können. Die gleiche Politik definiert immer mehr Auflagen und Gesetze für die heimischen Bauern mit dem Effekt, dass die Kosten steigen und das Einkommen sinkt.“
Foto: LK Kärnten/Helge Bauer